das Klima kann man nicht retten - Arbeitsplätze aber schon
Kurz vor der Bundestagswahl 2021 stellte ausgerechnet die Bildzeitung am 1. Sept. unerwartet eine unbequeme, aber dennoch richtige Frage: was wollen wir zuerst schützen ? Das Klima oder die Arbeitsplätze ? Und lieferte leider nur zum Teil die richtige Antwort gleich mit. Und die lautete: Klima gerettet, Wirtschaft kaputt.
Offensichtlich haben die Redakteure der Bildzeitung (wie auch die meisten anderen Medienvertreter) immer noch nicht begriffen, dass man das Klima nicht retten kann, da es eine statistische Vergangenheitsbetrachtung von Wetterdaten ist. Aber Schwamm drüber.
Heute soll uns hier vielmehr interessieren, welche Folgen die ver-fehlte Energiepolitik der Bundesregierung mit ihrem Ziel ins Nichts für den deutschen Arbeitsmarkt und die Industrie hat.
ohne den bewährten Dreiklang
wird die Energiewende nicht gelingen
NACHHALTIG
1992 wurde auf der Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro über ein globales System befunden, in der ökologische, ökonomische und soziale Ziele gleichrangig integriert wurden. Dieses Prinzip wird als Nach-haltigkeit verstanden. Unter energiepolitischen Gesichts-punkten betrachtet wird dabei die Gleichrangigkeit von Ökonomie, Ökologie und sozialer Entwick-lung verstanden. Insofern hat sich der Deutsche Steinkohlen-bergbau immer an diesen Ziel-größen orientiert. Das wird z.B. durch die vielen Renaturierungs-maßnahmen, der aufwendigen Entsorgung von kontamenierten Böden und dem aktuellen Be-mühen der Grubenwasserhalt-ung und ständigen Trinkwasser-analyse deutlich.
sicher
Die Energieversorgung der Be-völkerung und der Industrie mit Strom und Wärme muß sicher und zuverlässig sein, denn in einer modernen Volkswirtschaft hängt das Funktionieren aller Gesellschaftsbereiche davon ab, das Strom und Wärme jederzeit und sekundengenau zur Verfüg-ung steht. Nicht ohne Grund setzt die Welt nach wie vor daher auf die Kohle, da sie sicher und zuverlässig für noch rd. 2000 Jahre weltweit zur Verfügung steht. Auch in der Bundesre-publik reichen die Vorräte noch für rd. 400 Jahre. Und fossile Kraftwerke springen immer dann in die Bresche, wenn wieder mal nicht genügend Wind-oder Solar-strom zur Verfügung steht. Auch für die Herstellung von Windkraft-und Photovoltaikanlagen wird die Kohle benötigt.
preiswert
Um den Wohlstand für alle Menschen auf der Welt zu ermöglichen und zu sichern, ist der Zugang zu preiswertem Strom unerlässlich. Strom ist sozusagen das Lebenselexier und das Blut einer Gesellschaft. Ohne Strom gibt es kein Licht, keine Wärme, keine funktionier-enden Maschinen und Computer. Auch wirtschaftliches Wachstum ist ohne preiswerten Strom nicht möglich. In den Ländern der Welt, die wirtschaftlich wachsen, beruht der preiswerte Strom auf der Tatsache, das dort fossile Energieträger eingesetzt werden. Kohle ist preiswert, weil sie in großen Mengen zur Verfügung steht. Hingegen sind regenerative Energieträger am teuersten und nicht marktfähig. Das ist weltweit so. Daher werden diese Energie-träger von allen Regierungen, die sich die Klimaneutralität auf die Fahnen geschrieben haben, dauerhaft subventioniert.
Prof. Dr. Olaf Falck vom Ifo-Institut geht davon aus, dass wegen der Energiewende und den politischen Vorgaben aus Brüssel bis 2025 mindestens 178.000 und bis 2030 sogar rd. 230.000 Arbeitsplätze bedroht sind. Das Frauenhofer-Institut für Arbeitswissenschaft und Organisation (IAO) hat im Auftrag der IG Metall ausgerechnet, das bis zu 150.000 Arbeitsplätze wegfallen könnten. Das Center Automotive der Uni Duisburg-Essen ist etwas vorsichtiger und rechnet mit dem Verlust von „nur“ 120.000 Arbeitsstellen. VW-Chef Herbert Diess sieht den Verlust von 100.000 Arbeitsplätzen aufgrund der Energiewende auf sich zukommen. Bernhard Mattes vom Verband der Automobilindustrie (VDA) sieht die Wettbewerbs-fähigkeit durch die Energiepolitik der EU bedroht. Das Ziel, den Schadstoffausstoß bis 2030 um 55 % abzusenken, sei nicht machbar.
Aber alle Forscher sind sich einig, das der Verlust am stärksten die Beschäftigten in der Automobilindustrie durch die Umstellung der Produktion von Benzin-auf Elektro-motoren treffen wird. Da die E-Autos wesentlich weniger Teile benötigen, werden auch viele Arbeitsplätze in der Automobil-Zuliefererindustrie verloren gehen. Wir können also allen Beschäftigten in der Automobilindustrie (und auch sonst) nur raten, keine E-Autos zu kaufen.
