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Das Stahlwerk wurde 1843 in Dortmund-Hördel errichtet, gehörte bis 1926 dem Hörder Bergwerks-und Hüttenverein und fusionierte dann mit der Phoenix- Actien-Gesellschaft für Bergbau und Hüttenbetrieb zu Duisburg. 1933 wurden die Union-Werke, Westfalenhütte und die Hermannshütte zur Dortmunder Hüttenverein AG zusammengeführt. Ab 1958 arbeitete man eng mit der Dortmund-Hörder Hüttenunion AG und der Hoesch AG zusammen.1992 übernahm der Krupp-Konzern die Hoesch Werke AG. 1997 folgte dann die Fusion von Thyssen und Krupp zu Thyssen-Krupp AG. 

1998 wurde Phoenix-West stillgelegt. Phoenix-Ost wurde 2001 stillgelegt und vollständig abgerissen. An der Stelle befindet sich heute ein See. Von Phoenix-West sind zwei Hochöfen nebst Nebengebäuden, ein Winderhitzer, zahlreiche Rohrsysteme, die Pheonix-Veranstaltungshalle sowie ein Gaso-meter erhalten geblieben. Drumherum wurden Spazierwege und eine Gewerbefläche angelegt. Eigentümerin des Areals war von 2001 bis 2018 die Stadt Dortmund. 

In dieser Zeit ruhte nicht nur der Phoenix-See still, sondern die gesamte Anlage. Dann betrat der GF der Walas Deutschland GmbH, eine Tochter der niederländischen World of Walas Group Ltd. , Gerben van Straaten, die Bühne und versprach, Phoenix-West wieder aus der Asche auferstehen lassen zu wollen. Denn das Unternehmen hat sich auf die Fahnen geschrieben, altehrwürdige Bausubstanzen erhalten und zukunftsfest machen zu wollen. 

Und so kaufte Walas die 56.000 qm große Brachfläche von der Stadt auf und wollte 75 Mio. EUR investieren, um aus der Ruine eine Kultur, Freizeit-und Dienstleistungsoase mit internationalem Vorzeigecharakter zu machen. 

Leider wurde daraus nichts. Und so verfiel Phoenix-West weiter. Doch da besann sich die Stadt ihrer Daseinsfürsorgepflicht und kaufte das gesamte Areal von Walas in 2022 wieder zurück. Dazu gehören die beiden Hochöfen mit Nebengebäuden, ein Winderhitzer, zahlreiche Rohrsysteme, ein Wasserturm, ein Gasometer und die Phoenix-Halle.  Finanziert wurde das teure Unterfangen aus dem Sondervermögen Technologiezentrum Dortmund. 

Was aus Phoenix-West nun konkret werden soll, ist immer noch unklar. Man träumt von Zukunftstechnologien, internationaler Wahrnehmung, Freizeit-einrichtungen, ergänzenden Neubauten. Nur von vielen neuen Arbeits-plätzen, davon träumt die Stadt schon lange nicht mehr….      

Phoenix-See

so still und ruhig ruht der Hoesch-Geist

Wer heute das ehemalige Hoesch-Stahlwerk in Dortmund-Hördel besuchen möchte, findet nicht mehr viel vor. Denn die Stahlproduktion wurde bereits 2001 beendet. Wo einst 10.000 Hüttenleute arbeiteten, herrscht heute friedliche Stille. Und da wo das Werk Phoenix-Ost stand, befindet sich heute ein Naherholungssee. Die Arbeitsplätze wurden zu Krupp nach Duisburg verlagert. Mit dem Niedergang des Stahlwerks und der Zechen ging auch das wirtschaftliche Leben in Dortmund bergab. Und das ist bis heute leider so geblieben. Die Arbeitslosenquote liegt bei 10,7 % (ALG 1, Dez. 2022), die Unterbeschäftigtenquote (ALG II Leistungsempfänger, die sich in Maßnahmen befinden) liegt bei 13 %. Hinzu kommen die Hartz IV-Empfänger, die sich in keiner Maßnahme befinden. Die Jugendarbeitslosenquote liegt bei 8,3 %. Diese traurige Entwicklung besteht seit dem Ende von Phoenix. Sie zeigt deutlich,  das ohne nennenswerte Großindustrie der Strukturwandel kaum zu bewältigen ist. Das gilt nicht nur für Dortmund, sondern für alle Städte im Revier, die einst die Hochburgen von Kohle und Stahl waren. Zwar sind etliche Neuansiedlungen und kulturelle Vielfalt geschaffen worden, aber Tausende von neuen Ersatzarbeitsplätzen mit anständigen Löhnen sind weit und breit nicht zu sehen. Und so lange die Politik im Klein-Klein verharrt und lediglich Mittelstandsförderung betreibt, wird sich das auch in Zukunft nicht ändern.      

