Da die Schutzheilige aller Bergleute die Hl. Barbara ist, lag es nahe, auch die neue Tunnelbohrmaschine auf den Namen Barbara zu taufen. Und zwar mit der gebührenden Feierlichkeit und der dazugehörenden bergmännischen Frömmigkeit. Daher weihte die neue Vortriebsmaschine sowohl ein Katholischer als auch ein Evangelischer Geistlicher ein. Mit der Segnung und der symbolischen Taufe erbitten die Tunnelbauer auf der ganzen Welt Gottes Segen für die Sicherheit und Gesundheit beim Vortrieb.
Die Tunnelbaumaschine hat die Aufgabe, in 75 Meter Tiefe den 7,14 km langen Grubenwasserkanal aufzufahren, damit später das Grubenwasser in unterirdischen Betonröhren zur neuen Grubenwasseraufbereitungs-anlage Grafenhorst fließen kann.
Eine zweite Tunnelbohrmaschine wird im Frühling 2024 in einem weiteren Mittelschacht hinabgelassen und wird sich dort dann von Osten kommend durch das Erdreich graben. Die Bauarbeiten werden voraus-sichtlich 2025 abgeschlossen sein.
Grubenwasserbelastungen
ständige Überwachung ist sichergestellt
In der mobilen PCB-Pilotanlage in Püsselbüren am Klärteich Ibbenbüren-Ost wurden 9 Monate lang mit Hilfe einer sog. Festbett-Tiefenfiltration PCB-Schwebpartikel aus dem Grubenwasser entfernt. Die gemessene PCB-Konzentration am Standort Ibbenbüren ergab eine Eliminierung von 98 %. Die Feststoffanteile im Grubenwasser konnten durch die Versuchsanlage ausweislich der Trübungsmessung weitgehend entfernt werden, so die Erkenntnisse der eingesetzten Expertengruppe.
Bereits im April 2020 hatte daher die Abtl. 6 Bergbau und Energie in NRW der Bezirksregierung Arnsberg im Rahmen des Abschlussbetriebsplanes für die Zeche Anthrazit-Ibbenbüren den Grubenwasseranstieg von + 55 mNN auf + 63 m mNN unter der aufschiebenden Bedingung genehmigt, dass der neue Grubenwasserkanal zum Standort Gravenhorst betriebsbereit fertiggestellt wird und eine wasserrechtliche Erlaubnis vorliegt. Nach Auskunft der RAG wird der Grubenwasseranstieg auf + 63 m NN in 2023 erreicht werden.
Auch danach wird das Grubenwasser auf PCB u.a Schwebstoffe ständig weiter beprobt, um eine Verunreinigung mit dem Grundwasser zu vermeiden.
Auch am Grubenwasserstandort der ehem. Zeche Haus Aden in Berg-kamen frisst sich eine Vortriebsmaschine der Fa. Herrenknecht 340 Meter durch das Erdreich. Ebenfalls durch Betonröhren soll das Gruben-wasser unterirdisch in die Lippe fließen. Auf Haus Aden werden jährlich rd. 11,9 Mio. Kubikmeter Grubenwässer gefördert. Der Kanal hat einen Innendurchmesser von 3,20 Meter. Auch in Bergkamen sollen die Bauarbeiten 2025 abgeschlossen werden.
Anstelle des im März 2021 bereits abgerissenen Förderturms Haus Aden 2 wird ein neues Grubenwasserhebepumpwerk gebaut. Eine Erhaltung des markanten Förderturms als Wahrzeichen war nicht möglich, da die Versetzung des Förderturms rund 3 Mio. EUR gekostet hätte. Dieses Geld wollte der Stadtrat von Bergkamen nicht bereitstellen.
Auf den bisherigen Grubenwasserstandorten Concordia 2 und 6 in Oberhausen, Carolinenglück in Bochum, Zollverein XII in Essen und Amalie in Essen wurde die untertägige Grubenwasserhaltung ein-und die Pumpen abggestellt. Somit können die Schächte abgeworfen und standfest verfüllt werden.
Das RAG-Grubenwasserkonzept sieht für die Zukunft eine Zentralisierung der Grubenwasserhaltung auf 6 Grubenwasserzechen vor. Alle Wasser-provinzen an Rhein und Ruhr, an der Saar und im ehem. Aachener Revier werden von der zentralen Grubenwasserleitwarte auf der ehem. Zeche Pluto in Herne überwacht und gesteuert.
Grubenwasseraufbereitungsanlage Grafenhorst
Quellenhinweise:
RAG-Presseinformation vom 25.11.2022; 01.12.2022 und 12.12.2022; this-magazin.de vom 4.1.2023; Westfälischer Anzeiger vom 13.08.2021; Hellwiger Anzeiger vom 14.2.2021; Rundblick Unna vom 19.0.2021; Lokalkompass vom 20.03.2021; Stilllegung von Bergwerksbetrieben, Bezirksregierung Arnsberg (Hrsg.), o.J., (www.bra.nrw.de) sowie RK-Redaktion vom 14.01.2023