In den letzten Wochen wurde immer wieder über die Rückeroberung von ukrainischen Städten und Dörfern berichtet, die durch den Angriffskrieg der russischen Armee seit Febr. 2022 überfallen und von den Russen vereinnahmt wurden. Dieser Erfolg ist sicherlich den tapferen und kampfbereiten ukrainischen Soldaten sowie der militärischen Unterstützung durch die Nato, Deutschland und den USA zu verdanken. Wenn es den ukrainischen Soldaten gelingen sollte, die russische Armee bis an die Landesgrenze wieder zurück zu drängen, dann hätte die Ukraine mit Sicherheit eine bessere Verhandlungsposition gegenüber dem russischen Präsidenten Putin, um die Bedingungen eines Waffenstillstandes auszuhandeln. Ob danach Friede herrschen wird, bleibt allerdings fraglich.
In der aktuellen Diskussion wurde bisher allerdings nur am Rande erwähnt, das Russland ein Fünftel des Landes derzeit noch besetzt hält. Dabei handelt es sich jedoch nicht um irgendwelche Agrarflächen, sondern um mächtige Rohstoffgebiete im Osten und Süden des Landes.
Dies gilt vor allem für den von den Russen besetzten Donbass. Stalin ließ seinerzeit so eine Art Ruhrpott im XXL-Format aus dem Boden stampfen. Der Donbass war das industrielle Herz der alten Sowjetunion. Daher das große Interesse von Putin an dieser Region.
Noch heute sind etliche große Minen in Betrieb. Und nicht ohne Grund tobte der Kampf um das große Stahlwerk in Mariupol monatelang so erbittert, weil unter den zerstörten Industriebetrieben die Rohstoffe liegen. Erst als die paar Hundert Soldaten von den Russen eingekesselt wurden, gaben sie auf.
Moskau kontrolliert seit dem de fakto riesige Kohle-und Eisenerzvorkommen im Donbass. Die dortigen Lagerstätten zählen zu den größten der Welt. Ebenso die riesigen Getreideanbauflächen im Süden des Landes.
Die ukrainische Schatztruhe hat aber noch mehr zu bieten. Angeblich sollen sich auch große Lithiumfelder und Gasvorkommen unter der blutgetränkten Erde befinden.
Der Export ist wegen des Krieges praktisch zum erliegen gekommen. Das bekommen vor allem die Menschen in der sog. Dritten Welt zu spüren, weil diese bisher auf den Weizen aus der Ukraine angewiesen waren und sind.
Somit kontrolliert Russland trotz der militärischen Erfolge der ukrainischen Armee zwei Drittel der ukrainischen Rohstoffvorkommen.
Quellenhinweise:
Stern.de vom 22.08.2022; Neue Züricher Zeitung vom 21.6.2022; Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 30.06.2022; ORF.at vom 30.04.2022; Washington Post vom 10.08.2022 sowie RK-Redaktion vom 14.11.2022
Fotonachweis:
Header: Putin-Illustration und Soldat: pixabay.com; Entwurf: Revierkohle
Mineralien und Metalle DIE KONTROLLE MUSS RUSSLAND ENTRISSEN WERDEN
Die in Kiew ansässige Denkfabrik GMK beziffert den Wert von Mineralien und Metalle, die von Russland derzeit kontrolliert werden, auf rd. 12,4 Mrd. US-Dollar. Dabei handelt es sich um Kohle, Erdöl, Erdgas, Metalle und seltene Erden. Sollte sich der Frontverlauf zugunsten Russlands weiter verschieben, würde sich der Beutezug vergrößern. Neue Vorkommen kann die Ukraine nicht erschliessen, weil die Rohstoffe alle in der Nähe der Front liegen. Dazu kommt der Verlust an Häfen, die zerstört worden sind. Damit ist der Export von Rohstoffen und Getreide kaum noch möglich.
Sollten die Russen nicht gestoppt werden, werden sie versuchen, die gesamte Küste einzunehmen. Sie wären dann in der Lage, den Süden und Osten des Landes vom Rest abzutrennen.
Damit würde der Ukraine dann auch das Geld für den Export und die Unterstützung der heimischen Industrie fehlen. Die Hilfen aus dem Westen reichen dafür kaum aus.
Mit dem Entzug des Zugriffs auf die Rohstofflagerstätten könnte Putin das Land wirtschaftlich dauerhaft schwächen und hätte dann selbst bei einer militärischen Niederlage immer noch das Zepter in der Hand.
Und solange zu einem späteren Zeitpunkt der von Russland vom Zaun gebrochene Konflikt nur mit einem eingefrorenen Waffen-stillstand enden sollte, wäre das für die Ukraine unbefriedigend, weil sie wahrscheinlich kaum einen Investor auftreiben könnten, der bereit wäre, in dem verbliebenen Restland ohne Bürgschaften zu investieren.
So betrachtet wird der Krieg wahrscheinlich noch eine ganze Zeit lang weitergehen und weitergehen müssen.