Mit der eingängigen und ruhrdeutsch-typischen Überschrift „dem Kalinowski sein Pütt“ eröffnete das Weltkulturerbe dieser Tage einen neuen historischen Rundgang auf dem altehrwürdigen Gelände der 1986 stillgelegten Zeche Zollverein XII in Essen-Katernberg. Nicht, das es nicht schon einige Bergbaupfade und diverse Führungen auf Zollverein geben würde, aber dieser Rundgang ist schon etwas Besonderes, weil er von Schauspielern auf 6 Stationen historische Situationen reflektiert, die einerseits mit dem richtigen Mutterwitz und dem passenden Ruhrpottslang versehen sind, andererseits aber auch mit seriösen Zahlen, Daten und Fakten aufwartet. Das 29. Führungsfomat ist zwar figürlich fiktiv ausgelegt, dafür sind die Geschichten und Anekdoten waschecht und historisch belegt, wie die beiden Schauspieler und Zollvereins-Gäesteführer Peter Reuter und Michael Borde betonen. Ob die typische Bergmannsfrau damals grundsätzlich immer dösig war und mit Kittelschürze herumlief, wollen wir mal vorsichtig hinterfragen, da die Figur der Irmchen Kazmarek den tapferen und durchaus realistischen Bergmannsfrauen nicht gerecht wird.
Dennoch ist das Bemühen des Denkmalpfades Zollverein, unter dessen Leiter Thorsten Seifert der neue historische Rundgang zustande kam, die Geschichte des Bergbaus und das Alltagserleben unterhaltsam wiederzugeben, zu würdigen. Schließlich spielen die Schauspieler ihre Rolle überzeugend und wirken irgendwie wirklich authentisch. Sei es in der Rolle als Bergmann Jupp Kalinowksi, der 1889 den ersten Bergarbeiterstreik mit vorbereitet hatte bis zum ersten Essener Oberbürgermeister Peter Reuschenbach, dessen ergreifende Rede zum Ende der Zeche 1986 während des Rundgangs zu hören ist. Überzeugend auch die Rolle von Michael Borde, der sich in Windeseile vom Bergwerksdirektor Schulze-Buxloh mit dicker Zigarre zur Kumpel-Gattin Irmchen verwandelt. Die WAZ befand, das Borde wie eine frühe Schwester von Else Stratmann wirken würde. Die ernsthafte Einstudierung der Rollen ist für beide Schauspieler eine Berufsehre. Da kennnen beide „keine Fisimatenten.“
In der rd. zweieinhalbstündigen Führung lernen die Besucher so allerhand über die Zeche Zollverein und über 140 Jahre Ruhrgebietsgeschichte. Die 6 Stationen wurden bühnenbildnerisch vom TÜV Nord Bildungs GmbH gestaltet und erbaut. Die TÜV Nord Bildungs GmbH hat die ehem. RAG-Tochter RAG-Bildung übernommen und sitzt in der ehem. Ausbildungswerkstatt am Schacht 1/6 auf Zollverein in Essen.
Anmeldungen können Sie entweder telefonisch unter der Tel.-Nr. 0201-246810 oder per e-Mail unter denkmalpfad@zollverein.de vornehmen. Der Preis beträgt 28,00 EUR.
vgl.hz.a. Zollverein.de, Ruhr-Nachrichten vom 14.07.2015, Dorstener Zeitung vom 14.07.2015, WAZ vom 15.07.2015 und Revierkohle vom 17.07.2015