Die Bundesregierung sagt ja – wir sagen …
Da reibt sich der Fachmann/die Fachfrau die Augen und der Laie wundert sich. Was soll er/sie denn nun glauben ? Einerseits behauptet die neue Bundes- wirtschaftsministerien Brigitte Zypries (SPD), das die Energiewende eine Erolgsgeschichte wäre und macht das in einer jüngst erschienenen Broschüre an Zahlen deutlich. So wäre der Ökostrom-Anteil auf 32 % gestiegen, die Strompreise für die privaten Haushalte hätten sich stabilisiert und überhaupt sei die Energiewende nachhaltig, bezahlbar und ver- lässlich. Ein ganz anderes Bild entwirft die Unt- ernehmensberatungsfirma McKinsey. Sie hat die Ver änderung von 15 Energiewende-Kennzahlen zwisch- en 2015 und Herbst 2016 miteinander verglichen und stellt fest: die Energiewende ist keineswegs erfolgreich. Ganz im Gegenteil. Wir wollen daher etwas Licht ins Dunkle bringen.
Als erstes fällt auf, das der Anteil erneuerbarer Ener- gien am Primärenergieverbrauch in Deutschland mit Stand von Ende 2016 nicht auf 32 % sondern nur von 12,4 auf 12,6 % gestiegen ist. Des weiteren fällt auf, das die von der Bundeswirtschaftsministerien aufge-stellte Behauptung, die Energiewende wäre bezahlbar, nicht den Tatsachen entspricht. Nach Berechnungen von McKinsey würden die Kosten von 63 Mrd. EUR in 2015 auf 77 Mrd. EUR pro Jahr in 2025 ansteigen. Die einzelnen Kostentreiber entnehmen Sie der Grafik weiter unten. Der größte Kostenbrocken stellt dabei der Netzausbau dar. Wenn bis 2030 wie geplant 13.000 Kilometer Stromtrassen modernisiert und neue Hochspannungsgleichstrom-Übertragungsnetze (HGÜ) gebaut werden, dann werden die Kosten um weitere 50 Mrd. EUR steigen. Und selbstverständlich werden alle diese Kosten auf die Srompreise umge- legt. Daher hat sich der Strompreis für die privaten Haushalte keineswegs stabilisiert, sondern ist um 8,3 % auf 6,8 Ct. je kWh in 2016 gestiegen und hat mit nunmehr 30,38 Ct/kWh das Preisniveau für Haushalts strom im Vergleich zum europäischen Durchschnitt um 47,3 % nach Berechnungen von McKinsey über- schritten. Dabei waren von den in 2009 geplanten 1876 km neuen Stromtrassen in 2016 erst 700 km realisiert.
42 Länder halten die deutsche Energiewende für nicht übertragbar
Quellenhinweise:
Dahm, Klaus-Peter: Mythen und Fakten über Klima und Energie, in: achgut.com vom 7.11.2016; Frank-furter Rundschau vom 20.02.2017; Welt vom 06.03.2017; Frankfurter Allgemeine vom 31.01.2017; Handelsblatt vom 23.01.2017 : BM für Wirtschaft und Energie: die Energiewende – unsere Erfolgsgeschichte, Brosch., Berlin 2016 und RK- Redaktion vom 18.03.2017
Foto: WKA: Massimo Cavallo, fotolia-Kauf; Bundesadler: ferkelraeggea, fotolia-Kauf; Grafiktorte: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V., 2016
Auch andere Ziele, die die Bundesregierung im Rahm- en der Energiewende ansteuert, wurden bisher nicht errreicht. So vor allem das aus rein ideologischen Gründen so wichtige Ziel der Co2-Reduzierung. So ist der Co2-Ausstoß von 812 Mio. T in 2015 auf 916 Mio. T in 2016 gestiegen. Auch das Ziel, den Stromverbrauch bis 2020 auf 553 Terrawattstunden zu drücken, wurde bisher verfehlt. Stattdessen blieb der Stromverbrauch in Deutschland mit 593 Terrawattstunden fast so sta- bil wie im Vorjahr. Hinsichtlich des Leitungsausbaus werden die Kosten sich wahrscheinlich verfünfachen, falls der Bürgerprotest gegen Überlandleitungen an- halten sollte, denn unterirdische Stromtrassen sind nun mal wesentlich teurer und wartungsintensiver. Die Netzbetreiber Tennet, Amprion, 50 Hertz und Transnet BW rechnen mit rd. 17. Mrd. EUR an zusätz-lichen Kosten.
Auch als Jobmotor hat die Energiewende bisher auf breiter Front versagt. So sank die Zahl der Beschäftigt- en im Bereich Windkraft-und Photovoltaik-Anlagen- bau innerhalb von vier Jahren um 8.000 Mitarbeiter auf nunmehr 330.000 Mitarbeiter. Darin sind auch die Arbeiten von Handwerksbetrieben enthalten. Durch den weiteren Ausbau regenerativer Energieträger und der bevorrechtigten Einspeisung von Öko-Strom ging die Rentabilität konventioneller Kraftwerke zurück. Die Folge: in stromintensiven Branchen verloren auf- grund der Energiewendepolitik 15.000 Menschen zwischen 2015 und 2016 ihren Arbeitsplatz. Der Job- motor stottert offensichtlich. Es ist daher kein Wund- er, das 42 Länder die Deutsche Energiewende für nicht übertragbar halten. Laut einer Umfrage des Weltenergierates wünschen sich 92 % der Befragten eine Steigerung der Energieeffizienz. Die Förderung von erneuerbaren Energien kommt dagegen nur auf den achten Platz der abgefragten Prioritäten.
Und dann gibt es auch noch ein Problem hinsichtlich der Frage, ob der Strom stärker dezentral oder doch weiterhin zentral durch die vier großen Stromanbieter gesteuert und durch die Netzbetreiber eingespeist werden soll. Vielen Menschen schwebt weiterhin mehr Bürgerbeteiligung in diesem Bereich vor. Was das Handling nicht gerade vereinfachen dürfte.
Und warum der ganze Aufwand ? Weil die Bundesre-gierung weiterhin davon überzeugt ist, das der Klima-wandel durch menschlich verursachte Co2-Erhöhung- en zu einer Klimaerwärmung führt und die Erhöhung daher auf -2 Grad bis 2050 begrenzt werden muß. Egal, ob das wissenschaflicher Unfug ist oder nicht. Daher muß die Energieerzeugung von kontenvtionell arbeitenden Kohle-,Öl-und Gaskraftwerken auf reg- enerative Energieträger umgestellt werden. Und zwar so, das der Strom bis 2050 zu 80 % aus Windkraft-, Photovoltaik-und Biogasanlagen stammt. Koste es was es wolle. Das das rein technisch-physikalisch be- trachtet kaum gehen wird, da Flatterstrom nicht immer zur Verfügung steht und daher auch nicht grundlastfähig ist, scheint die Bundesregierung nicht weiter zu stören. Die notwendige Großspeicher-technologie ist ebenfalls weit und breit nicht zu sehen und auch nicht ansatzweite entwickelt. Es wird daher auch weiterhin kein Weg an der Kohle vorbei führen.