ARBEITERSIEDLUNGEN IM REVIER
REGIONALVERBAND RUHR
Emscher Landschaftspark Oberhausen
Heimat in der Kolonie - 18.02.2020 bis 22.03.2020
Haus Ripshorst in Oberhausen
Foto: RVR
LWR-Museum Siedlung Eisenheim in Oberhausen
Foto: Wolgang Staiger, Merian
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Im RVR-Besucherzentrum des ehemaligen Bauernhofes „Haus Ripshorst“ in Oberhausen stellt der passionierte Ruhrgebiets-fotograf Ludger Staudinger 18 wunderschöne Ruhrgebietsfotos aus, die das Leben in den Bergarbeitersiedlungen zeigen. Die Aus-stellung wird thematisch ergänzt aus der neuen App der Route der Industriekultur und trägt den Namen „Perspektivwechsel.“ Die App ist im digitalen Guide mit Audio-Geschichten versehen worden, damit Sie das Abenteuer Ruhrrevier auf neue und spannende Weise erleben können. Der „Perspektivwechsel“ beschäftigt sich auch mit dem Steinkohlenbergbau und seinem Ende.
Mit dem Zechensterben wurden in den 70er Jahren nicht nur viele Zechen ab-gerissen, sondern im Zuge einer neuen Stadtplanar-chitektur auch viele Zech-ensiedlungen dem Erdbod-en gleichgemacht. Bau-hausarchitekten wie unser Mitglied, Prof. Dr. Roland Günter, leisteten mit Stu-denten der FH Bielefeld er-bitterten Widerstand gegen weitere Abrisspläne. Unter dem Motto „Rettet Eisen-heim“ stellte sich unser Mitglied demonstrativ geg-en den Abriss der alten Bergarbeiterhäuser in Ober-hausen-Eisenheim. Die Eis-enheimer Bewegung er-schütterte ab 1974 das ganze Revier. Überall ent-standen Inititativen, die sich gegen den Abriss der etwa 2400 Bergarbeiter-häuser im Revier wehrten.
Bald waren es mehr als 40 Initiativen, die sich um den Erhalt der Siedlungen mit allen Kräften bemühten. Mit Erfolg. Und so konnten die Bergarbeitersiedlungen Flöz Dickebank in Gelsenkirchen, Rheinpreußen in Duisburg, Felicitas und Tremonia in Dortmund, Beisenkamp in Datteln, Dunkelschlag in Oberhausen, Halbmond in Bochum und Mausegatt in Mülheim vor dem Abriss bewahrt werden. Architekten, Stadtplaner und Sozialwissenschaftler be-schäftigten sich ausführlich mit der Bergarbeiter-und Siedlungs-kultur.
In dern 70er Jahren schlossen sich etliche Koloniebewohner zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen und gaben die Zeitung „Ruhr-Volksblatt“ heraus. In dieser kamen auch viele Fachleute zu Wort, die sich über den Sinn der gewachsenen sozialen und kommuni-kativen Strukturen in den rd. 30 Siedlungen ihre Gedanken macht-en. Davon ließ sich auch der damalige Bundespräsident Gustav Heinemann beeindrucken. Er lobte die Bergarbeitersiedlung Eisen-heim nach ihrer Rettung als ein mustergültiges Beispiel für soziale Architetktur im Gegensatz zu rein technisch-wirtschaftlichen Lösungen, wie sie heute üblich sind.
RVR-Besucherzentrum
Haus Ripshorst
Die bis So von 10.00 h bis 17.00 h
Durch die kleinteilig-urbane und niedrige Bauweise mit Hinterhofgarten, Stall und Taubenschlag konnte auch eine besondere Lebens-qualität gedeihen, die heute fast schon Seltenheits-charakter hat. Unter wie über Tage galt: man bildet eine Gemeinschaft und man hält zusammen. Ver-einsamung, Entfremdung und Isolierung – die klassi-schen Probleme von Hoch-hausgemeinschaften und modernen Städtebewohn-ern – waren Fremdworte. Und was man auch nicht vergessen darf: die Mieten waren für jeden erschwing-lich. Dafür sorgten die Zech en- und Stahlbarone. Und architektonisch reizvoll sind die Häuser bis heute und daher aus unserer Sicht absolut schutzwürd-ig.
Aber machen Sie sich selbst ein Bild !
Quellenhinweise: