Solange das Flüssiggas aus Katar wegen den noch fehlenden Terminals und der bei weitem nicht ausreichenden Menge die Gasabhängigkeit von Russ-land nicht wirklich beendet, würde ein Öl- und Gasembargo Deutschland möglicherweise stärker treffen als Russland. Denn die Verträge sehen vor, dass auch dann gezahlt werden muss, wenn gar kein Gas geliefert wird.
Ein sofortiges Embargo hätte zur Folge, dass die chemische Industrie voll-ständig kollabieren würde. 100.000 Arbeitsplätze wären in Gefahr. Auch in den Abnehmerindustrien für die chemischen Grundstoffe sowie in der Glas-, Keramik und Metallindustrie würde die Produktion sehr schnell zum Erliegen kommen.
Fachleute gehen davon aus, dass dann auch der Konsum eingeschränkt werden müsste, da auch Bäckereien jede Menge Gas benötigen.
Die Palette der angedachten Einsparungen reicht von kühleren Wohnungen (19 Grad), Tempolimit (130 km/h), Strom sparen (zeitweilige Abschaltungen), Sprit sparen und Einschränkung des Flugverkehrs. (Verbot von Kurzstrecken) Für Gas hat die Bundesregierung bereits eine Gas-Notverordnung in der Schublade liegen. Diese regelt die Prioritäten für Abschaltungen.
Bundesnetzagentur
Warnung vor dramatischen Gasengpässen
In dieser kriegsbedingt angespannten Situation hat die Bundes-netzagentur eindringlich vor drohenden Engpässen bei der Gas-versorgung gewarnt.
Die Warnung sprach die Bundesnetzagentur vor dem Hinter-grund aus, das die Gazprom Marketing & Trading Ltd. einen wesentlichen Teil des Gasbezugs für die nachgelagerten Liefer-anten wie Gazprom Marketing & Trading Retail Ltd. in England und Gazprom Germania abwickelt. Gazprom Germania hält Anteile an der Gascade GmbH und zwei weiteren Fernleitungs-gesellschaften, die für die Versorgungssicherheit in Deutschland zwingend erforderlich sind. Nun steht die deutsche Gazprom-Tochter möglicherweise vor der Zahlungsunfähigkeit wegen den bereits verhängten Sanktionen gegen Russland.
Quellennachweise:
Wirtschaftswoche vom 01.04.2022; Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 08.04.2022; correktiv.org vom 112.03.2022; Limburg, Michael: Schiefergas-und Flözgasgewinnung in Deutschland mittels unkonventioneller Methoden, in: Eike.de vom 02.05.2022; Zeit-Online vom 14.04.2022 sowie RK-Redaktion vom 10.05.2022
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Alles halb so schlimm, meint Prof. Dr. Ing. Moh´d M. Amro von der techn. Universität Bergakademie Freiberg, denn Deutschland könnte selbst Gas fördern. Denn in deutschen Böden würde jede Menge Gas schlummern. Allerdings könnte nur unkonventionelles Gas gefördert werden. Das heißt, das Gas müsste im Fracking-Verfahren gewonnen werden.
Das Verfahren wäre auch nicht umweltschädlich, da die Gaslagerstätten in Tiefen zwischen 1000 und 4000 Metern liegen würden. Darüber würden dichte Ton-und Salzsteinschichten verlaufen, die das Grundwasser schützen. Ein Risiko würde allerdings in der Länge der horizontalen Risse liegen. Wenn man die Risslänge begrenzt, wird das potentielle Risiko der Wasserver-schmutzung minimiert, so Amro.
Um an das Schiefergas in den Deckschichten heranzukommen, setzt man traditionell immer noch auf chemische Suspensionslösungen (Slickwater-und gelbbasierte Frac-Fluide), um den Schiefer aufzusprengen. Das soll aber bald der Vergangenheit angehören. Entwickelt werden derzeit neuartige Biopoly-mere und Stärkeprodukte, die die Umwelt schützen. Das Biozid in der Fracking-Flüssigkeit soll in Zukunft durch ultraviolette Strahlung ersetzt werd-en. Damit werden erheblich weniger Chemikalien benötigt.
Das ist wichtig, um die Belastungen des Wassers nach dem Rückfluss aus dem Bohrloch zu reduzieren. Im Übrigen besteht die Fracking-Flüssigkeit zu 99 % aus Wasser und Sand. Der Rest besteht aus 13 Chemikalien, die man auch in der Küche verwendet. (u.a. Zitronensäure, Chlorwasserstoff, Glutaral-dehyd, Borsäure)
Um die Lücken zwischen den Bohrrohren vollständig auszufüllen, wird zur Zeit auch an hochtemperaturbeständigem Zement geforscht.
Seismisch aktive Gebiete sollten vom Fracking ausgenommen werden. Ob das auch auf die Bereiche der Grubenwasserzechen zutrifft, ist derzeit nicht klar.
Technisch förderbares unkonventionelles Gas hat in Deutschland nach An-gaben der Bundesanstalt für Geowissenschaft und Rohstoffe ein Potential von 2.300 Mrd. Kubikmeter. Damit könnte man ein Fünftel des Gasbedarfs für rd. 50 Jahre decken.
Allerdings müssten die technischen Verfahren an die hiesigen Gesteinsfor-mationen angepasst werden. Dieser Prozess würde nach Ansicht von Fach-leuten rund 10 Jahre in Anspruch nehmen. Ob das bestehende Fracking-Verbot bis dahin auch aufgehoben wird, wissen wir leider nicht. Der Ukraine-Krieg könnte das Umdenken in der Politik allerdings beschleunigen.
In den USA wurden bereits 2 Mio. Fracking-Operationen erfolgreich durch-geführt, ohne das es auch nur ein einziges Mal zur Verschmutzung des Grundwassers gekommen wäre, erklärte Ernest Moritz, Energieminister der USA, vor der Presse.