Durch den Ukraine-Krieg hat sich das Problem mit den erneuerbaren Energien verstärkt. So-wohl erneuerbare als auch konventionelle Energieträger werden immer teurer. Der grüne Traum vom klimaneutralen Deutschland dürfte bei gleichbleibender Lage wahrscheinlich noch vor 2030 ausgeträumt sein.
Und dieser Traum geht so: man beziehe preis-wertes Gas aus Russland, ersetze die Kohle-kraftwerke durch Gaskraftwerke und schwupps kann man jede Dunkelflaute jederzeit überbrück-en und gleichzeitig CO2 einsparen. Und wenn man dann preiswerten Wasserstoff aus Über-see in großen Mengen herstellen kann, kann man das Erdgas für die Gaskraftwerke auf grünen Wasserstoff umstellen. (Power to Gas-Verfahren) Zwischendrin wird Gas und Atom als nachhaltig deklariert. Was die EU auch prompt bestätigte.
Ansonsten gilt bei den grünen Traumtänzern: wir schaffen das. Was allerdings noch geändert werden muß, ist das sog. „Mind-Set“ der Prolet-en, so Chef-Ideologe Patrick Graichen von den Grünen und oberster amtlich bestellter Vordenk-er der Energiewendepolitik.
Zusammen mit der professoralen Prima-Balleri-na der Medien und „Expertin“ für einfache Klimaerklärungen, Claudia Kemfert (DIW) wird ansonsten für Verzicht und Energiesparen plädiert.
Bisher galt, dass das Stromangebot der Nach-frage jederzeit entsprechen muß. Zukünftig folgt die Nachfrage dem Angebot. Und das kann zeitweise bei volativ erzeugter Energie auch schon mal stunden-oder tageweise gar nicht zur Verfügung stehen.
Und hier wünschen sich unsere politischen Zweckoptimisten, dass das Gejammer und die Anspruchshaltung aufhören muß, denn es geht ja schließlich um nichts weniger als die Rettung der Erde. Und da muß jeder ein Opfer bringen. (hüstel) >
Das der Klimawahn das ist, was er ist: nämlich eine religiöse Wahnvorstellung, die mit der Realität herzlich wenig zu tun, haben wir in den letzten Jahren immer wieder vorgetragen und belegt. (Beispiel >hier)
Aber wir sind nicht die einzigen Bedenken-träger. Die meisten Fachleute (Meteorologen, Physiker, Ingenieure) warnen ebenfalls vor den Folgen einer dekarbonisierten Industrienation. (siehe z.B. >hier)
Da Strom aus Windkraft-und Solaranlagen nur unregelmäßig und schwankend zur Verfügung gestellt werden kann, müssen diese Schwankungen ausgeglichen werden. Bisher erledigen das unsere Gundlastkraftwerke preiswert und zuverlässig rund um die Uhr.
In Zukunft soll die benötigte Energie durch grünen Wasserstoff zuverlässig und preiswert bereitgestellt werden.
Und da sind wir dann bei der nächsten Selbsttäuschung und dem Beginn einer weiteren riesengroßen Subventionsfalle. Die Zeche wird wie immer der deutsche Michel zahlen, wenn dieser nicht bald aufwacht.
politisch verbreiteter Zweckoptimsmus
das Narrativ vom preiswerten Wasserstoff
Wasserstoff kann mithilfe unterschiedlicher Verfahren erzeugt werden, wobei das größte Potenzial im Elektrolyseprozess gesehen wird, bei dem Wasser und elektrische Energie zu Wasserstoff verbunden werden (Hebling et al., 2019). Einen Beitrag zur Dekarbonisierung leistet Wasserstoff dann, wenn er mithilfe erneuerbarer Energie erzeugt wird (grüner Wasserstoff). Dem stehen weitere Varianten gegenüber, die sich hinsichtlich der Erzeugung unterscheiden, beispielsweise „grauer“ Wasserstoff auf Basis von Energie aus Erdgas oder „blauer“ Wasserstoff aus fossilen Energieträgern mit anschließender Abscheidung und Lagerung des entstehenden CO2 (Kumar, 2015; IN4Climate.NRW, 2019).
Die Zweckoptimisten gehen also davon aus, dass die Wasserstoffwirtschaft die Transformation der Gesellschaft erleichtert, weil der Strom dann nicht mehr schwankt und die Arbeitsplätze in der Industrie erhalten werden können.
Das kann so sein. Muß es aber nicht. Die beteiligten Akteure, allen voran die Bundesregierung und das BM für Bildung und Forschung, setzen im Rahmen der europäischen Hydrogen-Strategy auf eine Wasserstoffausbeute bis 2030 von rd. 40 Gigawatt.
Zum Vergleich: In Deutschland wurden laut BNetzA 2021 508.000 Gigawatt an Strom und 15.200 Gigawatt an Wärme produziert. (Statista.com vom 5.4.2022) Die mittlere Einspeiseleistung von Strom aus Wind-und Sonnenkraftwerken lag in 2020 bei unter 20.000 Megawatt. Der tatsächliche Bedarf lag in 2020 bei 488,7 TWh. (Fraunhofer-Institut, ise.frauenhofer.de vom 04.01.2021) Der Strombedarf pro Tag schwankte nach Angaben der BNetzA zwischen 40 und 70 Gigawatt.
