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Mit einem wehmütigen Blick auf eine lange und kontroverse Geschichte endet nun endgültig das Kapitel Gorleben-Rambow als potenzielles atomares Endlager. Der Bau des Erkundungsbergwerks Gorleben begann in den 1980er Jahren, eine Zeit, in der die Suche nach einem geeigneten Ort für die Endlagerung von hochradioaktivem Abfall in Deutschland auf Hochtouren lief. Der Salzstock Gorleben-Rambow im Landkreis Lüchow-Dannenberg wurde aufgrund seiner geologischen Eigenschaften als ein vielversprechender Standort ausgewählt. Die Hoffnungen und Erwartungen waren groß, dass hier eine langfristige Lösung für eines der drängendsten Probleme der nuklearen Ära gefunden werden könnte.

Die Erkundungsarbeiten, die über mehrere Jahrzehnte hinweg durchgeführt wurden, sollten Aufschluss darüber geben, ob der Salzstock die strengen Sicherheitsanforderungen für die Endlagerung erfüllen kann. Doch die Geschichte von Gorleben war von Anfang an von intensiven politischen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Diskussionen begleitet. Bürgerproteste, Umweltbewegungen und kritische wissenschaftliche Gutachten prägten die öffentliche Wahrnehmung und die Entscheidungsprozesse.

Im Jahr 2013 wurden die Erkundungsarbeiten offiziell eingestellt. Dieser Schritt war ein Signal dafür, dass Gorleben als Standort für ein atomares Endlager nicht mehr in Betracht gezogen wird. Die Entscheidung, die Erkundung zu beenden, basierte auf neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen und einem gestiegenen Bewusstsein für die Notwendigkeit eines transparenten und partizipativen Entscheidungsprozesses.

Jetzt, ein weiteres Jahrzehnt später, wird auch das Bergwerk Gorleben niedergelegt. Diese Maßnahme markiert das endgültige Ende der Erkundungen im Salzstock Gorleben-Rambow. Es ist ein Moment des Abschieds von einem Ort, der über viele Jahre hinweg im Mittelpunkt der Debatte um die sichere Endlagerung von Atommüll stand. Gleichzeitig öffnet sich ein neues Kapitel in der Suche nach einem geeigneten Endlager in Deutschland. Der Fokus liegt nun auf einem umfassenden, wissenschaftlich fundierten und transparenten Verfahren, das die Sicherheit und das Vertrauen der Bevölkerung in den Mittelpunkt stellt. Denn die vielen Castorbehälter können nicht auf ewig über Tage stehen bleiben.

Die Schließung des Bergwerks Gorleben ist nicht nur ein technischer Akt, sondern auch ein Symbol für den Fortschritt und die Lernprozesse, die Deutschland in der Frage der Atommülllagerung durchlaufen hat. Es ist eine Gelegenheit, innezuhalten und die Bedeutung einer verantwortungsvollen und nachhaltigen Lösung für zukünftige Generationen zu reflektieren.

In diesem Sinne verabschieden wir uns von Gorleben mit Respekt und Dankbarkeit für die geleistete Arbeit der Bergleute. Möge die Zukunft der Endlagersuche von einem konstruktiven Dialog, wissenschaftlicher Exzellenz und dem gemeinsamen Ziel einer sicheren und nachhaltigen Lösung geprägt sein.

das Bergwerk Gorleben

THE END

Zunächst noch ein Wort zur Topografie: Der Salzstock Gorleben-Rambow befindet sich auf niedersächsischem Gebiet auf rund 14 km Länge und rd. 4 km Breite. Der 250 Mio. Jahre alte Salzstock erstreckt über eine Tiefe von 250 bis rd. 3400 Metern unter der Tagesoberfläche.

In der Erkundungsphase ab Herbst 1979 sind viele Endlager-untersuchungen durchgeführt und diverse Methoden ausprobiert worden. In der sog. „vorläufigen Sicherheitsanalyse Gorleben“ kamen die Experten zu dem Ergebnis, das die Eignung des Salzstocks für eine Million Jahre nicht gegeben ist. Das Deckgebirgskriterium schnitt in der Untersuchung ungüngstig ab. Mit anderen Worten: es konnte nicht ausgeschlossen werden, das im Laufe der Jahre radioaktive Strahlungen an der Tagesoberfläche austreten könnten.    

Am 29.06.2014 verständigte sich dann der Bund mit dem Land Niedersachsen darauf, das das Grubengebäude und die Tagesanlagen auf eine notwendige Restgröße reduziert werden soll. Die für die Offenhaltung nicht mehr benötigten Bereiche unter Tage wurden außer Betrieb genommen und abgesperrt. Nicht mehr benötigte Übertageanlagen wurden niedergelegt. 

Der Hauptschacht und der Wetterschacht des Bergwerks, die Verwaltung und die Kaue werden weiter genutzt. Den Auftrag zur Verfüllung hat die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) vom Bundesumweltministerium im Sept. 2021 erhalten. Im August 2023 erfolgte der erste Schritt. 

Verfüllt wird zunächst das Grubengebäude mit den rd. 400.000 Tonnen Steinsalz, die neben der Tagesanlage auf Halde lagern. Während der Verfüllung der Hohlräume bleibt der Schacht für die Mannschaft, den Rückbau von Maschinen und Material offen. Zur Zeit arbeiten auf Gorleben noch 40 Bergleute. In Hochzeiten waren es 250 Mann. 

Danach folgt die Verfüllung des Hauptschachtes und des Wetterschachtes. Dies wird von den Firmen Deilmann aus Dortmund und Thyssen-Schachtbau aus Mülheim durchgeführt. Die Schächte haben eine Ausziehlänge von 840 Metern Teufe. Die Arbeiten werden voraussichtlich 3 Jahre andauern. Die Entlassung aus der Bergaufsicht ist für 2030 vorgesehen. Danach wird das Bergwerksgelände einer neuen Nutzung zugeführt.  

Glückauf !

Quellenhinweise: 

N.N.: Das Bergwerk Gorleben, Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE), Peine 2024; (bge.de/de/das-bergwerk-gorleben); Der Spiegel vom 03.04.2023; Weser-Kurier vom 15.06.2022; bge.de vom 05.03.2024; NDR.de vom 26.01.2022 und 15.08.2023; taz.de vom 17.08.2023; nd-aktuell.de vom 20.08.2023; gorleben.archiv.de (des gleichnamigen Vereins, der über die wendländischen Protestbewegungen berichtet, aus denen u.a. die Grünen hervorgegangen sind) und RK-Redaktion vom 14.07.2024   

Fotonachweise: 

Header: BGE Peine; Illustration und Freistellungen: Revierkohle. Hintergrund: pixabay.com; links darunter: BGE Peine; links darunter (dunkle Grafik): pixabay.com  

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