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ist leider Geschichte

Stück für Stück wurde das Notbehelfsgerüst von Concordia 6 demoniert, Foto: RAG
Concordia 6 -Rückbau an der Nierbuhrstr. 1 in Oberhausen, links daneben: das ehem. Magazingebäude, Foto: RAG

Bis 1968 gehörte die Zeche Concordia zum zweitgrößten Bergwerk in Oberhausen. 1848 wurden die Grubenfelder im Bereich der Lipper Heide gemutet und 1850 die BW-Gesellschaft Concordia AG gegründet. Und im Jahre 1913 waren auf der einst so stolzen Zeche über 5.500 Bergleute beschäftigt. Diese förderten täglich bis zu 3.500 Tonnen Fettkohle und 1.300 Tonnen Kokskohle. Eine Kokerei gehörte nämlich auch zum Bergwerk. Es war eine glanzvolle Periode. 1968 kam aufgrund der damaligen Kohlenkrise das Aus für die Zeche. Sie wurde bis auf die Schächte 2 und 6 stillgelegt. 

Schacht 2 und 6 dienten weiterhin der untertägigen Grubenwasserhaltung und mußten daher regelmäßig auf der 8. Sohle befahren werden. Das Fördergerüst über Schacht 6 blieb bis 1990 erhalten und mußte dann wegen statischer Mängel eingekürzt werden. Etliche Übertagegebäude konnten vor dem Abriss bewahrt werden. Auf Concordia 6 befindet sich heute ein Theaterbetrieb.

2022 wurden die Schächte 2 und 6 verfüllt. Die Schachtverfüllungen der Zeche Concordia 2 und 6 hinterlassen nicht nur physische Lücken im Boden, sondern auch emotionale Leere in den Herzen derjenigen, die mit ihr aufgewachsen sind. Es ist, als wäre ein Teil der Seele der Stadt mit dem letzten Klang des Hammers davongeschwebt.

Nun legt sich ein weiterer trauriger Schleier über den Rest der Zeche an der Nierbuhrstr. 1 in Oberhausen. Denn mit der am 31.01. 2024 begonnenen Demontage des Not- Fördergerüstes über Schacht 6 verliert die Stadt ihr letztes Symbol harter Arbeit und des Durchhaltevermögens, das den Ruhrpott einst prägte. 

Majestätisch war das Not-Fördergerüst sicherlich nicht, das in seiner vollen Pracht bis 1990 stolz in den Himmel ragte, aber Wehmut kommt trotzdem auf. Es ist, als ob der letzte Rest der industriellen Seele der Stadt langsam schwindet, während das metallene Ungetüm Stück für Stück demontiert wurde. Die schwer-mütige Atmosphäre auf dem Gelände spiegelte die Trauer wider, die mit dem Abschied von einem bedeutenden Stück Geschichte einhergeht.

Die Realität der Demontage lässt uns nachdenklich zurück. Die Rhythmen der Maschinen, die einst das Herzstück der Zeche bildeten, sind schon lange für immer verstummt. Die Silhouette des Fördergerüstes, die sich im Sonnenuntergang abzeichnete, wird bald nur noch eine Erinnerung sein, die in den Köpfen derjenigen weiterlebt, die die Ära der Zeche Concordia miterlebt haben. Auch viele Bergfremde werden sich an die segensreiche Zeit der Zeche Concordia 2 wahrscheinlich noch gut erinnern können. Denn die Schachtanlage förderte noch in den 1980er Jahren salzhaltiges Solewasser, welches im historischen Solbad „Raffelberg“ in Mülheim genutzt wurde.  

Während die letzten Schrauben gelöst wurden und das Geräusch des Metalls auf Metall das Gelände erfüllte, können wir nicht umhin, uns zu fragen, wie viele Geschichten, wie viele Schicksale dieses Fördergerüst, das  die Kumpels in die Tiefe beförderte und sicher wieder hochbegleitete, über die Jahre hinweg miterlebt hat. 

Möge die Erinnerung an das Fördergerüst über Schacht 6 der Zeche Concordia in unseren Herzen weiterleben und uns daran erinnern, dass die Vergangenheit uns geformt hat. Auch wenn das Gerüst nun verschwindet, bleibt die Geschichte der Zeche Concordia lebendig – in den Erzählungen und der Sprache der ehemaligen Bergleute, in den verblassten Fotografien und Filmen, auf einer Erinnerungstafel am Schacht 2, den Restgebäuden  und in den Herzen derjenigen, die die Bedeutung dieses Bauwerks als Teil des Ruhrreviers verstehen. 

Concordia und Walsum bilden neue Wasserprovinzen

Während Sie diesen Beitrag lesen, ist das Fördergerüst Concordia 6 schon Geschichte. Allerdings nicht ganz. Denn Concordia 2 und 6 werden zum Sicherungsstandort für den Notfall umgerüstet. Das bedeutet, das die Schächte jeweils mit 2 Hüllrohren versehen werden, in denen Hängepumpen eingebracht werden können, um die Grubenwasserhaltung bei Ausfall der Pumpen auf einer von 6 verbliebenen Grubenwasserzechen innerhalb von einem Jahr ersetzen zu können. So lange würde man für die das Wiederaufbohren nebst Bau einer Übertagehalle  für die 20 Meter hohen und mehrere Tonnen schweren Pumpen über dem Sicherungsbrunnen benötigen. Das reicht, weil das Grubenwasser nur sehr langsam ansteigt. Ansonsten sieht man von Schacht 6 außer einem 1500 Millimeter dicken Lotungsrohr leider nichts mehr.  

