Im Rahmen der Altbergbau-Sanierung hat die Uran-Nachfolge-Bergwerksgesellschaft Wismut GmbH mit einem weiteren übertägigen Sanierungsprojekt begonnen. Für die Sanierung der ehemaligen Absetzanlage Dänkritz 1 wird der radioaktiv verseuchte Schlammteich bei Zwickau sicher verwahrt. Will heißen, das dafür gesorgt wird, dass keine radioaktiven Strahlungen oder Rückstände von Uranerz in die Umwelt oder ins Grundwasser gelangen können.
Ebenso wird die Absetzanlage Dänkritz 2 saniert und abgedeckt. Saniert bedeutet in diesem Zusammenhang, dass zunächst das Wasser aus der ehem. Kiesgrube entfernt wird. Das kontaminierte Wasser wird dann gereinigt. Mit Geotextilien, Geogittern und Drainagedochte erfolgt dann eine Zwischenabdeckung. Dann wird das Becken aufgedammt. Zum Schluß erfolgt die Begrünung. Zu den Maßnahmen zählt auch die Anlegung von Gräben zur Ableitung des Oberflächenwassers.
2027 soll die 11, 2 Mio Euro teure Maßnahme beendet sein. Für die Kosten kommt das Land Sachsen sowie der Bund jeweils zur Hälfte auf.
In der ehemaligen DDR wurden zwischen 1946 und 1990 230.000 t Uranerz gefördert und nach Russland weiter transportiert. Die Sowjet-union benötigte das Uranerz zum Bau von Atombomben. Daher war das Förderprogramm zunächst streng geheim gehalten worden. Die Arbeit in den Uranminen war mit erheblichen Risiken behaftet.
Das Bundesamt für Strahlenschutz ermittelte vor Jahren in einer großen Kohortenstudie, das zwischen 1952 und 2014 über 9.000 Berg-leute an Lungenkrebs sowie 17.000 Bergleute an Silikose (Steinstaub-lunge) erkrankten. Dafür wurden sie von der DDR-Propaganda als „Helden der Arbeit“ gefeiert. Es gab zahlreiche Vergünstigungen, außer-gewöhnlich hohe Löhne, eine gesonderte Altersrente sowie jeden Monat 2 Liter „Kumpeltod“. (Bergmannschnaps. Gibt es heue Übrigens immer noch, siehe)
Die Bundesregierung hat seit 1990 mehr als 1 Mrd. Euro an die ehemaligen Kumpels als Entschädigungsleistung gezahlt. 40.000 Fälle wurden bis heute als Berufskrankheit anerkannt.
Mitte 2021 verließ der letzte Urantransport den Wismut-Standort Königstein/Leupoldishain.
Die Wismut hat seit 1990 750 ehemalige Bergwerke und Schächte saniert. Die Sanierungskosten betrugen in 2000 rd. 231 Mio. EUR. 450 weitere Standorte müssen noch saniert werden. Die Kosten für die Gesamtsanierung werden bis 2035 auf 7,5 Mrd. EUR geschätzt.
Und ein Ende ist nicht absehbar. Denn in einigen Schachtanlagen muß die unterirdische Bewetterung rund um die Uhr weitergehen, da sich ansonsten radioaktives Radongas in der Grubenluft anreichern und dann durch die Erde in die nahegelegenen Kellerräume der Nachbarschaftshäuser eindringen würde.
Darüber hinaus muß das kontaminierte Grubenwasser aus den Gruben permanent abgepumpt werden, da sich in diesem – neben Uran – auch Radium, Arsen, Eisen und Mangan befindet. Die Abscheidung dieser Stoffe erfolgt auf chemischem Weg mit Hilfe von sog. Neutralisationsanlagen. Die Reststoffe werden auf alten Bergehalden der Wismut endgelagert.
Um die Probleme mit der Grubenwasserhaltung und der Sanierung von ehemaligen Bergwerksstandorten besser bewältigen zu können, hat der Branchenverband Steinkohle und Nachbergbau ( der ehem. Gesamtverband der RAG) bereits 2022 eine engere Zusammenarbeit mit dem Verband Bergbau, Geologie und Umwelt beschlossen.
