die Hamburg-Wasser-Tochter "Hamburg Energie" macht Unmögliches möglich
Die Hamburger Hochbahn ist so richtig in Bewegung gekommen. 30 emmissionsfreie E-Busse erobern seit 2019 die Stadt und bringen die leiseste Revolution in Fahrt. Mehr als 1000 Tonnen C02 konnten so schon vermieden werden. Ein toller Schritt auf dem Weg zum klimaneutralen Unter-nehmen.
Und die Busse werden natürlich mit hoch-wertig zertifiziertem Ökostrom geladen. 100 %tig! Ehrenwort! Dafür steht auch unser grüner Umweltsenator, Jens Kerstan (der fastet auch vorbildhaft schon mal fürs Klima) und der TÜV-Nord. Bis wir alle 1000 Busse umgestellt haben, dauert es zwar noch ein Weilchen. Aber wir schaffen das.
Wir glauben: die Hamburger Hochbahn schafft es tatsächlich. Vor allem, sich und anderen ein X für ein U vorzumachen. Das hatten wir den Vorstand bereits in 2017 wissen lassen. Ohne Reaktion. Versteht sich.
Im Folgenden wollen wir das begründen, damit unsere Leserinnen und Leser zwischen Werbung und Realität besser unterscheiden können. Das machen wir zwar schon seit Jahrzehnten, aber Wunsch und Wirklichkeit klaffen leider immer noch weit auseinander. Und daher greifen wir die scheinbar erfolgreichen Werbeaussagen des Öko-Strom-Anbieters Hamburg Energie auf und prüfen diese auf ihren Wahrheits-gehalt.
Immerhin räumt die HH-Hochbahn ein, dass sie über keine Direktleitungen zu Windparks oder Wasserkraftanlagen verfügt und daher den benötigten Strom aus dem großen Stromsee bezieht. Dieser enthält neben grünem Strom leider auch konventionellen grauen Strom.
Und dann kommt ein richtiger Klopfersatz: aber mit dem Erwerb von hochwertigen Öko-Strom-Zerfitikaten von Hamburg-Energie würde der Stromsee immer grüner werden. Daher würde die Hamburger Hochbahn ihren Beitrag im Rahmen der Klima-Partner-Vereinbarung mit der Stadt Hamburg einen wichtigen Beitrag leisten, um bis 2030 die C02-Emissionen um 50 % reduzieren zu können.
Offensichtlich hat die Hochbahn nicht das Kleingedruckte bei Hamburg Energie gelesen. Dort steht unter Ziff. 3.1 und Ziff. 3.2 der AGB, dass bei Unterbrechungen in der Elektrizitätsver-sorgung das Unternehmen von der Leistungspflicht befreit ist. Ebenso, wenn der Netzbetreib-er den Netzanschluss von sich aus unterbricht. Das macht Sinn. Denn Wind-und Solarenergie liefern nun mal keine gesicherte Leistung.
So erzeugen z.B. alle rd. 32.000 derzeit installierten Windkraftanlagen gerade einmal 1.800 Volllaststunden im Jahr, obschon dieses aber 8.760 Stunden hat. Photovoltaik-Anlagen liefern sogar nur 800 Volllaststunden im Jahr. Und jetzt dürfen Sie dreimal raten, wer die Differenz-leistung erbringt. Richtig! Unsere Kohle-und Gaskraftwerke. Zuverlässig rund um die Uhr einschließlich Sekundenstrom. Selbstverständlich auch bei einer notwendigen Bedarfserhöh-ung. Dazu sind Windkraftanlagen nicht in der Lage. Wenn diese zuviel Strom erzeugen, müssen die Anlagen abgeregelt werden. Der unnötig produzierte (Blind)Strom muß dann ins Ausland entsorgt werden. Gegen ein paar Milliönchen pro Jahr. Versteht sich.
Zwar ist der Anteil an regenerativ erzeugtem Strom in den letzten Jahren dank großzügiger Subventionen kontinuierlich gestiegen- bei Windkraft auf über 20 % (siehe linke Grafik. Und in 2020 bereits auf über 35 %) – doch das ist unbedeutend. Denn es kommt nicht auf die Nennleistung, sondern auf die gesicherte Leistung an. Und die beträgt gem. dem V3-Gesetz für Strömungsmaschinen nur 12-16 % der gesicherten Leistung.
An windstillen Tagen liegt die gesicherte Leistung bei 0 %. Und auch an den restlichen Tagen im Monat wird der Bedarf nie gedeckt, wie die unten links aufgeführte Grafik des Netzbetreibers Entso-E deutlich zeigt. Der braun schaffrierte Bereich innerhalb der Kurve zeigt den tatsächlichen Bedarf im Dezember 2019. Hier mußten stets unsere Grundlastkraftwerke einspringen, um die Versorgungsicherheit zu gewährleisten. Ansonsten hätten die E-Busse der Hochbahn auf dem Busbetriebshof der Hochbahn in Hamburg-Alsterdorf ständig stehen bleiben müssen.
FAKTENSCHECK
Renko Fittschen
Jeder Kunde erhält 100 % Öko-Strom. Daher wird mit jedem neuen Kunden der Stromsee ein bißchen grüner
Renko Fittschen, Bereichsleiter Beschaffung bei Hamburg Energie.
Foto: Hamburg Energie, youtube, Freistellung: Revierkohe
P.S. wir behaupten ab sofort nicht mehr, das Hamburger/innen keinen Humor hätten. Er ist halt nur ein bißchen speziell.
der Gute Mann aus Hamburg
Quellenhinweise:
Stehlik, Gerhard: Warum C02 die wichtigste kühlende chemische Struktur ist, schriftliche Anhörung für den Landtag von NRW, Hanau, August 2020; Schrader, Christoper: Die Altlast der Elekromobilität, in: Spektrum.de vom 09.06.2020; Doshi, Tilak: Das schmutzige Geheimnis sauberer Elektrofahrzeuge, in: Eike.de vom 06.08. 2020; Next-Kraftwerk.de (Ökostromdefi-nitionen); Verbraucherzentrale.de: was ist Öko-Strom?; Verbraucherzentrale NRW (Hrsg.) 2020; Stromtip.de: Warum viele Ökostromkunden nur wenig Ökostrom bekommen; Göhring, Axel-Robert: Woher kommt der Strom?, in: Eike.de vom 04.06 .2020; Haulat, Oliver: Ist ein Tarif mit Öko-strom und Ökogas überhaupt sinnvoll?, in: VBZ vom 04.02.2020; N.N.: Der Stromsee – was kommt aus der Steckdose ?, Hamburg Energie GmbH (Hrsg.) o.J., (AGB unter Hamburg-Energie.de); N.N.: Woher kommt bei der Hochbahn eigentlich der Strom?, Hochbahn Blog.de , Hamburg o.J., N.N: Busse ohne Bass – die emissionsfreie Flotte für unsere Stadt, Hochbahn.de o.J.; N.N.: 1 Million emissionsfreie Kilometer, Hamburg-mobil, in: Hamburger Wochen-blatt vom 5.8.2020; Blach, Bernhard: Die Kohle ging.. und warum sie trotzdem bleibt; Revierkohle (Hrsg.), Hamburg 2020 (Stromsee-Erläuterung) sowie RK-Redaktion vom 17.08.2020