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Industriedenkmal Zeche Adolf von Hansemann

ein echter Hingucker

Verwaltungs-und Kauegebäude AvH mit ehem. Schacht 1 in Dortmund-Mengede- Foto: Handwerkskammer Dortmund; Veränderung: Revierkohle

Das prächtige Verwaltungs-und Kauengebäude der Zeche Adolf von Hansemann in Dotmund-Mengede lässt nichts mehr erahnen von den Rückschlägen und Pannen, die die Entstehung dieser ehe-maligen Disconto-Zeche der gleichnamigen  Berliner Bank  be-gleitet haben.

Das begann schon mit dem Abteufen des ersten Schachtes 1873. Ungewöhnlich große Wasserzuflüsse erschwerten das Abteufen. 1894 ersoff Schacht 1 und mußte gestundet werden. Im gleichen Jahr begann man mit dem Abteufen eines weiteren Schachtes, der 1899 in Förderung ging. 1911 gingen dann auch die Schächte 1 und 2 in Förderung.  

1930 wurde Schacht 4 niedergebracht. Wegen der damaligen Welt-wirtschaftskrise mußte der Schacht gestundet werden.  1934 wurde Schacht Gustav niedergebracht. Die höchste Förderung mit 1,36 Mio T SKE auf AvH wurde 1939 mit 3.110 Bergleuten erbracht. 1949 wurde der Wetterschacht Königsmühle abgeteuft. 

Die Tagesanlage AvH 1/2/3 an der Barbarastrasse wurde 1963 stillgelegt. Während der Betriebszeit ereigneten sich zwei große Grubenunglücke, bei denen 14 Bergleute zu Tode kamen.

Nach zahlreichen Eigentümerwechseln gehörte die Schachtanlage zuletzt der Gelsenkirchener-Bergwerks AG.   Die Förderung ging ab 1964 unter Tage zur Schachtanlage Hansa weiter. Die Schacht-anlage Hansa wurde 1967, ein Jahr vor der Gründung der Ruhrkohle AG, stillgelegt und wurde dann noch einige Jahre als Hydro-Versuchsgrube der RAG weiter betrieben.

architektonisch bemerkenswert

Deutsche Backsteingotik erinnert an Dietrich und Karl Schulze

Schon vor den berühmten Zechenarchitekten Fritz Schupp und Martin  Kremmer gab es viele weitere Architekten, die sich um die architektonische Gestaltung von Industriebauten verdient gemacht haben. Hierzu zählen auch die in der Öffentlichkeit kaum bekannten Architketen Dietrich und Karl Schulze aus Dortmund. Sie erschufen nicht nur das Verwaltungs-und Kauengebäude, das Magazin und das Torhaus im Stile der Backsteingotik, sondern auch die dazugehörende Hansemann-Siedlung an der Hansemannstr. in Dortmund aus dem Jahre 1902.

Sie sind aber auch Schöpfer der heute noch bestehenden Zechensiedlungen Minister-Achenbach, der Victoria-Siedlung der ehem. Harpener Bergbau AG in Lünen sowie der Kolonie Gewerkschaft Brassert in Marl. Die ehem. Verwaltung der Dortmunder Union AG zählt ebenfalls zu den Glanzstücken Ihrer Schaffensfreude. 

  • da geht Ihnen ein Licht auf-Grafik

Glückauf !

im heutigen Bildungszentrum

der Handwerkskammer Dortmund
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die ehm. Verwaltung der Zeche AvH aus dem Jahre 1898/99- Foto: Handwerkskammer Dortmund
die ehem. Schreinerei AvH. Die gesamte Anlage dient heute als Ausbildungszentrum für Gerüstbauer der Handwerkskammer zu Dortnund; Foto: Handwerkskammer Dortmund
Begrüßungslore vor der Kleinzeche im ehem. Pförtnerhaus AvH; Foto: Handwerkskammer Dortmund
Picture of Kleines Bergbau-Museum Max Rehfeld

Kleines Bergbau-Museum Max Rehfeld

Der ehem. und 2018 verstorbene Bergmann Max Rehfeld gründete 2001 im ehem. Pförtnerhaus Adolf von Hansemann ein kleines Bergbau-Museum. Jeden dritten Samstag im Monat öffnet das Museum aber auch weiterhin seine Türen. Den Besucher/die Besucherin erwarten rd. 2000 Ausstellungsexponate. Und eine kleine Flözstrecke befindet sich ebenfalls in den Räumen. Da der Bergmannsverein "Kleinzeche Max Rehfeld", der das Museum weiter betreibt, kein Eintrittsgeld verlangt, bittet der Vorsitzende des Vereins, Dr. Martin Kaufmann, um eine wohlwollende Spende.

