Nach dem Ende des Deutschen Steinkohlenbergbaus
Nach mehr als 150 Jahren endet mit der Schließung der Bergwerke Prosper-Haniel in Bottrop und Anthrazit Ibbenbüren in Ibbenbüren der Deutsche Steinkohlenbergbau 2018. Allerdings nicht, weile keine Kohle mehr da wäre, sondern aus rein ideo- logischen Gründen. Damit der damit zusammen- hängende, bereits seit Jahren laufende, Struktur- bruch im Revier nicht noch krasser ausfällt, wie wir befürchten, ha die Landesregierung NRW zusamm- en mit der RAG-Stiftung ein Trostflasterpaket ge- schnürt. Auf dem Paket steht der Hoffnung aus- strahlende Slogan “ Glückauf Aufbruch 2018.“ Zu diesem Paket gehört nach Auskunft des Wirtschafts- ministers von NRW, Garrelt Duin, u.a. der Aus-und Umbau des bisherigen RAG-Trainingsbergwerks in Recklinghausen-Hochlarmark.
Wie der Name „Trostflaster“ schon sagt, soll das Pflaster „Besucherbergwerk“ die Leute hinwegtrösten über den Verlust ihrer bisherigen Identität, der Berg mannskultur und über den Verlust von Tausenden anständig bezahlter Arbeitsplätze unter dem Vorzeich- en der bewährten Montanmitbestimmung. Dafür gibt es ein paar neue Logistikstandorte und jede Menge industriekultureller Bespaßung. Wir wollen den ge- planten Umbau des bisherigen Trainingsbergwerks nun nicht in Grund und Boden schlechtreden. Schließ- lich wissen wir auch, das die Alternative nicht Fort- setzung des Bergbaus ist, obschon dies mehr als wünschenswert wäre, sondern das ansonsten der Abriss der Anlage drohen würde. Auf diese Weise kann man für die nächste Generation wenigstens ein Stück „Originalbergwerk“ erhalten werden.
Maschinen, Strecken, Strebe, Schacht, Gezehe etc. Alles ist auf 1.400 Meter Länge im Original und funktionsfähig vorhanden. Der Grubenbau wurde 1975 kurz vor Schließung der Schachtanlage Recklinghausen (siehe oben, Schacht 2) aus taubem Gestein des 1869 abgeteuften Schachtes 1 an der Wannerstrasse in Recklinghausen (von dem heute nur noch die Protegohaube zu sehen ist) aufgeschüttet. Auf der Bergehalde wuchs ein dichter Baumbestand heran, so das vom Trainingsbergwerk von außen nichts zu sehen ist. Das Besondere am Trainingsbergwerk ist, das man nicht nach unter Tage auf die 1000 Meter-Sohle einfährt, sondern zu ebener Erde bleibt. Schließlich wird der Kohleabbau und das damit zusammenhängende komplexe technische Ineinanderwirken verschiedener Maschinen und Arbeitsgänge nur geübt, um den tatsächlichen Betriebsablauf auf den noch aktiven Bergwerken nicht zu stören. Außerdem ist es wesentlich weniger gefährlich und an der gesamten Maschinerie kann ohne lange Anfahrtswege trainiert, wiederholt und geprüft werden. Denn jeder Handgriff unter Tage muß sitzen. Die Prüfung durch die Bergaufsichtsbehörde in Dortmund findet ebenfalls auf dem Trainingsbergwerk statt. Zur Zeit führt die RAG noch rd. 44 bergbauspezifische Lehrgänge auf dem Trainingsbergwerk durch. Hier werden Elektroniker, Mechaniker, Ver-und Entsorger und andere Fach- arbeiter intensiv geschult. Bis vor einem Jahr fanden die schriftlichen Prüfungen über Tage in den Schulungsräumen des Trainingsbergwerks statt. Die Einrichtung wurde mittlerweile geschlossen. Die RAG hat das Gebäude für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt. Für Besucher dürfte das geplante Besucherbergwerk sicherlich eine spannende Angelegenheit werden. Die Spannung ergibt sich aus dem Wechsel von Tag und Nacht und von unten und oben von einem Augenblick zum nächsten. Sobald man nämlich das eiserne Tor mit dem Schlägel & Eisen-Symbol des Bergbaus hinter sich gelassen hat, befindet man sich in einem von drei Streckenvortrieben und hat sogleich das Gefühl, ganz Tief in der Erde zu sein. Auch atmosphärisch ist die Luft fast wie unter Tage. Subtropisch schön. Und selbstverständlich wird der Grubenbau wie ein aktives Bergwerk bewettert. Damit frische Luft ein-und auszieht, hat man auch einen (kleineren) Grubenlüfter installiert. Das Ge- fühl der Authentizität ist übrigens wesentlich intensiver als im Bergbau-Museum in Bochum.
Quellenhinweise: Route Industriekultur, Ring Deutscher Bergbau-Ing. e.V. (Bericht vom 17.10.2013) , Wikipedia, Landesportal NRW, Pressemitteilung vom 8.12.2016 sowie RK-Redaktion vom 17.3.2017
Fotos: Revierkohle