Es ist gerade 2 Jahre her, wo wir dem Hamburger Verkehrs-Verbund (HVV) in einem längeren Redaktionsbeitrag nachgewiesen haben, dass die Mär vom 100 % Öko-Strom eine krasse Verbrauchertäuschung darstellt. Und die ist – anders als im normalen Handelsgeschäft – sogar legal, weil der Gesetzgeber es so will. Und in 2017 hatten wir uns beim Vorstand der Hamburger Hochbahn über die irreführende Werbung beschwert. Wohlweislich schwieg die Hochbahn lieber. Und nun schiebt der BM für Digitales und Verkehr, Volker Wissing, nochmals 160 Mio. EUR dem HVV und der Hamburger Hochbahn für die Elektrifizierung des öffentlichen Nahverkehrs in Hamburg in den Rachen.
Die Fördermittel sollen in 472 weitere Stadtbusse investiert werden, denn „Klimaschutz“ beginnt vor der Haustür, so Wissing. Das das ganze mit Klima-schutz herzlich wenig zu tun hat, hatten wir bereits ausführlich dargelegt.
Die Hamburger Hochbahn AG will bis 2030 rd. 1000 Busse auf Elektro-mobilität umstellen. Das BM für Digitales und Verkehr hat dem HVV bisher schon 97 Mio. EUR für 486 Ladestationen und 289 E-Busse zur Verfügung gestellt. Die E-Gelenkbusse haben eine Reichweite von 200 km.
Es wäre daher ein Wunder, wenn die Fahrpreise beim HVV und bei der Hamburger Hochbahn AG in den nächsten Jahren nicht weiter steil ansteigen würden. Auch ohne Elekrifizierung kostet heute schon eine einfache Fahr-karte für 3 Zonen 3,50 EUR. Für Hartzer, Alleinerziehende und Rentner/innen ist das viel Geld.
Im April 2022 berichteten wir über eine Studie (>hier), die der VDI durchführen ließ. Diese kam zu dem Ergebnis, das E-Autos eine schlechte Umweltbilanz haben. Bei der Herstellung der Lithium-Ionen-Batterien werden 60 % CO2-Emissionen erzeugt. Bei nur 12.000 km Fahrleistung im Jahr und 15,8 kWh auf 100 km benötigt ein E-Fahrzeug 12 Jahre, um auf Null Emissionen zu kommen. Ein Dieselfahrzeug mit B7-Treibstoff verbraucht dagegen nur 4,5 Ltr/100 km und hat eine Reichweite von 500 km. Die HVV-E-Busse kommen dagegen nur auf eine Reichweite von 200 km.
Nachhaltig ist bei der Lithium-Ionen-Batterie aber auch ansonsten wenig. Denn die Abbaubedingungen des Lithiums in Bolivien und Kolumbien sind für die Beschäftigten mehr als erbärmlich und ungesund. Außerdem wird zur Ausschwemmung des Lithiums aus den Salzseen jede Menge Wasser be-nötigt. Und das in einem Land, das akut unter Wassermangel leidet.
Kein Wunder, warum der HVV es bedauert, das es noch kein Zertifikat für nachhaltig produzierte Batterien gibt. Wie sollte das auch gehen? Bei der Natrium-Batterie ist das wohl eher möglich, aber die befindet sich noch in der Entwicklung und ist viel schwerer, was wieder mehr Energie kostet.
Auch wenn der HVV versichert, er wolle mehr Transparenz im Lieferanten-management schaffen, führt das nicht zu 100 % Öko-Strom. Denn der Strom kommt immer vom nächstgelegenen konventionellen Kraftwerk. Hamburg Energie, woher der HVV und die Hamburger Hochbahn AG ihren Strom bezieht, unterhält weder eigene Leitungen zu Windparks noch hat die stadt-eigene Tochterfirma eine direkte Leitung zu einem Wasserkraftwerk. 62 % des Stroms ist konventioneller Strom.
Da beißt die Maus keinen Faden ab. Aber diese Tatsache würde ja die schöne Mär vom Öko-Strom verhageln. Also deklariert man bilanzierten (rechnerisch-en) Öko-Strom flugs zu 100 % Öko-Strom um. Über diesen legalen Zertifi-katetrick hatten wir ebenfalls ausführlich bereits berichtet.
