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das waren noch wahnsinnig aufregende Zeiten: ein Arbeiter bediente noch in den 1970er Jahren eine Weiche, um den Kohlenzug mit der Dampflokomotive auf das Lagergelände fahren zu lassen, Foto: Inspired Images auf pixabay

Mit der Ende 2018 erfolgten Schließung des Kohlenlagers „Kohlkamp“ in Recklinghausen-Hochlarmark / Grenze Herne-Baukau in unmittelbarer Nachbarschaft zum Steag-Steinkohlenkraftwerk Herne durch die RAG und die seit 2023 stattfindende Sanierung der 41 Hektar großen Fläche durch die RAG-Montan-Immobilien GmbH geht ein weiteres Stück deutscher Industriegeschichte zu Ende. 

Doch während viele diesen Schritt als notwendigen Teil des Strukturwandels im Ruhrgebiet feiern, gibt es auch kritische Stimmen, die vor den langfristigen Folgen einer übereilten Flächenkonversion warnen. Insbesondere die Nutzung ehemaliger Bergbau-Flächen für Gewerbebetriebe erscheint angesichts der aktuellen energiepolitischen Herausforderungen wenig durchdacht. Zumal auf dem 40 Fußballfelder großen Zechenareal wieder nur Gewerbehallen und Container-Terminals errichtet werden sollen. Das schafft zwar kaum neue Arbeitsplätze, dafür aber einen klangvollen Namen. „GREEN-HUB Emscher“ soll die neue Tristesse heißen.  

Die Räumung des Kohlenlagerplatzes Kohlkamp mag auf den ersten Blick als vernünftige Maßnahme erscheinen, insbesondere wenn man die kurzfristigen finanziellen Vorteile der Umwandlung in Gewerbeflächen betrachtet. Doch dieser monetäre Fokus könnte sich als fataler Fehler erweisen, wenn man die langfristige Energiesicherheit Deutschlands bedenkt. Kohle, so schmutzig sie auch sein mag, bleibt eine verlässliche Energiequelle, die in Krisenzeiten als nationale Reserve dienen könnte. Sie kann auf kleiner Fläche gelagert werden, verdirbt nicht, ist sofort verfügbar und preiswert vorhanden. 

Ein wesentliches Argument gegen die Umwandlung des Kohlkamps in Gewerbefläche ist die Notwendigkeit, eine nationale Kohlenreserve vorzuhalten. In Zeiten, in denen der Wind nicht weht und die Gaspreise ins Unermessliche steigen, könnte Kohle als Notfalllösung dienen, um die Energieversorgung des Landes sicherzustellen. Dies mag auf den ersten Blick rückschrittlich erscheinen, doch angesichts der aktuellen geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten ist es eine Überlegung wert. Und auch die Energiewendepolitik stellt ebenfalls eine echte Bedrohung für die Versorgungsischerheit dar. Und das nicht erst seit gestern. 

Die Entscheidungsträger sollten sich endlich bewusst machen, dass die schnelle Umwandlung von Bergbauflächen in Gewerbegebiete eine kurzfristige Lösung ist, die langfristige Probleme schaffen könnte. Die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Förderung der lokalen Wirtschaft sind zweifellos wichtige Ziele, doch sie dürfen nicht blindlings verfolgt werden, ohne die möglichen Konsequenzen für die Energiesicherheit zu berücksichtigen. 

Es wäre weitaus klüger gewesen, eine ausgewogene Strategie zu verfolgen, die sowohl wirtschaftliche als auch sicherheitspolitische Aspekte berücksichtigt. Letzteren Aspekt  hat die RAG und Ihre Tochter RAG Montan-Immobilien seit dem Ende des Steinkohlenbergbaus bisher unberücksichtigt gelassen. Man will die Flächen so schnell wie möglich los werden. Das ist mehr als kurzsichtig.  

Die Schließung des Lagers Kohlkamp in Herne ist auch symbolisch für einen breiteren Trend, bei dem ehemalige Industrieflächen hastig umgewidmet werden, um den Druck auf den Immobilienmarkt zu lindern. Doch dieser Ansatz vernachlässigt die Notwendigkeit, langfristig zu denken. Es ist essenziell, dass Deutschland über ausreichend Reserveflächen verfügt, die im Notfall für die Energieproduktion genutzt werden können. Andernfalls droht die Gefahr, dass wir uns in eine Abhängigkeit begeben, die uns in Krisenzeiten teuer zu stehen kommen könnte.

