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Die Mogelpackung Nord-Link ist fertig

warum NORDLINK kein Leuchtturmprojekt ist

Angeblich wird der Norden und der Süden Deutschlands mit neuen Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragunsleitungen (HGÜ) für schlappe 10 Mrd. EUR überzogen, um Strom aus Kohle-und Atom-kraftwerken zu ersetzen. Für schlappe 2 Mrd. EUR wurde vor einigen Monaten eine HGÜ-Leitung vom norwegischen Dörfchen Tonstad zum schleswig-holsteinischen Dörchen Wilster fertig-gestellt.

Damit sollen nunmehr nicht nur Dunkelflauten ausgeglichen werden, sondern auch astreiner Öko-Strom aus norwegischen Wasserwerken die Verbraucher beglücken. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel sprach von einem Meilenstein für die moderne Energieversorgung in Europa und die Integration der Strommärkte. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sekundierte sogleich und sprach von einem Nachweis, dass die Rund-um-die-Uhr-Versorgung mit erneuerbaren Energien möglich ist. Die Wirklichkeit sieht trotz NordLink jedoch immer noch ganz anders aus.

HGÜ-Nordlink-Strom - Im-und Exportverlauf 1. Quartal 2021

Quelle: Rolf Schuster, vernunftkraft e.V.

Merkel räumte allerdings ein, das die neue HGÜ-Leitung Nordlink allein nicht die Energie-und Netzprobleme lösen könnte. Dazu müßte auch der Süden der Republik mit HGÜ-Leitungen versorgt werden. Erst dann könne Nordlink seine ganze Kraft entfalten. Bis dahin ist Merkel allerdings schon längst keine Kanzlerin mehr und braucht sich daher für Ihre Fehlentscheidungen auf diesem Gebiet auch nicht mehr rechtfertigen.

Warum Fehlentscheidung? Weil nicht nur die Verbraucher die Kosten für die unnötigen HGÜ-Leitungen bezahlen müssen, sondern auch die Umwandlungskosten über die Konverter an Land, die den Gleichstrom in Wechselstrom wieder zurückverwandeln.

Hinzu kommt, dass der Gewinner für die neue NordLink-Leitung ausschließlich Norwegen ist. Zwar muß der volative und überschüssige, weil zu Unzeiten erzeugte Windstrom, nicht mehr vollständig für teures Geld ins Ausland entsorgt werden, aber die Verbringung nach Norwegen bringt nicht viel Geld in die Kassen. Denn der überschüssige Windstrom wird für kleines Geld Nachts nach Norwegen weitergeleitet, während am Tag, soweit ein Überschuss vorhanden ist, teurer Öko-Strom aus den norwegischen Wasserwerken nach Deutschland fließt. Das wird den Strompreis verteuern.

Das die Norweger Gewinner dieses Projektes sind, zeigt die links stehende Grafik. Im ersten Quartal der neuen Leitungsführung exportierte Deutschland -511,0 GWh an Windstrom nach Norwegen, während Norwegen 1.547,6 GWh an Öko-Strom aus Wasserkraft-werken nach Deutschland importierte. Für Deutschland entstanden dabei Kosten in Höhe von -8.369.808 EUR, während Norwegen im gleichen Zeitraum einen Gewinn von 92.474.640 EUR einsackte. Die von Altmaier bezeichnete Win-Win-Situation ist also keineswegs eingetreten. Die neue HGÜ-Leitung kann zwar 1400 Megawatt an Strom transportieren, ersetzt aber noch nicht einmal das still-gelegte und supermoderne Kohlekraftwerk Moorburg in Hamburg mit 1300 Megawatt-Leistung. (aufgrund von Übertragungsver-lusten i.H.v. rd. 30 %). 

vorprogrammiert das Problem mit den Oberschwingungen

Die Konverterstationen an Land haben die Aufgabe, den ankommenden Gleichstrom wieder in Wechselstrom umzu-wandeln, damit die Stromgeneratoren eine saubere Sinus-Kurve mit 50 hz erzeugen können. D.h., Phase und Amplitude müssen identisch mit dem Sinus der Grundlastkraftwerke sein, sonst bricht das Stromnetz zusammen. Bei der Umwandlung kann es aber bei voller Leistungsübertragung zu Bränden im Konverter kommen. Dieses Problem ist unter der Fachbezeichnung Ober-schwingung bekannt. Um diese Oberschwingungen zu vermeid-en, werden bei viel Windstrom  einzelne Windkraftanlagen abge-schaltet. Das ist den Investoren aber egal, da sie auch für den nicht erzeugten Windstrom per Subventionen bezahlt werden.