Dabei darf man nicht vergessen, dass jeder 4. Euro lt. Bild-Zeitung in der Autowirtschaft verdient wird. Wenn diese Nachfrage weg-bricht, wird das die Sozialkassen stark belasten.
Wenn man die Elektrifizierung mit erneuerbaren Energien auch in der übrigen Industrie, im Verkehr und in der Wärmer-zeugung knall-hart umsetzt, dann könnte das den Verlust von bis 410.000 Indu-striearbeitsplätzen zur Folge haben, so die Berater der Bundes-regierung auf der Internet-Plattform „Zukunft der Mobilität.“
Ob die wegfallenden Jobs incl. selbstfahrender Autos und weg-fallender Jobs in den Verwaltungen durch Algorithmen in diese Zahl einbezogen wurden, ist unklar. Ansonsten könnten es noch wesentlich mehr Arbeitslose werden. Denken Sie hier bitte an die vielen Berufskraftfahrer, Taxifahrer, Lokführer etc.
Diese Entwicklung ist für die Aufrechterhaltung des sozialen Friedens nicht ganz ohne, zumal die Bundesagentur für Arbeit heute schon rd. 2,3 Mio. ALG 1-Empfänger und rd. 6 Mio. Hartz 4-Empfänger verzeichnet.
Und die technische Entwicklung (einige sprechen von Fort-schritt) schreitet schneller voran, als das qualifizierte und anständig bezahlte neue Ersatzarbeitsplätze geschaffen werden können. Das ist ein Dilemma, denn nicht jeder eignet sich zum Programmierer.
Und wenn die heimische Industrie ins Ausland abwandert, ist damit weder unserer Gesellschaft und schon gar nicht dem Klima geholfen. Denn wenn die Bundesregierung es tatsächlich schaffen sollte, die Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen, dann würden die CO2-Emissionen gerade einmal um 2 % zurückgehen. (= 850 Mio T pro Jahr). Das ist im Weltvergleich fast nichts. ( 34 Gigatonnen pro Jahr)
Für diesen Irrweg haben wir aber alle seit Einführung des EEG im Jahre 2000 bereits rd. 400 Mrd. EUR an Subvention-en für eine kleine Gruppe von Nutznießern der Energiewende gezahlt, ohne das die Kosten für den Strom oder die CO2-Emissionen gesunken wären. Im Gegenteil: durch den weit-eren Ausbau von Windenergie-und Photovoltaikanlagen sowie den weiteren Netzausbau werden die Strom-und Wärmekosten immer weiter steigen.
Sogar die ehem. SPD-Vorsitzende und heutige Präsidentin des Bundesamtes für Post, Telekommunikation, Deutsche Bundespost i.A., Andreas Nahles, warnte vor einer „Blut-grätsche“ für die Arbeiter. Damit waren nur die Bergarbeiter in der Braunkohle-industrie gemeint. Morgen werden es schon ganze Branchen sein, wenn die Bundesregierung nicht endlich zurückrudert.
Es gibt aber auch Fachleute, die sehen die Entwicklung eher positiv. So z.B. Max Ostermayer von der Friedrich-Ebert-Stift-ung. Durch den Ausbau der Elektromobilität, der Herstellung von Batterien und Ladesäulen, dem Ausbau der erneuerbar-en Energien sowie die flächendeckende energetische Ge-bäudesanierung würden zahlreiche neue Arbeitsplätze ent-stehen. Allein in der Baubranche, so Ostermayer, würden bis 2050 rd. 20.000 neue Jobs durch die energiepolitischen Vorgaben entstehen.
Man kann das glauben, muß man aber nicht. Wir bleiben da eher skeptisch, weil uns unsere eigene Vergangenheit Mores gelehrt hat.
Allein durch die Schließung von 10 Schachtanlagen von 1998 bis 2018 sind über 24.000 Arbeitsplätze im Bergbau weggefallen. Gutbezahlte Arbeitsplätze, die eine rege Nach-frage und ein hohes Steueraufkommen in den Städten ent-falteten.
Dagegen sind durch die Ansiedlung von Logistik-und Mittel-standsbetrieben auf den ehemaligen Betriebsflächen der Zechen nur rd. 3500 neue Arbeitsplätze auf allen Anlagen zusammen entstanden. Mit wesentlich geringerer Bezahl-ung. Die Bilanz sieht unterm Strich also nicht gut aus. Des-halb leidet das Revier auch an einer jahrzehntelangen Strukturschwäche, die kein Ende nehmen will.
Es gibt also keinen Grund, die arbeitsplatzschaffenden Effekte der Energiewende schön zu rechnen. Und der Fach-kräftebedarf im Bereich Gebäudesanierung macht den Kohl auf Dauer auch nicht fett.
Quellenhinweise:
Bild-Zeitung vom 01.09.2021; Handelsblatt vom 10.10.2018; Spiegel.de vom 22.03.2019; Tagesspiegel vom 06.11.2020; Zeit-Online vom 01.10.2019 und RK-Redaktion vom 07.10.2021
Fotonachweise:
Header: Mann mit leeren Taschen: Tumisu; Arbeiter mit Helm: Gerd Altmann, links darunter: Arbeitsamt: pixabay. com; links darunter: grüne Birne: Elisa Riva, alle anderen Illustrationen: pixabay.com