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DAS AKW-ENDLAGER WIRD IMMER TEURER

Die Diskussion um die Kostenexplosion des Atommüllendlagers Schacht Konrad in Salzgitter wirft nicht nur finanzielle Fragen auf, sondern wirft auch ein Schlaglicht auf die Unwägbarkeiten und Risiken der nuklearen Entsorgung in Deutschland.

Ursprünglich als sicherer Ort für die Endlagerung von schwach- und mittelradioaktivem Atommüll geplant, mutiert Schacht Konrad zu einem finanziellen Fass ohne Boden. Die anfänglichen Kostenschätzungen wurden längst überholt, und die jüngsten Meldungen über eine erneute Verteuerung des Projekts sorgen für berechtigte Besorgnis.

Die Frage, wer letztendlich die Zeche für diese Kostenexplosion zahlen wird, steht im Raum. Die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler dürfen sich nicht als die alleinigen Leidtragenden sehen, insbesondere angesichts der Tatsache, dass das Projekt von Beginn an unter dem Versprechen der Wirtschaftlichkeit und Effizienz stand.

Die Verteuerung des Atommüllendlagers Schacht Konrad wirft auch die Frage nach der Planungssicherheit in der nuklearen Entsorgung auf. Wenn ein Projekt dieser Größenordnung derart aus dem Ruder läuft, stellt sich die Frage, ob die ursprünglichen Planungen realistisch und umfassend genug waren. Es entsteht der Eindruck, dass die Herausforderungen und Risiken der Endlagerung von radioaktivem Abfall unterschätzt wurden.

Die Transparenz in Bezug auf die Gründe für die stetige Kostensteigerung ist entscheidend. Die Öffentlichkeit hat das Recht zu erfahren, warum Schacht Konrad ein finanzielles Sorgenkind geworden ist. Dies ist nicht nur eine Frage der finanziellen Verantwortung, sondern auch der demokratischen Legitimation solcher Großprojekte. Wir bringen daher ein wenig Licht ins dunkle Schachtloch.  

Die Gründe für die Kostenexplosion Inflation und Verzögerungen im großen Stil

  • Erhöhung der Kosten von 2,2 auf 5,5 Mrd. Euro
  • Materiallieferprobleme für Versiegelungskomponetnen
  • Verzögerungen durch die Politik
  • Einbau eines neuen Schachtes i.H.v. 2 Mio. Euro
Neubau von Schacht 2 als Einlagerungschacht, Foto: BGE
stiillgelegtes Atomkrafdtwerk, Foto: getstockly.com

Geschichte des Eisenerz-Bergwerks Konrad

Schacht Konrad ist Teil eines 1976 stillgelegten Eisenerz-Bergwerks der Salzgitter Flachstahl GmbH und liegt im Stadtteil Salzgitter-Bleckensted. Der Schacht Konrad wurde nach dem ersten Aufsichtsratschef der früheren Salzgitter AG, Konrad Ende, benannt. Er steht heute unter Denkmalschutz. Ursprünglich hatte das Bergwerk zwei Fördertürme. Einer davon wurde leider abgerissen. Zwischen 1961 und 1976 wurden auf Konrad rd. 6,7 Mio. Tonnen Eisenerz gefördert. Aber das war nicht das erste Eisenerzbergwerk in der Region. Schon 1867 förderte die Salzgitter AG Eisenerz. 

1975 begann man mit Untersuchungen zur Möglichkeit der Einrichtung eines atomaren Endlagers auf Konrad für schwachradiokative Abfälle.

Dagegen wehrten sich rd. 290.000 Büregerinnen und Bürger 1991 durch Eingaben. Es handelte sich um das größte Verwaltungsverfahren, welches jemals in der Geschichte der Bundesrepublik stattgefunden hat. Nach fast 20-jährigem Verfahren wurde dann am 22.Mai.2002 die Genehmigung für den Weiterbetrieb erteilt. Bis heute berfürchten die Menschen vor Ort, das die Langzeitsicherheit immer noch fraglich sei, das es Störfälle geben und das durch den Transport die Umwelt kontaminiert werden könnte.     

Es sollen 303.000 Kubikmeter radioaktive Abfälle in Kammern auf Dauer gelagert werden. Die Kammern werden auf 6 Sohlen hergerichtet und sollen dann mit Zement standfest verschlossen werden. Schacht Konrad 1 hat eine Ausziehlänge von 1.232 Meter Teufe.   