Die Wasserprovinz Concordia umfasst die stillegelegten Grubenfelder der ehemaligen Zechen Neumühl, Beeckerwerth, Concordia, Westende und Alstaden. Die Provinz grenzt im Norden und im Westen  an die Wasserprovinzen der ehemaligen Zechen Walsum im Westen (Duisburg) und Lohberg im Nordosten (Dinslaken) sowie im Osten an die Wasserprovinz der ehmaligen Zeche Sälzer-Amalie (Essen-Bergeborbeck). Seit 2021 steht das Fördergerüst der Zeche Amalie unter Denkmalschutz. Die Grubenwasserhaltung auf Amalie soll ebenfalls eingestellt werden. Die Gesamtfläche der Wasserprovinz Concordia beträgt  88, 3 Qudratkilometer und wird von der neuen Grubenwasserleitwarte in Herne auf der ehemaligen Schachtanlage Pluto gesteuert und überwacht.         

RAG-Grubenwasserkonzept Concordia 2 und 6 werden zum Sicherungsstandort zurückgebaut

wie man vorgegangen ist

Mit der Demontage von Concordia 6 beauftragte die RAG Thysssen Schachtbau. Die Firma verfüllte im 2023 auch schon den Schacht XII der ehemaligen zentralen Grubenwasserhaltung auf Zollverein in Essen. 

Ein 100-Tonnen-Krahn mit einem 34 Meter langen Ausleger hievte jeden Tag ein fünf Tonnen schweres Fördergerüstsegment vom Schachtgerüst ab, nachdem die Mannschaft dieses mit Schneidbrennern vorher gelöst hatte. Vor der Verfüllung der Schächte wurden die untertägigen drei Kreiselpumpen und zwei Steigleitungen auf der 6. und 8. Sohle auf Concordia 2 und 6 demontiert. Kurz nach 22.00 h wurden bereits am 30.09.2022 die Pumpen auf Concordia 2 und 6 für immer abgestellt. 

In einer Teufe von 650 m wurde am Schacht 2 und in einer Teufe von 780 m am Schacht 6 eine Stahlbühne eingebaut und die darüberliegenden Schachtsäulen standfest verfüllt.   

wie es weitergeht

Nach dem das Grubenwasser nicht mehr über die DN350-Druckrohrleitungen zu Tage und dann in die Emscher gepumpt werden muß und die Aufräumarbeiten abgeschlossen sind, geht der Standort Concordia 6 an den Unternehmensbereich Bergbau und Immobilien der RAG über. Über den Verbleib des Förder-gerüstes von Concordia 2 ist noch nicht abschließend entschieden worden.

Die untertägigen Grubenwasserhaltungen auf Zollverein XII in Essen-Katernberg, Carolinenglück in Bochum-Hamme und Sälzer-Amalie in Essen-Altendorf  wurden bereits in 2022/2023 eingestellt. Weitere drei Standorte werden noch folgen, darunter Friedlicher Nachbar in Bochum-Linden. 

Alle Grubenwässer sollen über 6 übertägige Grubenwasser-zechen mit Hängepumpenbetrieb gesteuert und ab 2030 der noch zu errichtenden neuen zentralen Grubenwasserhaltung auf der ehem. Zeche Lohberg in Dinslaken zusammengeführt werden. Über eine Reinigungsanlage werden die Grubenwässer dann in den Rhein abgepumpt. 

Im saarländischen Revier werden die Grubenwässer über die zentrale Grubenwasserhaltung  Duhamel in Ensdorf zusammen-geführt und in die Saar abgeleitet. 

Die Überwachung, Wartung und Instandsetzung der Pumpen, der Fließgeschwindigkeiten, der Druck- und Mengenverhältnisse sowie der Schwebstoffkontrolle erfolgt im Ruhrrevier über die zentrale Grubenwasserleitwarte auf Pluto in Herne. 

Die Kosten für diese Ewigkeitsaufgabe belaufen sich auf rd. 200 Mio. Euro pro Jahr. Sie werden von der RAG-Stiftung aufge-bracht. Diese wiederum finanziert sich über die Evonik-Industries AG  sowie über rd. 500 Unternehmensbeteiligungen.    

Concordia 2 mit eingekürztem Förderturm, Am Förderturm 1 in Oberhausen, Foto: Revierkohle
Zeche Concordia um 1950, Bundesarchiv, B 145 Bild-F015012-0001 / Stoffels, Josef / CC-BY-SA 3.0 , wikimedia commons

Quellenhinweise: 

Hagmas, Georg: Feinkonzept für die Planung der wassertechnischen Maßnahmen zur Umsetzung des Grubenwasserkonzeptes Ruhr auf der Zentralwasserhaltung Concordia, RAG (Hrsg.), Essen 2021; RAG-Pressemitteilung vom 14.12.2022 und 14.02.2024; WAZ vom 25.05.2022;  Hermann, Wilhelm und Getrude: Die alten Zechen an der Ruhr, 5. Auflage, Königstein/Taunus 2008, S. 283 sowie RK-Redaktion vom 14.03.2024 

Fotonachweise: 

Header: Revierkohle, links darunter: RAG; darunter: RAG; rechts darunter: Revierkohle; darunter: Bundesarchiv, B 145 Bild F=15012-0001, Josef Stoffels, CC-BY-SA 3.0, wikimedia commons 

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Conccordia 6
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Conccordia 6
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verfüllt und endgültig demontiert
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