Allein schon diese Zahlen machen deutlich, dass die anvisierten 40 Gigawatt an produziertem Wasserstoff nicht mehr als der Tropfen auf dem heissen Stein sind.
Produziert werden soll der Wasserstoff mit Hilfe der Elektrolyse in Australien-, West-und Südafrika, weil dort die Sonne immer scheint. Nach Berechnungen des BM für Bildung und Forschung hätte allein Westafrika das Potential, rd. 120.000 TWh an Wasserstoff für unter 2,50 EUR pro kg zu produzieren.
Und es geht hier um ein riesiges Marktpotential von 100 bis 700 Mrd. EUR. Was fehlt, so das Fraunhofer-Institut für System-und Informationsforschung, wären marktgerechte Anreizsysteme für Australien und Afrika. Auf gut deutsch: man wünscht sich wieder reichlich Staatsknete. Und das möglichst auf Dauer. Bei der Windkraft läuft das ja auch erfolgreich, gell.
GROSSE UMWANDLUNGSVERLUSTE UND HOHE KOSTEN
Im August 2021 zahlte der deutsche Musterhaushalt (4 Personen, 20.000 kWh-Jahresverbrauch) rd. 1.258,00 EUR an seinen Gasversorger für die Lieferung von Erdgas.
Bedingt durch den Ukraine-Krieg und damit einer Verteuerung des Gas-preises aufgrund künstlicher Verknappung durch Russland stieg der Durchschnittspreis im August 2022 auf 3.568,00 EUR. Und wenn im Oktober d.J. die von der Regierung beschlossene Gasumlage zwecks Rettung der Stadtwerke greift, wird der Preis für die Durchschnittsfamilie laut Verifox auf 4.758,00 EUR steigen.
Und jetzt stellen Sie sich bitte einmal vor, Sie würden nicht mit Erdgas, sondern mit grünem Wasserstoff beliefert werden. Dann müßten Sie mit drei bis fünfmal so hohen Kosten wie dem derzeitigen Gaspreis rechnen.
Vor der Gaskrise lag der Preis für 1 kWh grauem Wasserstoff aus Erdgas bei 4 Ct/kWh und für grünen Wasserstoff zahlte man rd. 20,0 Ct/kWh.(Quelle: Fuchsbrief.de vom 17.08.2022)
Schon diese wenigen Zahlen machen deutlich, dass sich die Produktion ohne massive staatliche Unterstützung nicht rechnet. Weder für die Unternehmen in Australien und Afrika, noch für die Verbraucher in Deutschland.
Aber die Rechnung ist noch nicht zu Ende. Um den Strombedarf von rd. 488 TWh in Deutschland mit grünem Wasserstoff zu decken, müßten die Solarmodul-Kapazitäten um das Zehnfache und die Anzahl der Wind-kraftanlagen verdreifacht werden. Dann wäre der Bedarf aber nur zu einem Drittel gedeckt.
Im wasserarmen Afrika müßten 9 Liter Wasser verbraucht werden, um ein Kilogramm Wasserstoff per Elektrolyse zu gewinnen. Und jede Menge Strom wird für die Elektrolyseure auch noch benötigt.
Dann muß der Wasserstoff verdichtet, verflüssigt, auf -253 Grad herunter-gekühlt und über kilometerlange Pipelines transportiert werden. Dadadurch geht 70 % der Energie verloren. Und in Deutschland muß der flüssige Wasserstoff wieder in Strom umgewandelt werden. Was eben-falls zu einem weiteren Verlust von rd. 10 % führt.
Das liegt daran, dass Wasserstoff im Verhältnis zum Benzin nur eine geringe Energiedichte von 8 Mj/Liter zu 32 Mj pro Liter verfügt.
Wenn Wasserstoff über Pipelines transportiert wird, leiden die Stahlrohre. Sie verspröden mit der Zeit. Die Folge sind Risse und Lecks. Dieser Effekt tritt auch beim Transport von Erdgas auf. Allerdings ist Erdgas nicht ganz so hochexplosiv wie Wasserstoff. Im Umkreis dieser Leitungen müsste man also alle Anwohner vorsichtshalber umsiedeln. Was ebenfalls die Kosten in die Höhe treiben dürfte.
Die Wasserstofflobbyisten werden uns die Sache aber bestimmt wieder häppchengerecht, verharmlosend und locker machbar im Chor mit den Windkraft-und Solarlobbyisten darstellen. Und wie gesagt: die Kosten können keine große Rolle spielen. Es geht schließlich ums Ganze ! Während der deutsche Michel achselzuckend weiterhin zur Tagesordnung übergeht.
Quellenhinweise:
N.N.: Grüner Wasserstoff: welche internationalen Projekte fördert das BMBF?, Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsgd.), Pressemitteilung vom 15.05.2022; Wietschel, Martin et.al.: Chancen und Herausforderungen beim Import von grünem Wasserstoff und Syntheseprodukten, Fraunhofer-Institut für System-und Informations-forschung (Hrsg.), Karlsruhe 2020; Wirtschaftsdienst.eu , Heft 1, Seite 26 bis 32, 2021; Eike.de vom 18.08.2022; Hane, Erik: Blackout in Deutschland – Horrorszenario oder reale Gefahr, WISO-Sendung im ZDF vom 01.08. 2022 sowie RK-Redaktion vom 03.09.2022
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