Bedeutung und Brauchtum des Barbaratages
Den Bergbeflissenen unter Ihnen brauchen wir nicht großartig zu erklären, wer die Hl. Barbara ist und warum am 4. Dezember eines jeden Jahres der Barbaratag gefeiert wird. Aber unter unseren Leserinnen und Lesern befinden sich auch etliche Berg-fremde. Für sie haben wir den folgenden Beitrag verfasst. Für die Bergbeflissenen und Bergleute wollen wir sie alljährlich in Erinnerung rufen.
Auch sei erwähnt, dass es sich bei der Geschichte um die Hl. Barbara um eine Legende handelt, deren Wahrheitsgehalt unklar ist. Aus diesem Grund wird zwar auch in den Kath. St. Barbara-Kirchenge-meinden der Barbaratag gefeiert, offiziell hat der Vatikan die historische Person Barbara von Nikomedien (heute Izmir, Türkei) aber nie als Heilige anerkannt.
Wegen der weltweit großen Verehrung wurde sie aber Anfang 2000 in das sog. Martylogium Romanum aufgenommen.
Die Hl. