Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk legte 1920 den Grundstein
Von 1850 bis 1920 entwickelte sich das Ruhrgebiet zum größten Ballungszentrum Europas. Die Bevölkerung wuchs von 400.000 Einwohnern auf über 3 Mio. Einwohnern an. Demeent-sprechend stieg der Bedarf an Wohnraum, Verkehrswegen und Kultureinrichtungen. Dörfer und Städte entwickelten sich zunächst ungeplant und chaotisch in die Landschaft hinein.
Wenn man durch das Ruhrrevier fährt, ist dieses Chaos auch heute noch gut erkennbar. Die vielen Hütten-und Bergarbeiter wurden benötigt, um Kohlen und Eisenerz nach Frankreich zu liefern, da Deutschland nach dem verlorenen 1. Weltkrieg 1918 seinen Reparationsverpflicht-ungen nachkommen mußte. Um Ordnung in die Bauaktivitäten zu bringen, schlossen sich die Gemeinden und kreisfreien Städte am 5.5.1920 zum Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk (SVR) zusammen, aus dem später dann der Kommunalverband Ruhrgebiet (KVR) und 2004 der Regionalverband Ruhr (RVR) hervorging.
Anlässlich des 100jährigen Bestehens des RVR zeigt das Ruhr-Museum in einer Sonder-ausstellung über 1.000 Exponate, die das Ruhrrevier als Verwaltungs-,Sport-, Kultur-und Wissensmetropole abbildet. Nicht nur die Erfolgsgeschichte der Industrie, sondern auch die Rückschläge und das Scheitern des Wandels werden benannt. Hierzu gehört auch der nicht bewältigte Strukturwandel aufgrund der zahlreichen Zechenschließungen.
Ruhrrevier
die etwas andere Metropole
5 Millionen Menschen leben heute im Ruhrrevier. Bis heute hat sich keine derart forsche Eingemeindungs-politik durchgesetzt, wie das z.B. in Berlin mit seinen 4 Mio. Einwohnern der Fall war. Daher gibt es auch keine Ruhrstadt, sondern nach wie vor nebeneinanderliegende Städte, die jahrzehnte lang auf ihre Eigenständigkeit besonderen Wert legten. Erst durch den RVR wurde die Entwicklung der Landschaft, der Verkehrs-und Forstwege in geordnete Bahnen gelenkt. Schon 1920 entstand die Idee, einen Revierpark zu schaffen, den Ruhrschnellweg zu bauen und eine Trasse für die Regionalschnellbahn zu legen.
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Anfang der 50er begann im Ruhr-gebiet eine Zeit des Aufbruchs.
Der Krieg ver-schwand bis An-fang der 60er Jahre immer mehr aus dem Bewußtsein der Menschen. Der Wohlstand wuchs. Die älteren unter Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser aus dem Pott, werden sie sicherlich noch gut in Erinnerung haben: die Kli-schees dieser Zeit.
Literaturempfehlungen:
Holger Jenrich: Schauplatz Revier- Blicke ins pralle Leben, Klartext-Verlag, Essen 1994
Claire Maunoury: Zwischen Pütt und Beat-Musik- Menschen aus Gelsenkirchen in den Wilden Sechzigern, Klartext-Verlag, Essen 2014
Hans-Rudolf Uhtoff: Tief im Westen- das Ruhrgebiet 1950 bis 1969 im Bild, Klartext-Verlag, Essen 2010
Patrick Biether: Kultbuch Ruhrgebiet, Komet-Verlag, Köln
Fotonachweise: Peter Rauwerda, aus: Mein Ruhrgebiet- Fotografien aus den 1960er und 1970er Jahren, LWL (Hrsg.), Dortmund 2017; links darunter (Teddybär); Bernhard Blach
unser Revier wird 100
Es war die Etablierung der Siedlungskultur und der Schrebergartenzeit, die Zeit der Studentenproteste und der langen Haare. Die Röcke wurden kürzer und kürzer, die Zeit der Mondlanung, das Woodstock-Festival, der Bau der Berliner Mauer und die Zeit des Zechensterbens an Rhein und Ruhr.
Daher darf in der Ausstellung der russverschmierte Bergmann genau so wenig fehlen wie die Taubenzucht, das Bad im Rhein-Herne-Kanal, Modenschauen in den Innenstädten und die kleine Kneipe „umme Ecke.“
Eine Besonderheit stellt der Luxemburger Originalvertrag der Montanunion dar, der die europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl, dem Vorläufer der heutigen EU, begründete. Dieses Dokument wird in der Ausstellung ebenfalls gezeigt.
Die Dauerausstellung wird im Ruhr-Museum auf Zollverein XII vom 13.09.2020 bis 09.05.2021 gezeigt.
Ruhr-Museum auf Zollverein XII
Kohlenwäsche, Gelsenkirchener Strasse 181
45309 Essen-Katernberg
Eintritt: 7,00 EUR
Mo-So von 10.00 h bis 17.00 h