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Bergwerk Anthrazit-Ibbenbüren: letzte Schachtverfüllung

Teilverfüllung des von-Oeynhausen-Schachtes begann am 14.01.2021

Nach dem wir bereits im August 2020 ausführlich über die Ver-füllung des Nordschachtes des ehemaligen Bergwerks Anthrazit-Ibbenbüren in Ibbenbüren nebst Erläuterung des Nachnutzungs-konzeptes berichtet hatten ( siehe > hier), folgt jetzt der letzte Akt der Beerdigung des ehrwürdigen Bergwerks.

Am 14.01.2021 begannen die Teil-Verfüllungsarbeiten des Förder-schachtes  1 (von-Oeynhausen) an der Osnabrückerstr. 112 in Ibb-enbüren. Die Maßnahmen begannen mit der Betonierung eines Widerlagers im Schacht.

Die Schächte 1, 2 und 3 wurden in 200 Meter Teufe mit einem Wid-erlager versehen, auf welchem eine Betonsäule aufgebaut wurde. Allerdings wird der von-Oeynhausen-Schacht nicht vollverfüllt, da in 100 Meter Teufe 2 Rohre mit einem Innendurchmesser von 800 mm für den neuen Grubenwasserkanal verlaufen werden. Dieser muß ab und an kontrolliert werden.

BW Preussag-Anthrazit Ibbenbüren um 1950- Foto: RAG
nach dem Ausbau des Förderkorbes : letzte Mannschaft am von-Oyenhausen-Schacht, Foto: RAG
Betonmischer fahren seit dem 4.1.2021 Tag und Nacht vor den von-Oeynhausen-Schacht vor, um Flüssigbeton in den Schacht einzubringen. Foto: RAG, künstl. Veränderung: Revierkohle

Die Teilverfüllung wird mit Hilfe von Transportbeton aus der Region vorgenommen. Damit der Beton in flüssigem Zustand kontinierlich in den Schacht eingebracht werden kann, rollen seit dem 14.1.2021 Tag und Nacht LKW´s mit Flüssigbeton auf das Werksgelände. 

Mit Fördertiefen von bis zu 1.545 Metern zählte die Schachtanlage Anthrazit-Ibbenbüren zu den tiefsten Kohleabbaurevieren in Europa. Mit der Überreichung eines letzten symbolischen Kohlestücks an Herrn MinPräs. Armin Laschet wurde 04. Dez. 2018 die Kohlepro-duktion auf Ibbenbüren offiziell eingestellt.

Mit der standsicheren Verfüllung des Nordschachtes, des Theodor-schachtes und der von-Oeynhausen-Schächte 2 und 3 wurde die Mannschaft immer weiter verkleinert.

Arbeiteten zum Ende des Jahres 2018 noch rd. 2.500 Mitarbeiter auf dem Bergwerk, so waren es Anfang Januar 2021 nur noch 200 Beschäftigte. Bis zum Ende des Jahres soll die Mitarbeiteranzahl auf 50 reduziert werden. Diese werden bei den Rückbauarbeiten und bei der Standortsanierung eingesetzt.

Nach Vorlage des Abschlußbetsriebsplans an die Abteilung 6 Bergbau und Energie in NRW ( das ehemalige Oberbergbamt in Dortmund) wird nach Prüfung das Bergwerk aus der Bergaufsicht entlassen.  

Danach übergibt die RAG das Gelände an die Tochter RAG Montan-Immobilien GmbH. Diese hat die Aufgabe, das Gelände zu ver-markten. Auf dem Gelände soll ein Gewerbepark nebst Einfamilien-häusern entstehen. Die übliche Tristesse wird sich also auch auf Ibbenbüren  breit machen.

Tröstlich ist allerdings, dass das Fördergerüst über Schacht 1  nicht abgerissen wird. Ebenso auch nicht der alte Wasserturm, die Maschinenhallen mit den Fördermaschinen sowie das Betriebs-mittellager. Die Gebäude stehen seit 2019 unter Denkmalschutz.

Bis Ende 2024 wird das Grubenwasser über einen noch zu bauen-den Grubenwasserkanal in die Kläranlage Gravenhorst mit einer neuen Aufbereitungsanlage ohne Pumpbetrieb fließen. Von dort aus wird das Grubenwasser dann in die Ems abgeleitet.

Quellenhinweise:

Osnabrücker-Zeitung vom 28.05.2010; WAZ vom 04.12.2018; WDR vom 14.01.2021; RAG-Pressemitteilung vom 14.01.2021 sowie RK-Redaktion vom 16.01.2021

Fotonachweis:

Header: RAG

Historie

Die Geschichte des Bergwerks Anthrazit Ibbenbüren

Das Bergbaurevier Ibbenbüren im Tecklenburger Land blickt auf eine fast 500-jährige Geschichte zurück.  Die älteste Kohlenlagerstätte wurde im Jahre 1564 aufgeschlossen. Der Tiefbau begann Mitte des 18. Jahrhunderts. Der Staat übernahm alle Ibbenbürener Bergwerke. Mit den Abteufarbeiten am Morgensternschacht 1824 und durch Zusammenschluss der Bergwerke Glücksburg und den Gruben Buchholz und Schafberg begann die Kohleförderung auf dem Bergwerk Ibbenbüren. 1942 wurde auf dem Bergwerk erstmals der von dem Bergmann Konrad Grebe entwickelte Preußenhobel zum Abbau geringmächtiger Flöze eingesetzt. In den 50er Jahren beschäftige das Bergwerk mehr als 8000 Mitarbeiter. 1999 wurde das Bergwerk von der Preussag-Anthrazit Ibbenbüren GmbH durch die Deutsche-Steinkohle GmbH übernommen und 2008 in RAG Anthrazit Ibbenbüren GmbH umbenannt. Zum Bergwerk gehörte bis 1928 eine Brikettfabrik. Hauptabnehmer der Anthrazitkohle war das nahegelegene RWE Kraftwerk Ibbenbüren. Auf Ibbenbüren lagern noch rd. 100 Mio. T SKE unverritzt. Durch die geplante Flutung des Grubenbaus wird die Kohle leider unwideruflich verloren gehen.

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