Nach dem die Schachtanlage Adolf von Hansemann 1963 die Förd-erung einstellte, blieb die Anlage bis 1990 sich selbst überlassen und verfiel zusehendst. Der Architekt Karl Ganser wurde auf sie aufmerksam und rettete die Zeche wie 19 weitere Zechen vor dem Abriss. Das gelang u.a. durch die von ihm 1989 ins Leben gerufene internationale Bauausstellung -Emscher-Park (> IBA)

Im Zuge dieser vom Staat unterstützten Strukturhilfemaßnahme wurde die Zeche restauriert und saniert. Teile der Kaue, des Tor-hauses, der Laborgebäude und der MaschH mußten rekonstruiert werden, da die Bagger bereits einen Teilabriss vollzogen hatten. Der Kauenturm wurde Stein um Stein erneuert. Die historische Außen-fassade wurde von einem Klinkerwerk in Ostdeutschland  her-gestellt und die Maurerarbeiten wurden von einem ortsansässigen Unternehmen umgesetzt.  Das Ergebnis darf ruhig als Meister-leistung bezeichnet werden.

Ganz andere (zukünftige) Meister werden heute auf Hansemann ausgebildet. Die Handwerkskammer Dortmund hat 1997 die 47.000 Quadratmeter große Fläche übernommen und bildet dort Gerüst-bauer aus und fort.

Seit dem herrscht auf Hansemann wieder reges Treiben. Bis zu 400 Gerüstbauer besuchen den ehem. Zechenstandort täglich. Darüber hinaus unterhält das Bildungszentrum ein Internat mit 210 Betten auf dem Gelände.

Neben der für Gerüstbauer einschlägigen Technik stehen auf dem Gelände rd. 1.600 Tonnen Gerüstmaterial für Übungszwecke zur Verfügung. Im Kompetenzzentrum Korrosionsschutz werden Praxis schulungen für Korrosionsschützer aus ganz Europa durchgeführt. Eine weitere Halle dient als Meisterschule für Dachdecker und Zimmerer. Und selbstverständlich werden alle Azubis und Gäste in der hauseigenen Kantine beköstigt. 

Im ehemaligen Laborgebäude der Zeche befindet sich heute eine Ausbildungshalle für Zweiradmechaniker. Und die ehemalige Kaue wird heute als Veranstaltungsort für Konzerte, Fachmessen und Bidungsveranstaltungen genutzt.

Das stimmige Paket trägt dazu bei, dass das Industriedenkmal Adolf von Hansemann  mit seiner guten Verkehrsanbindung auch für künftige Generationen als geschichtsträchtiger Ort und als Landmarke erhalten werden kann.

Wir danken insofern der Handwerkskammer Dortmund für die Investitionen in die Anlage und für die geschichtsbewußte Nutzung.  

Das Steinkohlebergwerk Adolf von Hansemann förderte von 1896 bis 1963 und gab tausenden Bergleuten Arbeit. Das ehemals beschauliche Dorf Mengede entwickelte sich zum städtisch geprägten Vorort im Dortmunder Nord-westen.
 
Eine Arbeitsgruppe vorwiegend ehemaliger Bergleute trug die Fakten der wechselhaften Zechengeschichte zusammen und Tilo Cramm machte daraus ein sehr interessantes Buch. Die Kokerei, die Benzolreinigungs-anlage und das Großkraftwerk Knepper wurden ebenfalls einbezogen.
 
Einen besonderen Schwerpunkt in diesem Buch bilden die Arbeitskämpfe, die betriebliche Sozialpolitik und schließ-lich der – vergebliche – Einsatz der Bergleute um den Er-halt der Zeche. Dieses Trauerspiel ereignete sich in den 60er und 70er Jahre viele, viele Mal im Ruhrrevier.
 
Das Buch können Sie zum Preis von 22,00 EUR hier bestellen. Es wurde vom LWL herausgegeben. 

Quellenhinweise:

Kahl, Peter: Von der Zeche Adolf  von Hansemann zum Bildungszentrum der Handwerkskammer Dortmund, Dortmund 2020, (2 Seiten); Hermann, Wilhelm und Gertrude: Die alten Zechen an der Ruhr, 6. Auflg., Königstein/Taunus 2008, S. 187; RAG-Archiv sowie RK-Redaktion vom 02.03.2021

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