erstes Teilstück wurde freigegeben
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), der neben acht an-deren Indsutriemuseen auch das Industriedenkmal Zeche Zollern II/IV in Dortmund-Bövinghausen unterhält, hat bereits im Febr. d.J. mit Unterstützung der RAG-Stiftung die neue Untertagewelt „Mon-tanium“ eröffnet. Wie sehr sich ein Besuch lohnt, skizzieren wir im folgenden Beitrag.
Musterzeche des 18. Jahrhunderts
Barocke Schloßanlage mit Backsteingotik
Als der Gelsenkirchener Architekt Paul Knobbe. die ersten Zechengebäude auf Zollern 1898 entwarf, da ging es ihm darum, vom Image der schmutzigen Zechenhöfe.wegzukommen. Er schuf einen schloßähnlichen Innenhof, verzierte die Giebel und Häuser reichhaltig im Stile des Historismus.. Er begrünte den Ehrenhof, versah den Eingangsbereich der Zeche mit einem gotischen Hauptportal. Schuf einen wunderschönen. zinnengekrönten Treppengiebel. Versah die Maschinenhalle mit riesigen.fünfbahnigen Fassadenfenstern. Entwarf eine prächtigen Maschinenhalle mit ornamentaler Jugendstilmalerei, repräsentativen Torhäusern, Walmdächern mit Zwiebeltürmen und reichlich Ziegelmosaik.
Im Jugenstil wurden aber auch die Beamtenhäuser in der Bergarbeiterkolonie Landwehr konzipiert, weil auch sie die Zeche repräsentieren sollten. Die 90 erhaltenen Wohneinheiten bilden eine einmalige städtebauliche Situation. Der besondere Reiz liegt darin, dass Kolonie und Zeche die gleichen Stilelemente besitzen und daher eine Einheit bilden. So zeugten schon damals die Zwei und Vierfamilienhäuser vom fortschrittlichen und sozialen Wohnungsbau der Zeche. Obwohl nach der Schließung der Zeche im Jahre 1955 von ehemals 43 Übertagegebäuden nur 17 übrig geblieden sind und diese bis 1990 mehr oder weniger verwahrlosten, ist dieser Glanz einer vergangenen Industrieepoche seit der Restaurierung durch den LWL erhalten geblieben.
Das gilt insbesondere für die von 2009 bis 2016 aufwendig restaurierte Maschinenhalle, aber auch für die beiden Fördertürme. Allerdings.handelt es sich nicht um die Originalfördertürme, weil diese nach der Stilllegung dem Abriss ebenfalls zum Opfer fielen. Über Schacht 2 erhebt sich daher heute. der Förderturm der ehem. Zeche Wilhelmine Victoria aus Gelsenkirchen und über Schacht 4 der Förderturm der ehem. Zeche Friedrich der Große aus Herne.
Industriemuseum Zeche Zollern II/IV
Grubenweg 5
44388 Dortmund
Industriemuseum Zeche Zollern II/IV Grubenweg 5
44388 Dortmund
Öffnungszeiten:
Dienstags bis Sonntags von 10.00 bis 18.00 h
Eintrittspreise:
Erwachsene: 5,00 EUR
Kinder: frei
geführte Gruppen (max. 15 Personen) für den Besuch des Montaniums: 45,00 EUR (2 Begleitpersonen frei!)
Dauer: 2 Stunden
Neues Angebot
Obschon die Schächte seit 1966/67 verfüllt sind, hat sich der LWL bemüht, den Besucherinnen und Besuchern trotzdem das Gefühl zu vermitteln, wie es unter Tage einmal gewesen ist. Dazu wurde auf dem Zechenplatz ein Streckenabschnitt mit Rundbogenausbau und reichlich Technik aufgefahren und hergerichtet.
Experimentierstationen, Untertage-Soundakustik, audiovisuelle Projektionen, Dunkelheit und Geruchsbedüsung sollen einen mög-lichst authentischen Eindruck.von der Arbeitswelt der Bergleute unter Tage vermitteln.
Mit diesem neuen Angebot will das Museum deutlich machen, dass es mehr kann, als nur Objekte, Maschinen und Vitrinen auszu-stellen. Man will alle Sinne ansprechen. Und das wäre mit dem Montanium nunmehr gelungen. Gleichzeitig soll das Montanium auch ein Bildungsort sein, dass das vorhandene erlebnispäda-gogische Konzept für Kinder und Jugendliche sinnvoll ergänzt. Die RAG-Stiftung hat das Projekt unterstützt, weil es Jugendlichen hilft, einen Zugang zu naturwissenschaftlichen Themen und Technik spielerisch zu finden. Gerade an den Experimentier-Stationen geht es um physikalische Phänomene und Kräfte, die unter Tage wirken.
Gezehe. Maschinen. Hydraulikschilde. u.a. Einrichtungsgegen-stände stammen Übrigens aus dem ehem. Lehrstollen der 2008 stillgelegten Zeche Westerholt (BW Lippe) in Herten, weil diese z.Zt. zu einem Wohn-und Gewerbequartier umgebaut wird.
Bis 2022 soll das Montanium um einen Werkstattbereich und einem weiteren Streckenausbau erweitert werden. Dann können Besucher selbst Hand anlegen und Reparaturen ausführen und eine Fahrt mit einer Grubenbahn nacherleben. Und wer es noch authen-tischer mag, der sollte auch einmal das Trainingsbergwerk in Reck-linghausen-Hochlarmark besuchen. Dort kann man dann auch mit einer Einschienenhängebahn durch das Grubengebäude „wie in echt“ sausen. Aber vorsicht: Bergluft kann süchtig machen !
Quellennachweise:
LWL-Pressemitteilung; Steinkohle-Online.de vom 17.2.2020; Her-mann, Wilhelm und Gertrude: Die alten Zechen an der Ruhr, 6. Auflg., Königstein/Taunus 2008, S. 112 f u. 120 f sowie RK-Re-daktion vom 05.04.2020
Fotonachweise:
ganz oben: Revierkohle. künstl. Gestaltung: Revierkohle; LWL-Logoentwurf: Revierkohle; darunter v.l.n.r.: LWL , links darunter: Revierkohle