Im Rahmen der durch die in der EU betriebenen Energiewende sowie als Folge des Ukrainekrieges eingetretene Gasverknappung sind die Länder in der EU gezwungen, das benötigte Gas für ihre Wirtschaft auf dem internationalen Gasmarkt einzukaufen. Und das zum viermal höheren Preis als vor dem Krieg.
Hinzu kommt, dass sich die OPEC-Staaten Mitte Oktober 2022 darauf geeinigt haben, in Zukunft stärkere Wirtschaftsbeziehungen mit Russland eingehen zu wollen, um den Preis für Öl und Gas hoch zu halten.
In dieser Situation verfolgt die EU in Brüssel das Ziel, dass der Gaseinkauf in der EU gebündelt werden soll, um die Einkaufsmacht zu stärken. Die EU-Mitgliedsländer sollen sich am Markt nicht mehr gegenseitig überbieten und so den Preis nach oben treiben.
15 % des Speicherbedarfs sollen über eine gemeinsame EU-Gaseinkaufs-plattform erworben und in Kavernen eingelagert werden. Hierzu hat Brüssel ein 74 Seiten langen Gesetzentwurf dem EU-Parlament vorgelegt.
EU-Kommission VERHANDLUNGS-MACHT STÄRKEN
Versorgungslage ist angespannt, aber noch stabil
Zwar hat die Kappung der Gasversorgung durch Russland und den Sabotageakt an drei Stellen an der Nordstream-Pipeline zu einer empfindlichen Mangellage beigetragen, aber gefüllte Gasspeicher in Deutschland und LNG-Lieferungen per Schiff tragen dazu bei, das die Versorgungslage derzeit noch stabil ist. Nach Auskunft der Regierung müssen sich die rd. 20 Mio. Gaskunden keine Sorgen machen, da private Haushalte nach § 53 a EnWG besonders geschützt sind vor Abschaltungen. Allerdings trifft dies nur solange zu, wie auch genügend Speichergas zur Verfügung steht. Und da Deutschland aufgrund der Reparatur zahlreicher Atomkraftwerke in Frankfreich dem Nachbarland mit Gas aushelfen muß, reichen die Speicher für gerade einmal 2 Monate. Bei einem strengen Winter ist das zu wenig. Daher greift der geplante gemeinsame Gaseinkauf der EU erst in frühestens zwei Jahren.
In Zukunft soll nicht nur der Einkauf von Gas und Flüssiggas (LNG) gebündelt werden, sondern auch der Einkauf von Wasserstoff. Bei letzterem scheint offensichtlich der Glaube Pate zu stehen, dass Wasserstoff eine echte Zukunftschance hat, wenn die Herstellung in großen Mengen erfolgt und damit der Preis erheblich fallen könnte.
Selbst wenn das so kommen sollte, wäre das eine unwirtschaftliche Strategie. Denn egal, ob 1 kg Wasserstoff 2,50 EUR oder nur 0,90 Cent kostet, bleibt die Herstellung eine unglaubliche Energieverschwendung. Denn um Wasserstoff in Wasser und Sauerstoff aufzuspalten, muß 70 % an Stromenergie aufgewendet werden, um per Elektrolyse 30 % Wasser-stoff zu erzeugen. Und dann muß der so gewonnene Wasserstoff herunt-ergekühlt, über Pipelines weitertransportiert und am Ende mit Hilfe von Brennstoffzellen wieder in Strom umgewandelt werden. Das führt noch einmal zu einem Umwandlungsverlust von rd. 10 Prozent. Sie sehen, es macht also keinen Sinn. Egal, wie preiswert Wasserstoff werden sollte.
Wir befürchten allerdings, das hier eine nächste Subventionssau durchs Dorf getrieben wird. Die Verköstiger stehen schon am Straßenrand und freuen sich schon heute über dieses reichhaltige Festmahl, welches wie immer vom Steuerzahler finanziert werden wird.
Die Idee eines gebündelten Nachfragekartells ist im Übrigen nicht neu. Schon Polen hatte vor Jahren ein solches Einkaufskartell vorgeschlagen. Deutschland lehnte ab, weil man billiges Gas aus Russland bezog und weil man einen solchen Plan für einen unzulässigen Markteingriff hielt. Schließlich lautete das Mantra “ der Markt reguliert sich über Angebot und Nachfrage selbst.“
Da waren andere Staaten bereits schon weiter. Bereits 1974 gründeten 16 Industriestaaten aufgrund der ersten großen Ölkrise ( autofreier Sonntag. Sie erinnern sich?) die Internationale Energieagentur IEA mit Sitz in Paris als Antwort auf die Marktmacht der OPEC-Staaten.
Das nun geplante Gas-Einkaufskartell benötigt nicht nur ein Gesetz, sondern auch ein festes Regelwerk und eine organisatorische Struktur. Und da in der EU bisher immer noch das Einstimmigkeitsprinzip herrscht, dürfte es wohl noch ein Weilchen dauern, bis man sich zu einer ein-stimmigen Lösung durchringen wird.
Aurora Energy Research (eine Denkfabrik) hat ausgerechnet, das bei einem strengen Winter eine Bedarfslücke von 109 Mrd. Kubikmeter an Gas entstehen könnte. Daher muß Energie eingespart werden. Außerdem soll der Gaspreis bis zu einer bestimmten Menge gedeckelt werden.
Quellenhinweise:
gas.info.de vom 17.10.2022; Tagesschau.de vom 22.03.2022; 15:03 h; Handelsblatt vom 30.09.2022; Frankfurter Allgemeine vom 17.10.2022 sowie RK-Redaktion vom 14.11.2022
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