Zum Inhalt springen

EU auf dem (nachhaltigen ?) Holzweg

Das das verbrennen von Holz nachhhaltig sein soll, ist ein Irrtum, dem nicht nur zahlreiche Klimaretter unterliegen, sondern auch der EU. Denn wenn man unter Nachhaltigkeit versteht, das man mit Rücksicht auf zukünftige Generationen nicht mehr an Rostoffen aus der Natur nimmt, wie diese auf natürliche Weise nachwachsen können, dann ist der Holzeinschlag zur Gewinnung von Strom und Wärme aus Biomasse-Kraftwerken ganz bestimmt kein nachhaltiger Weg, da die Anlagen wesentlich schneller und in kürzerer Zeit die Biomasse verfeuern, als diese auf natürliche Weise nachwachsen kann. Das ist der klassische Raubbau. 

Und da die Weltbevölkerung immer weiter wächst ( von 2,3 Mrd. Menschen in 1920 auf rd. 8 Mrd. Menschen in 2022) , benötigt diese auch immer mehr Energien. Kahlschlag muß daher zwangsläufig die Folge sein, ohne das der Bedarf auf Dauer wirklich gedeckt werden kann. 

Die EU ist da anderer Meinung. Aber die erklärt ja mittlerweile auch Atom-und Gaskraftwerke der Not gehorchend für umweltfreundlich und nachhaltig. Die EU sieht die Sache mit dem Holzeinschlag so: wenn sich alle an die Vorschrift halten, dass nur soviel Bäume gefällt werden dürfen, wie im gleichen Umfang Waldbäume nachgepflanzt wie verfeuert werden, dann würde nur so viel Co2 in die Atmosphäre gelangen, wie anschließend von den neuen Bäumen wieder aus der Atmosphäre für die Photosynthese entnommen würde, damit die Bäumchen wachsen können. Dumm nur, dass so ein Baum rund 20 Jahre benötigt, um erwachsen zu werden. 

Und bei der Verbrennung von Biomasse wird fast genau so viel Co2 frei-gesetzt, wie bei der Verbrennung von Kohle. Allerdings mit dem nicht ganz unwichtigen Unterschied, dass die Kohle eine wesentlich höhere Energie-dichte hat. Daher muß von ihr auch weniger verbrannt werden. 

WER GREENWASHING BETREIBT HAT EIN AKUTES GLAUBWÜRDIGKEITSPROBLEM

Denn der Großteil des eingeschlagenen Holzes kommt nicht aus deutschen Forstbetrieben,  sondern wird in Form von Pellets über weite Strecken aus dem Südosten der USA, aus Estland und Litauen zu uns importiert. Trotz dieser keinesweg umwelt-und klimaschonenden Holzernte setzt die EU die dadurch freigesetzten CO2-Emissionen mit Null an. Das ist eine glatte Mogelpackung. 

Und Wald ist auch nicht gleich Wald. Genau so wie Kohle auch nicht gleich Kohle ist. Monoplantagen mit Nadelbäumen, die in Reih und Glied gepflanzt werden, laugen die Böden aus und verursachen bei Hitze enorme Waldbrände. Außerdem tragen diese einseitigen Bepflanzungen mit dazu bei, das sich der Borkenkäfer in den letzten Jahren rasant ausbreiten konnte. Die Folge: die Bäume  sterben ab. Hinzu kommt der gefürchtete Milzbrand. Dieser läßt das Holz schwarz (wie verbrannt) aussehen. Auch dieses Holz ist dann nicht mehr verwertbar. Da der Wald auch Regenwasser bindet, kann dieses bei Kahlschlag ungehindert zu den Flüssen fließen und dann zu Hochwasserkatastrophen führen. Der Fichtenbestand ist nach Angaben der Deutschen Forstwirtschaft seit 2002 um 4 % zurückgegangen.

Die EU-Taxonomie verstärkt den Druck auf die ohnehin schon knappe Ressource Holz. Folgerichtig hat die Umweltschutzbewegung Robin Wood daher bei der EU-Kommission einen Antrag auf Überprüfung der Nachhaltigkeitskriterien für die Forstwirtschaft und der Bioenergie gestellt. Sollte die EU sich weigern, eine nochmalige Überprüfung vor-zunehmen, wovon auszugehen ist wegen der Energiewendepolitik, will Robin Wood eine Klage zusammen mit 6 weiteren NGO´s vor  dem Europäischen Gerichtshof in Den Haag einreichen.

Greenpace hält das Gerede von der nachhaltigen Forstwirtschaft eh für mehr Schein als Sein, denn der Wald ist mehr als nur Rohstofflieferant. Er ist auch Lebensraum für  selten gewordene Pflanzen- und Tierarten, Kohlenstoffspeicher und Naherholungsort für gestresste Menschen. Da müssen wir Greenpace ausnahmsweise einmal Recht geben.

Forstkriminalität

Illegaler Holzeinschlag ist ein weiteres Problem, das inzwischen welt-weit eine der größten Bedrohungen für die Wälder und damit auch für uns darstellt.  Ob in Amazonien, in den Regenwäldern Indonesiens oder im fernen Osten Russlands – ein beträchtlicher Prozentsatz des dort geschlagenen Holzes ist illegal. Das heißt, dass bei Ernte, Transport, Einkauf oder Verkauf des Holzes gegen nationale oder internationale Gesetze verstoßen wurde. Auch dieses Holz wird bei uns verarbeitet. 

lebendiger und gesunder Mischwald, Foto: J Plenio
Kahlschlag nach Holzeinschlag im Tannenwald; Foto: Reijo Telaranta
  • Keep Scrolling Down

Machen Sie mit!“

Sie können zum Beispiel…..

  • aktiv nachfragen, woher Produkte und Rohstoffe in Ihrem privaten oder beruflichen Umfeld kommen
  • wenn Sie für eine Behörde oder ein Unternehmen arbeiten und dadurch mit Holz oder Umweltkriminalität zu tun haben, können Sie prüfen, ob Forensische Methoden zur Erkennung von  Holzart oder Holzherkunft bei Ihnen angewandt werden können
  • bei Fragen oder Anregungen können Sie sich gerne an das Team Forest Crime beim WWF Deutschland wenden:
  •  eu.forestcrime.initiative@wwf.de.

Ist es gerechtfertigt, den Wald zu vernichten, um das Klima zu retten? Mit dieser Frage hatten wir uns bereits im Okt. 2021 in einem Redaktions-beitrag ausführlich beschäftigt.

Quellenhinweise:

Sektrum.de vom 25.02.2022; Forstwirtschaft de. o.J.( Grenzen der Nachhaltigkeit); wwf.de vom 19.05.2020; Bundesumweltamt.de vom 11.10. 2021; Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft vom 16.9.2019 zum illegalen Holzeinschlag; Zoll.de (o.J.) zum illlegalen Holz-einschlag, Loewa, Michael:  300 Jahre nachaltige Forstwirtschaft- mehr Schein als Sein, Green-pace.de (Hrsg., o.J.) sowie RK-Redaktion vom 14.04.2022 

Fotonachweise:

Header: oben links: braunes Herrbstblatt: Anja by pixabay.com, Wald im Hintergrund: Simon Berger, Waldarbeiterfigur  im Vordergrund: Peggy und Marco Lachmann

 

Diesen Beitrag teilen
Translate »