Und in der Zwischenzeit wird mangels bedeutsamer Alternativen auf Kultur gemacht. Industriekultur und Konzerte, Industriekultur und Schauspiel, Industriekultur und Denkmalpflege, Industriekultur und Lebensfreude. Man kann es schon nicht mehr hören. Zumindestens die Lebensfreude lassen sich die Ruhris bei all der Perspektivlosigkeit und marginalen  Strukturbegleitmaßnahmen nicht nehmen. Das sieht man z.B. an der zunehmenden Zahl von Radfahrern, die sich heute Woche für Woche über einstige Zechenbahntrassen an  Hochofenidyllen und Zechenhäfen freizeitradelnd vorbei bewegen.

Das kann auf Dauer aber keine Perspektive sein.  Zumindestens nicht für die jüngeren Menschen im Revier. Die brauchen eine Zukunft. Und das heißt: sie brauchen Arbeitsplätze. Nicht irgendwelche, sondern qualifizierte und angemessen bezahlte Stellen. Die können die überwiegend mittelständischen Firmen in NRW nur bedingt zur Verfügung stellen. Das gilt auch für die boomende Freizeit- und Eventbranche. Und der zunehmende Einsatz der KI-Technologie wird dafür sorgen, das viele weitere Arbeitsplätze in den nächsten Jahren wegbrechen werden. 

Wir gehen daher davon aus, dass der Strukturwandel im Revier eine Dauerbaustelle bleiben wird. Die Alten sterben aus und die Jungen ziehen weg. Uns würde es nicht wundern, wenn das Revier in 20 Jahren wieder das ist, was es Ende des 18. Jahrhundert einmal war: Agrar-und Weideland mit zahlreichen Handwerksbetrieben. Es liegt also nach wie vor an der Politik, den endgültigen Kollaps des Reviers zu verhindern. 

Bis dahin wird geradelt, Erinnerungskultur betrieben und Industriedenkmäler werden zu  Leuchttürmen erklärt. Siehe Phoenix-West und Union-Brauerei. 

Phoenix-West-Hochöfen, Foto: pixabay.com
Skyline des letzten Stahlwerks in Duisburg: Thyssen-Krupp- Foto: pixabay.com
Stahlskulptur "der Hüttenmann" vor Phoenix-West in Dortmnund-Hördel, Foto und Freistellung: Revierkohle

Quellenhinweise: 

WAZ vom 30.08.2018 und 10.01.2023; Lokalkompass Dortmund vom 08.09.2018; phoenixdortmund.de; Nordstadtblogger.de vom 14.03.2021 und 04.01.2022; newsroom.de vom 05.10.2018 sowie RK-Redaktion vom 14.02.2023

Fotonachweise: 

Header: pixabay.com: Illustration: Revierkohle; rechts darunter: (Union-Brauerei-Dortmund): pixabay.com; darunter: pixabay.com, Mitte ( Skineline): Frank Vinzenz, GNU, CC-By-SA-3.0, wikimedia commons; rechts darunter: pixabay.com   

Im Ruhrgebiet setzte in den 60er‑ und 70er‑Jahren ein heftiger Strukturwandel ein. Kohle, Eisen und Stahl, industriell aufs engste aufeinander bezogen, verlieren an Bedeutung. Die Gruben, die Zechen, die Stahlwerke, die Eisengießereien, die Schneiden und Pressen, die Metall verarbeitenden Betriebe stehen bald wie Gespenster in der Landschaft herum:  Rost nagt an den Menschen-Dingen, er legt sich wie ein Fluch auf die Euphorie des Beginnens, der Boomjahre.  Von edler Patina ist diese krätzige Rostschicht Lichtjahre entfernt. Rost ist gleichzeitig ein Zeichen für Vergänglich-und Vergeblichkeit. Ihn fernzuhalten, ist ebenfalls Aufgabe und Verpflichtung der Denkmalpflege. Gut, das Phoenix-West unter Denkmalschutz steht. 

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