das Herz des Reviers hat aufgehört zu schlagen
Ende
Deutsche Steinkohle
2018
DANKE, KUMPEL !
Am 3. Nov. 2018 lud die RAG zum Ende des Deutschen Steinkohlenbergbaus alle Bürger und Bürgerinnen zu einer musi-kalischen Bürgerveranstaltung auf die Schachtanlagen Zollverein, Prosper-Haniel, Lohberg, Heinrich-Robert (BW Ost) und Anthrazit Ibbenbüren ein.
Tausende von Revierbürgern folgten der kostenfreien Einladung. Auf den Anlagen hielten die RAG-Vertreter emotional bewegende Reden. Der Film “ Der lange Abschied von der Kohle“ , der ebenfalls auf einer Großbildleinwand gezeigt wurde, rührte viele Menschen zu Tränen. Man spürte: hier geht eine Ära zu Ende, die das Revier hervorgebracht hat. Die Gäste konnten eine Botschaft hinterlassen, die später in einer Kunstinstallation ihren Platz auf den ehem. Bergwerken finden soll.
Wofür der Bergbau stand
von Anfang an haben die bergmännischen Tugenden dazu beigetragen, dass des Bergbau eine enorme Wirtschaftskraft und einen enormen Wohlstand entfalten konnte. Dafür gebührt den Bergleuten Dank und Anerkennung.
Am 21.12.2018 wird dem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier durch einen Vertreter der Fördermannschaft ein letztes Stück Kohle überreicht. Dann ist offiziell Schacht im Schacht. Die letzte Hobel-schicht wurde auf den Bergwerken Prosper-Haniel und Anthrazit-Ibbenbüren allerdings schon im August 2018 verfahr-en. Nur im Flöz Zollverein 124 lief der Walzenschrämlader auf PH noch bis zum Schluss. Die Abbau-Mannschaften bereiten seit August 2018 den Rückzug aus den Baufeldern Prosper-Haniel in Bottrop-Kirchhellen und im Beustfeld Flöz 53 südöstlich von Ibbenbüren vor. Das Rauben läuft auf Hochtouren. Die Stimm-ung in den Mannschaften ist zwar ge-drückt und traurig, da jeder weiß, dass es auch in Zukunft nicht ohne Kohle gehen wird, dennoch sind alle hochkonzentriert bei der Sache. Denn die Arbeit unter Tage ist eine gefährliche Arbeit. Und daher ist Sicherheit bis zur letzten Minute das oberste Gebot. Maschinenteile, Baustoff-pumpen, Bandanlagen, Kühlaggregate und Energiezüge müssen aus den Gruben-bauen ausgebaut und zu Tage gefördert werden. Es darf kein Tropfen Öl, Fett oder Hydraulikflüssigkeit übrig bleiben. An-schließend werden die Dämme gesetzt und die Wasserewigkeit hergestellt, um das Grubenwasser über Hängepumpen fördern zu können. Das ist eine Ewigkeits-aufgabe. Erst wenn alles erledigt ist, werden die Schächte standfest verfüllt. Das wird voraussichtlich Ende 2019 sein.
Seit den 50er Jahren sind bis heute auf den Berg-werken im Revier rd. 10 Mrd. Tonnen Kohle ge-fördert worden. Eine enorme Leistung, die das Ruhrgebiet zu dem gemacht hat, was es heute ist. Arbeit, Sicherheit und Wohlstand war der berechtigte Slogan, mit dem die IG BCE in den 70er und 80er Jahren für den Bergbau warb. Der Bergbau hat funktionierende Wertschöpfungsketten mit Mrd. an Auftragsvolumina geschaffen, von denen viele Firmen Jahrzehnte lang partizipiert haben. Die Kumpels wurden anständig bezahlt, junge Menschen gewährte der Bergbau eine Top-Ausbildung. Kein Bergmann fiel bis heute ins Bergfreie. Dafür ist der RAG und dem Land NRW zu danken. Wie es in den Revieren weitergehen wird, ist offen, da der Strukturwandel noch lange nicht beendet ist. NRW wird wohl weiterhin Energieland bleiben, aber die Zeit der Industrie und der Massenbeschäftigung mit solch einer identitätsstiftenden Kultur wie sie der Bergbau darstellte… die dürfte wohl ein für alle Mal beendet sein. Die bergmännischen Tugenden wie Anstand, Anteilnahme, Pünktlichkeit und Zuverlässig-keit werden hoffentlich bestehen bleiben.
Glückauf ! .
Mehr zum Abschied des Deutschen Steinkohlenbergbaus lesen Sie in unserem neuen Jahrbuch, das Sie sowohl als Softcover-Ausgabe als auch als e-Book erhalten können. Soweit Sie eine VR-Brille besitzen, empfehlen wir Ihnen das virtuelle Bergwerk Prosper-Haniel im 360-Grad Format. Wir danken dem WDR für diese über einjährige Fleissarbeit. Link: siehe Hauptseite
Tickets= Zollverein XII + Dt. Bergbau-Museum
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