der Rückbau zahlreicher Windkraftanlagen steht an
Ab 2020 endet für viele Windkraftanlagen die staatliche Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Da Windkraftanlagen ohne Subventionen nicht marktfähig sind, müssen sie zurückgebaut werden, einschließlich dem metertiefen Fundament. An einigen Stellen werden kleinere Anlagen durch größere WKA ersetzt. Der Rückbau ist auch wegen Erreichung der technischen Altersgrenze erforderlich. Dabei sind zahlreiche Fragen seit Einführung des EEG im Jahre 2000 bis heute ungelöst. Zu diesen ungelösten Fragen gehört auch die Entsorgung der Rotorblätter.
Stahl und Kupfer finden sicherlich Abnehmer, der Beton kann zerkleinert werden, doch die Entsorgung der Rotorblätter ist keine einfache Sache, da diese aus glasfaserverstärkten Kunst-stoffen hergestellt und mit Kohlefasern verklebt wurden. Verbundwerkstoffe aus Carbonfasern lassen sich aber nicht so ohne weiteres recyceln, so Florian Sorg, Projektleiter der Landesagentur Umwelt-technik BW. Müllverbrennungsanlagen eignen sich dazu nicht, da die brechenden Fasern die Filter verstopfen und die elektronische Steuerung der Anlagen beeinträchtigen.
Und der Aushub von bis zu 3.800 Tonnen Stahlbeton aus der Erde verschlingt einen Batzen Geld, den die Eigentümer der Anlagen oft nicht haben. Daher kann es passieren, dass der Sockel einfach in der Erde vebleibt und mit Erde abgedeckt wird, was allerdings gem. § 35, Abs. 5 des Baugesetzbuches verboten ist. Rund 20.000 EUR kostet der Rückbau einer 1 Megawatt-Windkraftanlage. Das Recycling unternehmen Remondis rechnet daher damit, dass die rd. 30.000 Windkraftan-lagen noch jede Menge Probleme bereiten werden. Allein bis 2021 sollen rd. 16.000 Tonnen Abfallmaterial aus Rotorblättern anfallen. Wahrscheinlich wird man bis zur Lösung dieser Probleme ähnlich wie bei der Entsorgung von atomaren Brennstäb-en verfahren: man baut Zwischenlager.
Zusätzliche Probleme wird es bei der Entsorgung von veralteten Photovoltaik-Anlagen und Lithium-Batterien geben. Denn auch hier steckt eine geeignete Ent-sorgungstechnik noch in den Kinderschuh-en. Das Frauenhofer-Institut für chemische Technologie in Baden-Württemberg bastelt derzeit an einem Verfahren, das Verbundwerkstoffe aus Holz, Glasfaser-matten und Epoxyharz mit Hilfe von kleinen Sprengladungen in einzelne Fraktionen trennen soll, um die Ver-brennung zu ermöglichen. In 5 Jahren will man das Verfahren so weit vorangetrieben haben, dass die Entsorgung im Indu-striemaßstab mit Hilfe der Pyrolyse ( Zer-setzung chem. Verbindungen) möglich sein soll.
Und wie fast immer lautet auch hier die Gretchenfrage: “ wie teuer wird das Ganze und wer soll das alles bezahlen?“ Ob die Anlagenbetreiber draufzahlen werden, ist unklar und unwahrscheinlich. Zwar sind diese zur Rücklagenbildung für den Rückbau verpflichtet, aber viele Anlagenbetreiber gingen schon vor Erreichung der technischen Alters-grenze der Anlagen trotz hoher Subventionen in die Pleite. Hier wird wohl wieder mal der deutsche Michel die Zeche zahlen dürfen. Eher un-wahrscheinlich dürfte sein, dass die Rückbaukosten aus den Erlösen des Altmetalls ausgeglichen werden können.
Langfristig will man Materialien entwicklen, die aus organischem Fasergewebe bestehen und daher kompostierbar sind. Allerdings müssen diese extrem belastbar sein. Bis zur Marktreife werden daher ebenfalls noch viele Jahre vergehen. Übrigens: ein Rotorflügel mit einer Gesamtfläche von 300 Quadratmetern bringt 6,5 Tonnen Gewicht auf die Waage. Obwohl alle installierten Windkraftanlagen mittlerweile rd. 14.000 Megawatt Strom erzeugen können (installierte Leistung, wohlgemerkt !!), beträgt die gesicherte Leistung nach wie vor bei Onshore-Windkraftanlagen 0 % und bei Off-Shore-Windkraftanlagen 2 %. Sie sind damit für eine gesicherte Energieversorgung rund um die Uhr völlig ungeignet. Trotzdem setzt die Regierung weiterhin auf diese unnötige und unwirtschaftliche Technik.
Quellenhinweise:
ZDF vom 29.07.2019; n-tv.de vom 29.5.2017; Stutgarter Zeitung vom 14.3.2018; Welt.de vom 31.1.2004; Shz.de vom 9.9.2018; ndr.de vom 22.1.2018; Capital vom 18.1.2017; Deutschlandfunk-Kultur.de vom 25.8.2015 und RK-Redaktion vom 30.07.2019
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