Klimawandel – der Sündenbock mit Überstunden
Es ist leicht, den Klimawandel für das Artensterben verantwortlich zu machen. Schließlich verändert er die Lebensräume vieler Tiere drastisch. Doch in vielen Fällen war der Mensch selbst schon lange vor der geringfügigen Erwärmung der Erde aktiv dabei, Lebensräume zu zerstören, Tiere zu jagen oder ganze Ökosysteme aus dem Gleichgewicht zu bringen. Eisbären sterben nicht nur, weil das Meereis schmilzt – sie hatten schon vorher mit Jagddruck und Umweltgiften zu kämpfen. Der Klimawandel ist eher die Ausrede.
Warum wachsen die Populationen mancher Tiere?
Die überraschenden Zuwächse bei einigen Tierarten verdanken wir paradoxen Maßnahmen, die oft erst dann greifen, wenn der Mensch das drohende Aussterben seiner Lieblingstiere erkennt. Schauen wir uns ein paar prominente Beispiele an: (siehe unten)
Warum der Mensch mehr Ursache als Lösung ist
Die Erfolge dieser Tiere verdeutlichen ein zwiespältiges Bild. Sie zeigen, dass menschliches Eingreifen Leben retten kann – aber sie beweisen auch, dass genau dieses Eingreifen oft erst nötig ist, weil wir es vorher so gründlich verbockt haben. Von der Abholzung von Wäldern, über die Großwildjägerei, die Wegnahme natürlicher Verbreitungsgebiete bis zur Überfischung der Meere: Die Bedrohungen, denen Tiere ausgesetzt sind, stammen fast alle aus menschlicher Hand. Und der Klimawandel? Nimmt dabei eine völlig unterge-ordnete Rolle ein.
Der bittersüße Triumph der Rettung
Natürlich ist es wunderbar, dass Tiere wie der Tiger oder das Nashorn eine zweite Chance bekommen. Doch die Botschaft dahinter ist klar: Der Mensch hat die Fähigkeit, Natur zu zerstören – und die Pflicht, sie zu reparieren. Die Erfolgsgeschichten einiger weniger Arten dürfen nicht den Blick darauf verstellen, dass unzählige andere Arten nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen und leise verschwinden.
Deshalb unsere Botschaft: sucht nicht den Schuldigen im C02-Ausstoß. Dieses wichtige Spurengas ist Lebensspender und nicht Vernichter.
Glückauf !
aktiver naturschutz TROTZ KLIMAALARMS VERMEHREN SICH EINIGE TIERARTEN WIEDER
Posterboy
Eisbären stehen seit Jahrzehnten im Rampenlicht. Und das hat zu wichtigen Schutzmaßnahmen geführt. Der kommerzielle Jagddruck wurde in den meisten Regionen stark reduziert, und viele Länder haben Schutzgebiete ausgewiesen, in denen sich die Tiere sicher vermehren können.
Ironischerweise hilft ihnen manchmal auch das Ver-halten ihrer bevorzugten Beute. Robbenpopulationen wachsen mancherorts durch weniger menschliche Störungen – ein Festschmaus für die Bären.
Die These vom Aussterben ist insofern fragwürdig, weil Niemand weiß, wieviel Eisbären es in den 50er und 60er Jahren des vorigen Jahrhundert gab. Das 1973 verabschiedete Artenschutzabkommen zum Schutz der Eisbären hat dazu geführt, das die Population wieder zunahm, weil die Jagd eingeschränkt wurde.
Aber was sagen die Zahlen?
Einem Bericht der IUCN Polar Bear Specialist Group aus dem Jahre 2009 zufolge, haben 8 der 19 Unterpopulationen abgenommen, 1 hat zugenommen, 3 sind stabil geblieben und über 7 gibt es nicht genügend Daten.
Der Eisbärbiologe Dr. Mitchell Taylor vom kanadischen Umweltministerium bemerkt, das kein Grund zur Panik bestehen würde und belegt dies ebenfalls mit Zahlen. So sind 11 von 13 Populationen westlich des Hudsonbau stabil. Im Süden der Hudson Bay ist die Population nicht zurückgegagen und im Bereich der sog. Davisstrasse ist der Eisbär im Überfluss vertreten.
Die Verschlechterung des Lebensraumes in anderen Teilen des Polarkreises durch Eiszerstückelung, durch Bejagung, durch Eisbrecher und Schneemobilen führt dazu, das die Eisbären an einigen Stellen in der Tat weniger werden.
Mit dem natürlichen Klimawandel hat das insofern etwas zu tun, als das die Eisbären wegen des früheren Rückzugs des Sommereises gezwungen sind, weitere Strecken zurückzulegen, um Robben jagen zu können. Das kostet wertvolle Fettreserven. Die Fressperiode wird dadurch verkürzt. Die Folge: das Durchschnittsgewicht sinkt und damit steigt die Gefahr des verhungerns.
großer Brachvogel
Während viele Wiesenbrüter leiden, zeigt der große Brachvogel in einigen Regionen Erholungstendenzen. Die Rückkehr von Feuchtgebieten und gezielte Artenschutzprojekte spielen hier eine Rolle. Aber Achtung: Dies ist eher die Ausnahme als die Regel, denn in vielen Gebieten verschwinden solche Lebensräume weiter.