KOHLKAMP WIRD GREEN-HUB

STANDORT

selbstverständlich nachhaltig

Green-Hub-Emscher gehört zu den 24 Kooperationsstandorten des Regionalverbandes Ruhr, an denen neue Industrie-und Gewerbeansiedlungen im Ruhrrevier realisiert werden sollen. 

Ein hilfloser Versuch, der mindestens 40 Jahre zu spät kommt, da die rd. 300.000 Arbeitsplätze, die es in den Zechen-und Stahlbetrieben an Rhein-und Ruhr noch Anfang der 1970er gab, unwiderruflich verloren gegangen sind. Was heute auf den ehemaligen Zechenarealen an Firmen neu angesiedelt wird, ist der Rede kaum wert. Denn es wurden in den letzten 20 Jahren auf den letzten 10 Zechenstandorten zusammen nicht mal 5000 neue Vollzeitarbeitsplätze geschaffen. Und die meisten Mitarbeiter brachten die Firmen auch gleich noch mit. Es fand also lediglich eine Verlagerung statt. 

Und in den neuen Hochregallagern mit ihrem Automatikbetrieb arbeiten auch nur wenige Arbeiter. Das ist leider die traurige Realität. Das wird auf Kohlkamp auch nicht anders aussehen. Sagt selbst die RAG-Tochter. Sie geht davon aus, das insgesamt 300 Arbeitsplätze geschaffen werden. Wahrscheinlich auch auf dem Wege der Verlagerung. 

Denn die bis 2028 noch zu erschließende Zechenfläche und Umwandlung in einen Gewerbestandort wird wahrscheinlich auch wieder von bereits bekannten großen Spedititionsunternehmen und Mittelstandsbetrieben bevölkert werden. Die Nachfrage im Einzelhandel wird das kaum ankurbeln.  

Dafür kommt der Dreck und der Lärm wieder zurück. Diesmal nicht in Form von unvermeidbarem Kohlestaub und Kohlenzügen, sondern in Form eines neuen Container- Verladebahnhofs, damit zehntausende von Lastwagen von der Strasse auf die Schiene verladen werden können. 

Als Ausgleich soll noch etwas Straßenbegleitgrün angepflanzt und ein paar Gewerbebetriebe angesiedelt werden. Fertig ist der nachhaltige „Green-Hub-Deal“ zwischen der RAG-Montan-Immobilien, der Stadt Herten, Recklinghausen und Herne. Ob das die Totenruhe auf dem gegenüberliegenden Friedhof stören wird, wissen wir nicht. Ist aber denkbar. 

Bis das Vorhaben realisiert werden kann, muß noch das bergrechtliche Abschlussbetriebs-verfahren in der Abt. 6 Bergbau und Energie in NRW bei der Bezirksregierung in Arnsberg abgeschlossen werden. Dann muß der Flächennutzungsplan der Stadt Recklinghausen, Herten und Herne geändert werden, weil das Kohlenlager auf allen drei Stadtgebieten liegt. Zu guter letzt müssen noch Gutachten zu den Themenkomplexen Verkehr, Lärmbelastungen durch den LKW-Verkehr sowie durch die Wanne-Herner Eisenbahn-Hafen GmbH, Artenschutz, Wald-und Entwässerungs-Auswirkungen erstellt werden. 

Die Baufreimachung und endgültige Erschließung der Bergbaufläche soll dann 2028 erfolgen. 

Quellenhinweise: 

Pressemitteilung des Regionalverbands Ruhr vom 18.04.2024; WAZ vom 18.04.2024; Pressemitteilung der RAG vom 17.05.2024; halloherne.de vom 19.04.2024; rvr.ruhr/news vom 18.04.2024; Recklinghäuser-Zeitung vom 19.04.2024 

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Kohlelager Kohlkamp wird Green Hub
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Kohlelager Kohlkamp wird Green Hub
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