500 MEGAWATT WURDEN ABGESCHALTET
In der Nacht zum 21. Februar 2025 verstummte ein bedeutendes Kapitel bayerischer Industriegeschichte: Das Steinkohlekraftwerk Zolling im Landkreis Freising stellte nach rund 40 Jahren seinen kommerziellen Betrieb ein. Als letztes großes Kohlekraftwerk Bayerns markiert seine Abschaltung einen Meilenstein im irrwitzigen Weg des deutschen Kohleausstiegs.
Seit seiner Inbetriebnahme versorgte der Block 5 des Kraftwerks unzählige Haushalte und Betriebe mit Strom und prägte die Region maßgeblich. Trotz der Stilllegung bleibt das Kraftwerk jedoch bis zum 31. März 2031 in der Netzreserve, um bei Engpässen erneut ans Netz zu gehen und die Stabilität der Stromversorgung zu sichern. Auch in Bayern ahnt man offensichtlich, das man mit dem weiteren Ausbau regenerativer Energieträger die Netzsicherheit akut gefährdet. Trotz dem geht auch Bayern weiterhin den kontraproduktiven Weg der Energiewende weiter mit. Das ist ein Widerspruch in sich.
Mit der Entscheidung, den kommer-ziellen Betrieb einzustellen, wurde bereits 2022 im Zuge des beschleunigten Kohleausstiegs getroffen. Dennoch fällt der Abschied schwer. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger bedauerte das Aus für das Kraftwerk und betonte dessen Bedeutung für die Energieversorgung des Freistaats. Wenigstens ein vernünftiger Politiker, der diesen unsinnigen Schritt bedauert.
Für die 140 Mitarbeiter bedeutet dies jedoch keinen unmittelbaren Arbeitsplatzverlust. Sie bleiben am Standort beschäftigt und werden aktiv an der Transformation des Energieparks Zolling mitwirken. Geplant sind der Ausbau erneuerbarer Energien und die Implementierung innovativer Technologien, um den Standort zukunftsfähig zu gestalten. Was auch immer das heißen mag.
Dem Betreiber des Kraftwerks Zolling wurde die Abschaltung von Zolling, Block 5, sehr versüsst. Als Schadensersatz für die Abschaltung zahlte die Bundesnetzagentur schlappe 46,3 Mio. Euro. Dafür versprach der Betreiber, die Fa. Onyx Power, das Kraftwerk im Kaltbetrieb bis 2031 weiter laufen zu lassen, um es bei Engpasssituationen wieder hochfahren zu können. Dafür muß die Betriebsmannschaft und die Leitwarte weiter einsatzbereit sein. Aufgrund der bevorrechtigten Einspeisung von Öko-Strom bewegte sich das Kraftwerk seit 2024 immer öfters am Rande der Unterauslastung, so das der Geldregen für Onyx Power ein echter Segen ist. Das dies ein Zeichen dafür ist, das sich Sonne und Wind am Markt immer mehr durchsetzen und die Kohle aus dem Markt drängt, wie der Grüne Landtagsabgeordnete Martin Stümpfig anlässlich der Bekanntgabe resümierte, ist nur bei oberflächlicher Betrachtung richtig.
Wind- und Sonnenanlagen setzen sich nur deshalb am Markt durch, weil sie durchgehend subventioniert werden. Und zwar von Ihnen als Steuerzahler/in. Ansonsten ist die Kohle immer noch der preiswerteste und sicherste Energieträger überhaupt.
Der Gedanke, dass Kohlekraftwerke aufgrund der steigenden Einspeisung von Windkraft immer weniger laufen und daher der Kohleausstieg auch ohne weitere Ausschreibungen gelingt, wie die Bundesnetzagentur behauptet, bezieht sich primär auf die Stromerzeugung. Doch Energie ist nicht nur Strom – und genau da liegt die Herausforderung.
Und woher kommt die notwendige Prozesswärme?
Industrien wie die Chemie-, Stahl-, Glas- oder Zementbranche benötigen enorme Mengen an Prozesswärme, oft weit über 1000°C. Diese Temperaturen lassen sich nicht durch erneuerbare Energien oder Strom aus Windkraft erreichen. Hier sind Erdgas, Kohle oder Öl nach wie vor essenziell – oder eben Wasserstoff, der jedoch erst in großem Maßstab verfügbar sein muss. Von den Kosten ganz zu schweigen.
Wird Öl und Gas für die Produktion nicht mehr benötigt ?
Viele Produkte unseres Alltags – Kunststoffe, Medikamente, Düngemittel oder Farben – basieren auf fossilen Rohstoffen wie Erdöl oder Erdgas als Ausgangsmaterial. Auch wenn langfristig alternative Stoffe wie synthetische Kraftstoffe, Biogas oder Wasserstoff eine Rolle spielen können, ist ein vollständiger Ausstieg ohne funktionierende Alternativen aktuell nicht realistisch.
So ganz hat sich Bayern Übrigens noch nicht von der Kohle verabschiedet. Denn in Schweinfurt steht noch ein Gemeinschaftskraft-werk unter Feuer. Das Kraftwerk versorgt die Stadt Schweinfurt mit Fernwärme. Allerdings soll auch dieses Kraftwerk ab 2029 ersetzt werden durch eine Klärschlammverbrennungsanlage.
Auf dem Gelände des Kraftwerks Zolling soll ein Biomasse-heizkraftwerk und ebenfalls eine weitere Klärschlammtrocknungs-anlage sowie ein Gasmotoren-kraftwerk entstehen.
Quellenhinweise:
dpa (msn.com) vom 17.02.2025; focus-online.de vom 26.02.2025; Deutschlandfunk.de vom 07.01.2025; Süddeutsche Zeitung vom 16.06.2023; Bayrischer Rundfunk (br.de) vom 17.02.2025 sowie RK-Redaktion vom 14.04.2025
Fotonachweise:
Header: Youtube-Screenshort KW Zolling; Verkehrszeichen: vidstockgraphics; Links darunter: vidstockgraphics; daneben (v.l.n.r.) Kraftwerksbahn, Youtube-Screenshopt; daneben: Stromlogo: vidstockgrpahics; daneben: Youtube-Screenshot vom KW Zolling