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die Hochbahn brennt auch für Wasserstoff
Brennstoffzellen werden mit grünem Wasserstoff betankt. Ehrenwort!
Die Zusammensetzung des Strommixes in Hamburg setzt sich zwar rechnerisch zu rd. 38 % aus erneuerbaren Energien zusammen, aber das ist unwichtig, da der Ökostrom unabhängig von der Anzahl der Ökostromkunden produziert wird. Denn die Menge an Ökostrom ist angebots-und nicht nachfragegesteuert. Das erzeugte Volumen an Ökostrom hängt letztendlich von politischen Entscheidungen ab.
Und wie wenig das Angebot an regenerativen Energieträgern im Monat tat-sächlich zur Verfügung steht, beweist der neueste Lastgang des Energiever-sorgers Entso-E vom April 2022. Die braun hinterlegten Fläche stellen den tatsächlichen Bedarf dar. Am Beispiel Windstrom (blau) sehen Sie, das dieser an keinem einzigen Tag den Bedarf vollständig abdecken konnte. Der Ausgleich wird nach wie vor von konventionellen Kraftwerken hergestellt.
Quellenhinweise:
Pressemitteilung der Hamburger Hochbahn AG vom 1.4.2022; Hamburger Abendblatt vom 1.4.2022; Pressemitteilung des BM für Digitales und Verkehr 12/022; Eike.de vom 30.3.2022 sowie RK-Redaktion vom 11.05.2022
Die Hamburger Hochbahn teilte in einer Pressemitteilung vom 1.4.2022 stolz mit, dass Sie mit ihren 109 im Einsatz befindlichen Wasserstoff-bussen nur positive Erfahrungen gemacht hat. Daher würde sie weiter auf Klimaneutralität und die Brennstoffzelle setzen. Wenn man die Busse mit 100 % grünem Wasserstoff betanken würde, dann könnten die Busse eine Reichweite von 350 Kilometern abdecken.
Woher die positiven Erfahrungen kommen, teilt die Hochbahn nicht mit. Sehr viele Erfahrungen können das nicht sein. Denn die Öko-und Wirt-schaftlichkeitsbilanz bei der Brennstoffzelle sieht noch verherrender aus als bei der Lithium-Ionen-Batterie. Warum das so ist, hatten wir ebenfalls bereits ausführlich dargestellt. (>siehe hier) und (>hier)
Denn die Wasserstoffherstellung ist reine Energieverschwendung, weil Wasser zunächst in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff mit Hilfe der Elektrolyse zerlegt werden muss. Dabei wird die elektrische Energie in chemische Energie umgewandelt. Dafür wird rd. 80 % Strom benötigt. Konventioneller Strom, wohlgemerkt. Und gewonnen wird der Wasserstoff mit Hilfe der Dampfhydrierung auf Erdgasbasis.
Windstrom kann man nur gelegentlich einsetzen, da Wind witterungs-bedingt nicht ständig zur Verfügung steht. In Hamburg mag das womöglich aber anders sein.
Es folgen weitere Umwandlungsprozesse, da der flüssige Wasserstoff heruntergekühlt und über Pipelines oder mit Hilfe von Tankwagen transportiert werden muss, um dann an der Tankstelle über die Brenn-stoffzelle wieder in Strom umgewandelt werden zu können. Am Ende bleiben rd. 20 % an nutzbarer Energie übrig.
Um eine Brennstoffzellenbatterie herzustellen, werden rd. 70 Liter Wasser benötigt. Und um ein Kilogramm Wasserstoff herzustellen, werden rd. 55 kWh an Strom benötigt. Das das nicht billiger sein kann als konvent-ioneller Strom dürfte auch jedem Laien einleuchten.
Die Zukunft liegt aus unserer Sicht daher weder in der E-Mobilität noch im Wasserstoffantrieb für den Verkehr. Es sei denn, der öffentliche Nah-verkehr wird weiterhin kräftig subventioniert wie die gesamte Öko-Branche.
Dann bleiben aber immer noch ein paar nicht ganz unwichtige Rest-risiken bestehen. (Stromausfall, Rohstoffknappheit, Recyclingmüll etc.)