Sanierung in aue
In Aue-Bad Schlema saniert die Wismut den ehemaligen Wetterschacht 208. In 50 m Teufe wird in dem 816 Meter tiefen Schacht eine Betonbühne eingezogen. Auf der Bewährung wird dann ein Betonpropfen eingebracht. Hierfür werden 2.243 Kubikmeter Spezialbeton herangekarrt, um den Schacht endgültig zu verfüllen. Der Schacht wurde 1949 geteuft und diente nur einige Jahre als Förderschacht, bevor er 1960 zum Wetterschacht umgebaut wurde.
BLICK IN DIE TIEFE
Auf zwei verfahrbahren Bühnen bauen Bergleute der Wismut in 50 Meter Tiefe eine Bewährung ein. Diese verhindert, das die eingebaute Stahlbühne später nicht in die Tiefe abrutscht. Schacht 208 ist der letzte offene Schacht, den die Wismut nunmehr verschließt.
nach der verfüllung
Wie man der Zeichnung entnehmen kann, verbleibt die Arbeitsbühne im Schacht. Inwieweit das - verglichen mit westdeutschen Bergwerken - ungewöhnlich aussehende Fördergerüst über Schacht 208 als Kulturerbe erhalten werden kann, ist seit 2021 strittig.
GESCHICHTE DER WISMUT
Quellenhinweise:
Saechsische.de vom 23.02.2021; wismut.de vom 01.03.2023; Deutschlandfunkkultur.de vom 14.01.2022; vbgu.de vom 21.06.2022; radiozwickau.de vom 22.01.2023; Freie Presse.de vom 21.06.2022 und 18.02.2023 sowie RK-Redaktion vom 14.04.2023
Fotonachweise:
Header: Wismut GmbH; Youtube-Screenshot; Mitte: Wismut-HV in Chemnitz: Norbert Kaiser, CC-BY-SA-3.0, wikimedia commons; darunter: Wismut GmbH (v.l.r.n.r.); darunter: DDR-Flagge: getstockly
Die Wismut GmbH ist ein deutsches Unternehmen, das von 1946 bis 1990 in der ehemaligen DDR am Abbau und der Verarbeitung von Uran beteiligt war. Die Exploration erfolgte Ende 1945 auf Geheiß des sowjetischen Innenministeriums. Während des Kalten Krieges war die DDR ein bedeutender Produzent von Uran, das im sowjetischen Atomwaffenprogramm verwendet wurde. Die „Sowjetisch-Deutsche AG Wismut“ (SDAG) war für den Abbau und die Verarbeitung von Uranerz im Erzgebirge verantwortlich und gehörte während seiner Betriebszeit zu den 4 größten Uranproduzenten der Welt.
Uranerz wurde in Johanngeorgenstadt, Schlema, Pöhla, Dresden-Gittersee und im thüringischen Ronneburg abgebaut.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurde die Wismut privatisiert und firmierte übergangsweise unter dem Namen SAG/SDAG Wismut. Heute ist die Wismut GmbH in Chemnitz für die Stilllegung und Sanierung der ehemaligen Bergbauschächte, Flächen-und Absetzanlagen in Sachsen und Thüringen verantwortlich, die durch die Uranabbauaktivitäten kontaminiert wurden. Die Aktivitäten des Unternehmens umfassen die Behandlung von kontaminiertem Wasser und die Wiederherstellung natürlicher Lebensräume in den betroffenen Gebieten.
Ähnlich wie beim Nachbergbau des Deutschen Steinkohlenbergbaus sind auch in Thüringen und Sachsen Ewigkeitsaufgaben zu bewältigen. Dazu gehört die Sanierung von 4 Absetzanlagen, darunter Helmsdorf, Dänkritz 1 und 2, die Wasserbehandlung an 7 Standorten, die Bewetterung einiger offener, nicht flutbarer Gruben, die Umweltüberwachung sowie die forstwirtschaftliche Pflege der künftig abgedeckten Absetzanlagen.
Besucherbergwerke
Auch in Ostdeutschland wird die Bergbaukultur gepflegt. Neben dem touristisch attraktiven Erzgebirge und seiner zahlreichen Stollen haben Sie auch die Möglichkeit, ehemalige Uran-Bergwerke an den Standorten Bad Schlema, Pöhla, Ronneburg, Johanngeorgenstadt und im Schloß Burgk im Freital zu besuchen. Anschrift und Öffnungszeiten finden Sie hier: