WIEDER SABOTAGE ?
In den frühen Morgenstunden am 10.10.2023 wurde die Balticonnector-Gaspipeline, die eine vitale Verbindung zwischen Finnland und Estland darstellt, durch eine bisher ungeklärte Störung beeinträchtigt. Die Auswirkungen dieser Unterbrechung auf die Energieversorgung und die geopolitische Stabilität der Region sind erheblich.
Die Balticonnector-Gaspipeline ist eine entscheidende Infrastruktur, die Energie zwischen den beiden baltischen Staaten transportiert und somit eine Schlüsselrolle in der Sicherung der Energieversorgung spielt. Die Ursache der Störung war zunächst Gegenstand intensiver Untersuchungen, wobei sowohl technische Probleme als auch die Möglichkeit einer mutwilligen Zerstörung in Betracht gezogen wurden.
Experten vor Ort sind bemüht, die genaue Natur der Störung zu identifizieren, um schnellstmöglich angemessene Maßnahmen zur Wiederherstellung der Gasversorgung zu ergreifen. Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob es sich bei der Unterbrechung um einen Unfall oder um gezielte Sabotage handelt. Behörden aus Finnland und Estland arbeiten eng zusammen, um Licht ins Dunkel zu bringen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, sollte sich herausstellen, dass es sich um einen vorsätzlichen Akt gehandelt hat.
Die Sicherung kritischer Infrastrukturen wie Gasleitungen ist von größter Bedeutung, nicht nur für die betroffenen Länder, sondern auch für die gesamte Region. Eine sorgfältige Analyse der Situation wird dabei helfen, nicht nur die unmittelbaren Auswirkungen zu bewältigen, sondern auch präventive Maßnahmen zu entwickeln, um ähnliche Zwischenfälle in der Zukunft zu verhindern.
Die internationale Gemeinschaft verfolgt die Entwicklung dieser Situation mit großem Interesse und Sorge. Die Frage nach der Ursache der Störung und ihrer möglichen politischen Implikationen bleibt vorerst unbeantwortet. Es bleibt zu hoffen, dass die Untersuchungen rasch Fortschritte machen und transparente Erkenntnisse liefern, um die Grundlage für angemessene Reaktionen und zukünftige Sicherheitsmaßnahmen zu schaffen.
zur Geschichte der Gaspipeline Balticconnector
Die Gaspipeline Balticconnector wurde erst 2020 in Betrieb genommen. Sie ist rd. 150 km lang und verläuft vom finnischen Inkoo, rund 60 km westlich von der Hauptstadt Helsinki entfernt, über den finnischen Meerbusen bis ins estnische Paldiski. Die Gasleitung verläuft dabei sowohl im Meer als auch über Land. Sie ist deutlich kürzer als die stillgelegten Gasleitungen Nord Stream 1 und 2, die vor rund einem Jahr ebenfalls durch einen Sabotageakt in der Nähe der dänischen Ostseeinsel Bornholm unbrauchbar gemacht wurden. Bis heute hat man die Täter nicht ausfindig machen können.
vorläufiges Fazit:
Sowohl der Angriff auf die Gaspippelines Nordstream 1 und 2 als auch der mögliche Sabatogabeakt auf die Gaspipeline Balticconnector zeigen, wie leicht die kritische Infrastruktur durch einen Agressor empfindlich getroffen werden kann. Und wie schwer es ist, diese Infrastruktrur zu sichern und dauernd zu überwachen.
Problematisch für die Versorgungssicherheit eines Landes wird es dann, wenn erstens eine hohe Abängigkeit vom Ausland besteht und wenn zweitens regenerative Energieträger ausgebaut und fossile Energieträger zurückgefahren werden. Dann steht man im Ernstfall auf dem Schlauch.
Das wird am Beispiel der Flüssiggasversorgung der Bundesrepublik besonders deutlich. Die verfehlte Energiewendepolitik führte dazu, das sich Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck im letzten Winter gezwungen sah, einen 20jährigen Liefervertrag mit Katar abzuschließen. Wohl wissend, das der dortige Scheich ein ebensolcher Despot ist wie Putin in Russland. Katar unterstützt nebenbei bemerkt die Terrororganisation Hamas im Gaza-Streifen. Sollte China Taiwan angreifen, wie geplant, drohen auch für den Westen Versorgungsengpässe ungeahnten Ausmasses. Vielleicht besinnt man sich dann wieder auf den verlässlichen Energieträger Steinkohle. Klimakrise hin oder her. Glückauf !
Mittlerweile geht die finnische Regierung aber davon aus, das der plötzliche Druckabfall auf Fremdeinwirkung zurückzuführen ist, so der finnische Präsident Sauli Niinistö. Auf die Frage der geladenen Presse, ob der Druckabfall durch Beteiligung Russlands zustande gekommen ist, ging Min.-Präs. Petteri Orpo nicht näher ein.
Die Reperatur dürfte nach Einschätzung der beteiligten Betreibergesellschaften Gasgrid (Finnland) und Elering (Estland) noch einige Monate Zeit in Anspruch nehmen. Finnland und Estland geraten aber nicht in einen Versorungsengpass hinein, da beide Staaten über ausreichende schwimmende Flüssiggas-Terminals verfügen.
Ursache für den Druckabfall war ein Leck in der Gaspipeline sowie ein durchtrenntes Datenkabel. Seit dem Embargo gegen Russland aufgrund des Angriffkrieges auf die Ukraine war die Ostsee-Gasleitung Balticconnector bisher die einzig Leitung, über die Finnland und Estland noch Gas importieren konnten.
Das es sich bei der Störung wahrscheinlich um einen Sabotageakt handeln könnte, belegen die Ergebnisse des seismologischen Instituts NORSAR in Norwegen. Auf der Webseite spricht das Institut von einer mutmaßlichen Explosion vor der finnischen Ostseeküste. „Mutmaßlich“, weil die seismologischen Ausschläge und deren Interpretation mit Unsicherheiten behaftet sind. Litauens Energieminister Dainius Kreivys forderte im litauischen Rundfunk einen stärkeren Schutz der Energie-Infrastruktur in der Ostsee. Wie genau dieser Schutz in Praxi aussehen sollte, ließ der Minister offen.
Mittlerweile kümmert sich sowohl der finnische Geheimdienst als auch das Militär um die möglichen Hintermänner dieses Anschlags. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg bezeichnete den Ausfall der Gaspipeline als alarmierend. Ein Angriff auf eine kritische Infrastruktur in einem Nato-Mitgliedsland sei per Definitionem als miliärischer Angriff einzustufen.
Quellenhinweise:
Frankfurter Rundschau vom 11.10.2023; Handelsblatt vom 11.10.2023; Welt.de vom 11.10.2023; Tagesschau.de vom 10.10.2023, 19.08.h sowie RK-Redaktion vom 14.11.2023
Fotonachweise:
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