Wir schreiben das Jahr 1964. Da war ich 7 Jahre alt. Ich erinnere mit noch gut daran, wie meine Mutter ihre Kittelschürze anzog und ein Kopftuch um das Haar legte, um dann in den Waschkeller zu gehen, um die Bettwäsche, Kleider, Hemden Socken und Unterwäsche zu waschen. Das war ein Großkampftag. Und ich mußte mithelfen. Zum Beispiel beim herausziehen der kochend-heißen Bettwäsche aus dem Waschbottich, der mit Kohle erhitzt wurde. Die Wäsche mußte in das neben dem Bottich stehende Steinwaschbecken hinübergezogen werden, um sie dann mit einem Stampfer zu bearbeiten. Danach mußte sie ausgewrungen werden.
Dabei stand der ganze Waschkeller im Nebel. Meine Mutter schwitzte und sah im Gesicht puterrot aus. Mit den Hemden und der Unterwäsche wurde ähnlich verfahren. Das heiße Wasser wurde aus dem Bottich mit einer Schüssel entnommen und in eine Holzwaschmaschine mit einer Klöppel-vorrichtung hineingegossen. Anschließend wurden die Hemden und die sonstige Wäsche in den Bottich hineingelegt. Dann schaltete Mutter die Klöppelautomatik an und zwei Holzklöppel bewegten sich daraufhin rotierend von links nach rechts. Das ging so rd. 20 Minuten. In der Zwischenzeit spurtete meine Mutter wieder nach oben in die Wohnung, um das Mittagessen vorzubereiten.
Dann ging es wieder in den Keller, um die Wäsche aus der Holz-waschmaschine zu holen. Die Wäsche wurde ebenfalls in das Stein-waschbecken gelegt und dann mit einem Federstampfer, aus dem aus kleinen Düsen das Wasser herausspritzte, bearbeitet, um mit Hilfe von kaltem Wasser die Wäsche von Resten des Waschmittels zu befreien.
Wenn diese Arbeit erledigt war, durfte ich die sog. „Spinne“ aus dem Keller holen und diese auf unserem Hof neben der Teppichstange in einem dafür vorbereiteten „Golfloch“ hinein-und aufstellen. Dann wurde die Wäsche mit Wäscheklammern aufgehängt. Meine Mutter mußte dabei aber aufpassen, dass der Wind richtig wehte. Denn ansonsten konnte es passieren, dass dieser kleine Rußflocken von der nahe gelegenen Zeche Ewald 3/4 in Gelsenkirchen-Resse hinüberwehte.
Tja, und dann mußte die Wäsche nochmals gewaschen werden, weil die kleinen Rußflocken fetthaltig waren und deshalb sich sogleich an die nasse Kleidung und gerne auch auf frisch geputzte Fensterscheiben legte. Das war bei den Hausfrauen aus der Nachbarschaft ein Dauerthema. Merkwürdiger Weise hat sich meine Mutter über die viele Arbeit nie beschwert.
Und dann kam endlich die erste Waschmaschine. Gutes Waschmittel gab es allerdings schon Anfang der 1960er Jahre zu kaufen.
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