Eine Zwischenspeicherung des überschüssigen Windstroms in norwegischen Pumpspeicherkraftwerken ist auch nicht möglich, da Norwegen nur Laufwasserkraftwerke besitzt und so gut wie keine Pumpspeicherkraftwerke. Denn für eine Speicherung von Strom benötigt man im Falle von Wasserkraft einen Ober-und einen Untersee. Diese Speicherseen gibt es in Norwegen aber so gut wie keine. Der Vorteil für Norwegen ist dabei, dass nunmehr billiger Windstrom aus Deutschland dazu beiträgt, die Kosten für das Hochfahren der Laufwasserkraftwerke einzusparen.

Und soweit Deutschland keinen Windstrom nach Norwegen liefern kann, macht das auch nichts, weil Norwegen genügend Laufwasserkraftwerke hat, die die Grundlast sichern, so der Energieexperte Dipl.-Ing. Michael Limburg.

Und in eine weitere Zitrone hat der deutsche Michel zu beißen: die Kosten für den Stromverlust in Höhe von rd. 30 %  aufgrund der enormen HGÜ-Leitungslänge von 623 km. Das wird den Strompreis ebenfalls verteuern.

Und auch den Landwirten droht Ungemach. Denn soweit das 320 kv-HGÜ-Kabel unterirdisch verlegt wurde, entfaltet es eine Temperatur von 70 Grad Celsius. Die Landwirte befürchten daher eine Austrocknung ihrer Böden. Wegen der Hitzeentwicklung müssen im Abstand von 800 bis 1000 Metern sog. Muffenhäuser aus Stahlbeton errichtet werden. Ausgestattet werden diese Muffenhäuser mit einer Klimaanlage. Außerdem muß dafür gesorgt werden, das kein Grundwasser eindringen kann. Das verursacht ebenfalls zusätzliche  Kosten.

Blick in die Generatorenhalle eines Wasserkraftwerkes

SCHLUSSFOLGERUNG

Wir schlussfolgern daher, dass die neue NordLink-Leitung lediglich einen Strom-verschiebebahnhof für nicht benötigten Windstrom darstellt, ohne das die neue Leitung wesentlich dazu beiträgt, die Versorgungssicherheit in Deutschland zu erhöhen bzw. rd. 3,6 Mio. Haushalte rund-um die-Uhr mit preiswertem Strom aus Wasserkraft zu versorgen. Und Norwegen ist auch nicht in der Lage, Strom aus den Wasserkraftwerken für die weiteren geplanten HGÜ-Leitungen in den Süden der Republik zu transportieren, weil es kaum Pumpspeicherkraftwerke dort gibt.

Von der Effizienz des gleichartigen HGÜ-Seekabels zwischen Norwegen und dem niederländischen Eemshaven ist übrigens seit 2008 nichts mehr hören. Und über die erheblichen Akzeptanzprobleme, die  in der Bevölkerung bestehen, von denen Kanzlerin Merkel sprach und die überwunden werden müssen, wollen wir an anderer Stelle berichten.    

Quellennachweise: 

Frankenpost vom 27.05.2021; Telefonat mit dem Dipl.-Ing. Michael Limburg vom 28.05.2021; Deutsche Welle vom 28.05.2021; Leipziger Volkszeitung vom 28.05.2021; Welt vom 27.05.2021; NDR vom 27.05.2021; TAZ vom 28.05.2021; watson.de vom 28.05.2021; Kehrmann, Bernd: warum die Stromautobahnen in den Süden technischer Unsinn sind, in: Eike.de vom 08.03.2021; dslb.: HGÜ A-Nord: die Windstomverbindung von Emden bis nach Philippsburg, in: Eike.de vom 14.11.2019 sowie RK-Redaktion vom 12.06.2021 

Fotonachweise:

Header: Thanasis Papazacharias, pixabay.com; Seekabel: Ulrike Leone;links darunter (Mann mit Zitrone): Ryan McGuire; links darunter: Franz W. pixabay.com; links darunter: Logga Wiggler

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