Zum Inhalt springen

TU Bergakademie Freiberg

TU Bergakademie zeigt zukunftsfähigen Einsatz von Kohlenstoff auf

Campus TU Bergakademie Freiberg, Foto: TU Bergakademie Freiberg; rechts: Logo-Entwurf: Revierkohle

Wenn sich über 4000 Studentinnen und Studenten bei einer technischen Universität einschreiben (TU Bergakademie Frei-berg, SS 2020) , die sich u.a. der Bergbauforschung und Aus-bildung verschrieben hat, dann kann man nicht behaupten, der Bergbau oder das Bergbaufach wäre von gestern.

Ganz im Gegenteil. Weltweit werden jede Menge Ingenieure benötigt, um die Rohstoffgewinnung zu optimieren und für eine steigende Zahl von Menschen sicherzustellen.

Selbstverständlich gehört dazu auch die Umwelttechnologie und die Technologiefolgenabschätzung. Mit diesen und anderen Fragen beschäftigen sich an der TU Bergakademie Freiberg im sächsichen Freiberg 2.169 Angestellte. Die Stoffvermittlung und Prüfung nehmen 89 Professoren an 6 Fakultäten vor. Das ist schon eine beachtenswerte Haus-nummer für eine spezialisierte TU. In Fachkreisen hat die TU weltweit einen excellenten Ruf. 

Ausstellung

nachhaltiger Einsatz von Kohlenstoff

Unter dem Motto „Wissensreise Kohlenstoff“ ( oder gerne auf englisch: Carbon Discovery Trails) veranstaltet das Institut für Energieverfahrenstechnik und Chemieingen-ieurwesen der TU Bergakademie Freiberg zusammen mit dem Frauenhofer-IMWS-Institut derzeit eine Ausstellung, die unsere Aufmerksamkeit erregte. Und daher wollen wir über diese berichten.

Dabei geht es u.a. um die Frage, was das Element Kohl-enstoff für die Zukunft nachhaltiger Produkte so interessant macht und wie man damit sogar CO2-freien Kraftstoff herstellen kann.

Geschichte der Steinkohle
an der TU Bergakademie trifft man gerne ins Schwarze
Lehr-und Forschungs-Bergwerk Reiche Zeche Freiberg, Foto: TU Bergakademie Freiberg
Prof. Dr. Matthias Reich, Dekan der Fakultät für Geowissenschaften, Geotechnik und Bergbau an der TU Bergakademie Freiberg, Foto: TU Bergakademie Freiberg, Freistellung: RK

Die meisten von Ihnen wissen wahrscheinlich, das Kohlenstoff die bekannteste chemische Vebindung ist. Aufgrund seiner besonder-en Elektronenkonfiguration besitzt Carbon die Fähigkeit zur Bildung komplexer Moleküle.

Diese Eigenschaft macht Kohlenstoff und seine Verbindungen zu nicht weniger als zur Grundlage des Lebens.

Daher ist Kohlenstoff ein chemisches Universalgenie. Es steckt in Plastik, Smartphones, T–Shirt, Benzin und natürlich in unserer Kohle selbst. Damit leistet Kohlenstoff einen immens wichtigen Beitrag zum materiellen Wohlstand in der Welt.    

An sechs interaktiven Infoboards werden die Besucher der Aus-stellung über das Außengelände der Forschungszeche „Reiche Zeche“ geführt. Und so gibt es Mitmach-Aktionen, Videos und interaktive Grafiken. Um dem Trend gerecht zu werden, wird anhand praktischer Beispiele auch erklärt, wie man den sog. CO2-Fuß-abdruck reduzieren kann. Und es wird gezeigt, wie man Kohlenstoff in der Industrie künftig noch nachhaltiger einsetzen kann. Prof. Dr. Bernd Meyer, Direktor des Instituts für Energieverfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen schwebt dabei eine Kohlenstoffkreis-laufwirtschaft vor Augen.

An einer Großversuchsanlage erläuterte Meyer, um welche Technologien es für die nachhaltige Nutzung von Kohlenstoff in Zukunft gehen wird. Zur Zeit werden Machbarkeitsstudien für grün-en Kraftstoff und für Kunststoffe aus Abfällen durchgeführt. 

Und da die Ausstellung auch von der Europäischen Union gefördert wird und weil sie nach den Vorstellungen der Politik eine grenz-überschreitende Zusammenarbeit mit der tschechischen TU VSCHT in Prag erlauben soll, beschäftigt man sich aus nahe-liegenden Gründen mit der Gewinnung von Wasserstoff im Rahmen der Energiewende.

Im Hinblick auf den 2018 abgeschlossenen Ausstieg aus der Deutschen Steinkohlenproduktion und den geplanten Ausstieg aus der Braunkohleproduktion 2038 machte Prof. Dr. Reich, Dekan der Fakultät für Geowissenschaften und Bergbau auf einer Presse-konferenz aber deutlich, dass mit der Abschaffung des Bergbaus in Deutschland keine Verbesserung der Umweltstandards weltweit zu erwarten ist. 

Die Ausstellung soll dauerhaft bestehen bleiben und wird auch vom Forschungsinstitut für Braunkohle in Most unterstützt.

Beispiel für Nachhaltigkeit

ROH-MONTACHWACHS AUS BRAUNKOHLE

Montanwachs wird aus bituminöser Braunkohle mit Hilfe der Extraktion in einem mehrstufigen sog. Karusell-Extraktionsverfahr-en gewonnen. Wegen seiner besonderen Eigenschaften und weil er besser ist als synthetische Wachse oder Substitutionsprodukte aus Reispflanzen oder Palmen, wird Montanwachs aus Braunkohle in vielen Industriezweigen als Grundstoff sehr geschätzt.

Bereits seit 1922 wird in der Braunkohleregion Mansfeld  in Sachs-en-Anhalt Braunkohle veredelt. Der letzte Braunkohlenveredeler ist die Fa. Romonta in Amsdorf, die sogar einen eigenen Tagebau mit zwei abbauwürdigen Flözen unterhält. Die Reichweite in der Oberröblinger Braunkohlenmulde südlich der Bahnstrecke Halle-Kassel reicht noch bis 2025. Dann wird es wahrscheinlich eng für den letzten Braunkohleveredeler werden, der noch aus DDR-Zeiten stammt.

Die aktuelle Klimapolitik der Bundesregierung könnte dem Unter-nehmen und seinen 200 Mitarbeitern den Rest geben, wie man so unschön sagt.

Der Ersatzwachs würde dann aus dem Ausland kommen. Dafür müßten weitere Monokulturen angelegt werden. Das Nachsehen hätten wir alle. Denn es müßten weitere große Gebiete des Regen- waldes abgeholzt werden.

Vielleicht hat die TU Bergakademie Freiberg hierzu noch einen Ver-besserungsvorschlag zu machen. Denn Montanwachs wird nicht nur als Grundstoff in Industriebetrieben eingesetzt, sondern findet auch Verwendung bei der Herstellung von  Schuhcreme, Kosmetik-artikeln und Tablettenbeschichtungen. Sogar Präzisionsplastikteile kann man aus Braunkohlewachs gießen, so der GF der Fa. Romonta GmbH, Dipl.-Ing. Uwe Stieberitz.   

Quellenhinweise:

Pressemitteilung der TU Bergakademie Freiberg vom 05.03.2020 und 17.06.2020; Adler, Sabine: ein Unternehmen kämpft mit den Folgen der Klimapolitik, in:  Deutschlandradio vom 16.08.2019;  Frellstedt, H.: Die Romonta GmbH – ein mittelständisches Unternehmen der braunkohlegewinnenden und verarbeitenden Industrie; Pressemitteilung  o.J., Amsdorf sowie RK-Redaktion vom 16.07.2020

Diesen Beitrag teilen
Translate »