Im Febr. 2011 schlugen Experten im brandenburgischen Landtag Alarm: aufgrund des beschleunigten Ausbaus regenerativer Energieträger drohte das Stromnetz in Brandenburg wegen Überlastung durch regenerative Energieträger zu kollabieren. Daher forderte der damalige Wirtschaftsminister Ralf Christoffers ( die Linke) den sofortigen Ausbau des Netzes um rund 1000 Kilometer mit 110 KV-Leitungen und 400 Kilometer mit 390 KV-Leitungen. Und das alles unterirdisch, bitte schön. Seitdem hat sich das Problem immer weiter verschärft.
Im März 2011 folgte der nächste Alarm. Angesichts der Abschaltung der Atommeiler warnte E-ON-Chef Johannes Teyssen erneut vor einem Zusammenbruch des deutschen Stromnetzes. Teyssen begründete seine damalige Befürchtung mit dem ungenügend-en Ausbauzustand des Stromnetzes, das auf solche gravierende Umverteilung der Lasten zu Gunsten regenerativer Energien nicht ausgelegt sei. Auch fehlten die Stromtrassen in den Süden, um den Windstrom aus dem Norden dorthin zu transportieren. Zwei Jahre später wandte sich der niederländische
Stromnetzbetreiber Tennet an die Öffentlichkeit und trug vor, das seine Mitarbeiter jeden Tag damit zu kämpfen hätten, den Zusammenbruch des Netzes zu verhindern. In 2013 hatte es bereits 502 händische Re-Dispatch-Maßnahmen gegeben, um das Netz vor Ausfällen zu schützen. Bei den Eingriffen wurden u.a. Kraftwerke heruntergefahren und Windkraftanlagen gestoppt. Als Gegenmaßnahme forderte der Deutschland-Chef von Tennet, Martin Fuchs, ebenfalls den zügigen Ausbau von Stromtrassen mit einer Gesamtin vestition von 21 Mrd. EUR.
Wegen der extrem starken Schwankungen im Netz mussten in 2006 an 80 Tagen, in 2007 an 155 Tagen, 2008 an 175 Tagen, 2009 an 197 Tagen und bis heute sogenannte Re-Dispatch-Maßnahmen eingeleitet werden, um einen drohenden Blackout des Strom-netzes in Brandenburg zu verhindern. Bundesweit waren es in 2016 einige Tausend händische Sonder-eingriffe, um das Netz stabil zu halten.
Quellenhinweise:
FAZ vom 09.06.2017; Wirtschaftswoche vom 03.09.2013; Potsdamer Neueste Nachrichten vom 10.02.2011, WAZH vom 19.03.2011 und RK-Redaktion vom 05.07.2017
Fotos: oben: Revierkohle, Amprion-Vorstand Dr. Hans-Jürgen Brick und Dr. Klaus Kleinekorte, Amprion GmbH, Veränderung: Revierkohle
Und Anfang Juni 2017 schlug dann auch der Stromnetzbetreiber Amprion Alarm. Diesmal waren die Umstände nach Aussage des techn. Geschäfts-führers von Amprion, Klaus Kleinekorte, aber mehr als besorgniserregend. Von der Öffentlichkeit unbemerkt und von den Medien verschwiegen hat sich durch den Ausfall von Kernkraftwerken in Frankreich und Belgien und in Süddeutschland eine Beinahe-Katastrophe angebahnt, die nur mit allergrösster Mühe abge-wendet werden konnte: der totale Blackout durch kaskadenartige Abschaltungen in Sekundenbruchteil-en. Hinzu kam der niedrige Wasserfüllstand in den Speicherseen der Alpen und die sog. Dunkelflaute aufgrund des windarmen Winterwetters. Das brachte das Fass fast zum überlaufen. Die fehlende Erzeugung wurde wieder einmal durch fossile Grund-lastkraftwerke ausgeglichen. Würde man den Ausbau regenerativer Energieträger zurückfahren, würde man weder neue Leitungen benötigen noch würde es so schnell zu möglichen Netzausfällen kommen. Neue Leitungen werden das Problem der Schwankungen aber nicht lösen, da Wind und Sonne nun mal von Natur aus nur unregelmäßig zur Verfügung stehen. Wenn im Norden Windflaute herrscht, dann herrscht sie auch im Süden. So einfach ist das.