Die Bundesgesellschaft für Endlager (BGE) rechnet damit, das bis zur Fertigstellung des Endlagers Schacht Konrad weitere 2, 64 Mrd. Euro benötigt werden, um den atomaren Abfall sicher für Tausende von Jahren in Kammern zu verschließen. Ging die BGE in 1980 noch von 2,2 Mrd. Euro an Kosten aus, so waren es Ende 2022 bereits 2,83 Mrd. Euro. Und nun schätzt die in Peine sitzende Gesellschaft schon mit rd. 5,5 Mrd. Euro an Kosten bis zur Fertigstellung. Wann das genau sein, wird, ist allerdings immer noch offen. Geplant ist die Fertigstellung bis Ende 2027. 

Das hängt mit den o.g. Gründen, aber auch mit Engpässen in der Lieferkette zusammen. Aufgrund der hohen Sicherheitsanforderungen grätschte allerdings auch die Politik in der Vergangenheit immer wieder in die Planungen ein, da das Projekt in der Öffentlichkeit bis heute kritisch gesehen wird. Das führte immer wieder zu Baustopps. 

Eine Einstellung des Projekts kam aber nie in Frage. Denn irgendwohin müssen die schwach-bis mittelradioktiven Abfälle schließlich. Und natürlich so sicher wie möglich. Schacht Konrad entspricht mittlerweile nach umfangreichen Baumaßnahmen den geforderten Sicherheitsanforderungen durch den Gesetzgeber. 

Für hoch radioaktiven Atommüll gibt es Übrigens bis heute noch keinen Standort, der sich als sicheres Endlager entpuppt hat.  Daher karrt man die Brennstäbe regelmäßig durch ganz Europa, um eine vor-Ort-Verstrahlung zu verhindern. Das kann auf Dauer keine Lösung sein. 

Ein Großteil der Verteuerung geht auf den Einbau eines neuen Schachtes als auch auf die Ertüchtigung des Füllortes sowie die Neuauffahrung der untertägigen Strecken zurück. Ferner mußte eine neue Grubenwasserübergabestation über Tage errichtet werden. Im Zuge des Schachteinbaus mußte auch das Lüftergebäude für die untertägige Bewetterung ausgewechselt werden, so BGE-Geschäftsführer Dr. Thomas Lautsch. Ach ja, was wir noch vergessen haben: Corona kam auch noch dazwischen. Das hat den Betrieb vorübergehend fast zum erliegen gebracht.  Die Kosten liefen aber weiter. 

Dann wurde im Okt. 2023 eine neue Werkstatt mit einem 850 Kubikmeter fassenden Löschwasserbecken am Schacht Konrad 1 in Betrieb genommen. Erneuert wurden auch alle Funktionsgebäude über Tage wie z.B. das Verwaltungs-und Sozialgebäude für die Beschäftigten, das Materialwirtschaftsgebäude, die Maschinenhäuser Nord und Süd, die Erweiterung der Schachthalle, die Wache, das Heizhaus sowie die angeschlossene Tankstelle.

In den nächsten Jahren soll noch die Anlagentechnik sowie die nördlichen Förderanlagen ausgewechselt werden.

Die Aufzählung dieser umfangreichen Um-und Neubauarbeiten verdeutlicht, warum die Kosten explodiert sind. Sie macht aber auch deutlich, das mit Fertigstellung des Endlagers der Betrieb am Schacht Konrad auch in Zukunft weiter gehen wird.   

Aufgrund der umfangreichen Schacht-und Sanierungsarbeiten ist eine Befahrung für Besuchsgruppen derzeit leider nicht möglich. Spätere Anfragen richten Sie bitte an die e-Mail-Adresse „info.konrad@bge.de

Glückauf !    

Quellenhinweise: 

Bundesgesellschaft für Endlager (bge.de) , Pressemitteilung vom 14.09.2023; 13.10.2023 sowie vom 23.11.2023; Der Spiegel vom 24.11.2023 sowie RK-Redaktion vom 14.12.2023 

Fotonachweise: 

Header: BGE, ; Mitte rechts: Geigerzähler: getstockly.com; links darunter: BGE; darunter: getstockly. com 

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Schacht Konrad wird noch teurer
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Schacht Konrad wird noch teurer
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