DEUTSCHE -MONTAN-TECHNIK STARTET ERKUNDUNG MIT VIBRO-SEISMIK-TRUCKS
In Mecklenburg-Vorpommern laufen derzeit spannende Erkundungsmaßnahmen zur Entdeckung von Heliumvorkommen. Das französische Unternehmen 45-8 Energy untersucht ein Gebiet westlich von Wolgast auf mögliche Heliumlagerstätten in rund 3.000 Metern Tiefe. Hierbei kommen spezielle Vibrationsfahrzeuge zum Einsatz, die den Untergrund mittels seismischer Methoden analysieren.
Diese Vibrationsfahrzeuge senden an festgelegten Messpunkten Schallwellen in den Boden. Die ausgesandten Wellen werden von den verschiedenen Gesteinsschichten reflektiert und von sogenannten Geophonen, die auf dem Boden ausgelegt sind, erfasst. Durch die Analyse dieser reflektierten Signale können Geophysiker ein dreidimensionales Bild der geologischen Strukturen unter der Erdoberfläche erstellen.
Dieses Verfahren ermöglicht es, potenzielle Gaslagerstätten, wie Heliumvorkommen, aber auch Kohlelagerstätten zu identifizieren und deren Ausdehnung sowie Beschaffenheit genauer zu bestimmen.
Die gewonnenen Messdaten liefern wertvolle Informationen über die geologischen Formationen und helfen dabei, die Größe und Ergiebigkeit der Lagerstätte einzuschätzen.
Auf Basis dieser Daten entscheidet 45-8 Energy, ob Testbohrungen durchgeführt werden sollen. Sollten diese Bohrungen erfolgreich sein, könnte ein Antrag auf Förderung gestellt werden, was eine Premiere für Deutschland wäre, da hier bislang noch kein Helium gefördert wird.
Helium ist ein Edelgas mit vielfältigen Anwendungen, insbesondere in der Medizintechnik für Magnetresonanztomographen (MRT) und in der Halbleiterproduktion.
Angesichts der steigenden Nachfrage und der Tatsache, dass Deutschland derzeit seinen gesamten Heliumbedarf durch Importe deckt, könnten heimische Vorkommen zur Versorgungssicherheit und Unabhängigkeit beitragen. Die Europäische Union stuft Helium aufgrund seiner wirtschaftlichen Bedeutung und des hohen Versorgungsrisikos als kritischen Rohstoff ein.
Diese Erkundungsmaßnahmen in Mecklenburg-Vorpommern könnten somit einen wichtigen Schritt darstellen, um die heimische Rohstoffversorgung zu stärken und technologische Schlüsselindustrien nachhaltig zu unterstützen.
Bergbau-Technik vom Feinsten Reflektionsseissmik
Das sog. zerstörungsfreie Verfahren der Reflketionsseissmik diente im Bergbau und heute in der Rohstoffindustrie dazu, Untergrundstrukturen zwei-und dreidimensional abzubilden, um geologische Lagerstättenmodelle daraus zu generieren. Auch für die Endlagersuche wird die Reflektionsseissmik mit Hilfe von schweren Vibro-Seissmik-Trucks verwendet.
Gegenüber einer klassischen Exploration mit Hilfe von kostspieligen Bohrungen, kann man mit den Vibro-Seissmik-Fahrzeugen sehr viel detailliertere Abbildungen über die Lage und Beschaffenheit einer Lagerstätte erhalten. Die 27 Tonnen schweren und 10 Meter langen DMT-Fahrzeuge sind in der Lage, Lagerstätten bis zu einer Tiefe von 7 km zu orten.
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HEY! Das ist ein Laborkolbengefäss mit der Abkürzung He für Helium
Das in Deutschland und in Europa genutzte Helium kommt bislang vor allem aus den USA, Katar und Algerien. Klassischerweise wird das Helium bei Erdgasbohrungen mitgefördert. Unter hohem Energieeinsatz wird das Helium dann bei der Verflüssigung von Erdgas (LNG-Verfahren) herausdestilliert.
Nach Ansicht von Peter Klitzke von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe wäre das Projekt in Mecklenburg-Vorpommern einzigartig. Da stellt sich abschließend die Frage: wie kam die Firma 45-8 Energy aus Metz eigentlich dazu, die DMT mit der Schallwellenmessung ausgerechnet in Mecklenburg-Vorpommern zu beauftragen ?
Antwort: das verdankt sie aufbewahrten Unterlagen aus der ehemaligen DDR. Denn die hatte zwischen Greifswald und Wolgast nach Erdgas und Erdöl bohren lassen. Statt Erdgas und Öl ergaben die Tiefbohrungen, das sich im Untergrund ein Gasgemisch aus Stickstoff und Helium befand. Die DDR kippte die Löcher dann wieder zu, weil man für Helium keine Verwendung fand.
Das Ergebnis der seissmischen Messungen soll Ende Juni 2025 vorliegen.
Glückauf !
Quellenhinweise:
Der Spiegel vom 17.09.2019 und 05.02.2025; geowaerme.nrw.de vom 30.09.2022; tiefengeothermie.de vom 07.11.2023; Weser-Kurier vom 14.09.2018; dmt-group.com /zerstörungsfreie Exploration in 2 D und 3 D, o.J. sowie RK-Redaktion vom 15.04.2025
Fotonachweise:
Header: DMT-Fahrzeuge: Youtube-Screenshot; Freistellung und Gestaltung: Revierkohle; links darunter: Youtube-Screeshot; rechts darunter (Laborkolbengefäss): vidstockgraphics; links darunter und daneben: Youtube-Screenshot