Währender der Vogel in Norddeutschland gut vertreten ist, brütet der Vogel in Mitteldeutschland und im Süden nur lokal und spärlich. Der deutsche Brutbestand zählt gegenwärtig rd. 3.300 Brutpaare. Der europäische Gesamtbestand beträgt rd. 220.000 bis 360.000 Brutpaare.
Der Brachvogel liebt Neststandorte, die als Wiese, Weide oder Mähweide genutzt werden. Vor allem sollte feuchtes Grünland vorhanden sein. Und genau daran mangelt es immer mehr.
In früheren Jahrhunderten fand der große Brachvogel genügend Moorflächen und Flussniederungswiesen. In Folge der Trockenlegungen und der Rodung und des starlen Rückgangs von feuchten Wiesenbiotops ist der Bestand in den meisten Bundesländern zurückgegangen.
Wir sehen: auch hier ist wieder der Mensch der Verursacher und nicht das Klima.
Der Einzelgänger
Das indische Panzernashorn, oft auch Einhornnashorn genannt, hat in Asien ein bemerkenswertes Comeback hingelegt. Die Gründe? Strenge Schutzmaßnahmen, Wildhüter mit Hightech-Ausrüstung und ein starker Fokus auf den Erhalt seines Lebensraums.
Dass ein Tier mit solch einem imposanten Erscheinungsbild gerettet wird, ist kein Zufall: Menschen lieben Symboltiere, die sich gut auf Plakaten machen. In Afrika leben deshalb mehr Nashörner als im Vorjahr, nachdem durch Wilderei der weltweite Bestand stark rerduziert wurde.
Nach Angaben der Weltnaturschutzunion (IUCN) lebten in 2022 23.300 Nashörner in Afrika. Das sind 5,2 % mehr als in 2021. Insbesondere die Zahl der sog. Breitmaulnashörner als auch die der Spitzmaulnashörner stieg wieder an. (4,2 %)
Das fast ausgestorbene Panzernashorn konnte gerettet werden. Nach dem es weltweit Ende des 20. Jahrhunderts nur noch 100 Exemplare gab, hat sich die Population nach Angaben der internationalen Nashorn-Stiftung wieder auf 4.000 Tiere ausgeweitet.
Auch hier ist an der Ausrottung nicht das Klima, sondern der Mensch schuld.
Nach wie vor sind Nashörner ein begehrter Bestandteil der traditionellen asiatischen Medizin. Die Hornsubstanz soll auch als Stimulanzmittel eingesetzt werden. Teilweise liegt die Hornsubstanz über dem Goldpreis. Daher ist die Jagd für Wilderer nach wie vor hoch lukrativ.
Tourismusstar
Noch vor wenigen Jahrzehnten war der Tiger das Symbol des Aussterbens. Heute wachsen in Indien und Nepal einige Populationen dank intensiver Schutzprogramme. Nationalparks und Anti-Wilderei-Kampagnen haben geholfen, die Raubkatze wieder heimisch zu machen. Und was motiviert den Menschen dabei? Ganz ehrlich: Oft ist es der Tourismus. Denn Tiger sind ein Verkaufsschlager, und sie lebendig zu halten, bringt mehr Geld als sie zu schießen.
In Bhutan, Indien und Nepal sind die Tigerbestände laut WWF in den letzten Jahren wiedcr gewachsen. In Indien leben mittlweile wieder über 3.000 Tiger in freier Wildbahn. Das entspricht einem Anstieg von 200 Tieren im Vergleich zu 2019. Wenn man Bangladesch noch hinzuzählt, dann existieren in diesen Ländern 4000 bis 4.500 wildlebende Tiger.
Allerdings sind die Unterarten Javatiger, kaspischer Tiger und Balitiger ausgestorben.
Als der Tiger noch nicht bejagt wurde, zählte man in Südostasien, in Ostchina und in Sibirien 1920 mehr als 100.000 Tiger. Noch 1947 waren es 40.000 Tiger. Für diese starke Dezimierung zeichnet ebenfalls nicht der Klimawandel, sonder der Mensch verantwortlich.
Quellenhinweise:
Eike.de. vom 02.12.2024; Slotta-Bachmayr, Leopold: Die Situation des Großen Brachvolgels im Salzburger Flachgau und in angrenzenden Gebieten, in: zobodat.at 1992 sowie biologiezentrum.at; natursport.info o.J.; Deutsche Welle (dw.com) vom 18.05.2022; (zum Panzernashorn); tagesschau.de vom 22.09.2023; (Nashörner allgemein); derStandard.at vom 11.04.2023 ( zur Tigerpopulation); wwf.de vom 23.01.2024 ( zum Bengal-Tiger); skepticalscience.com vom 14.01.2024 ( zur Eisbärpopulation); meteo.lcd.lu vom 01.05.2006 ( von Dr. Mitchell Taylor, kanadisches Umweltministerium) sowie RK-Redaktion vom 14.12.2024
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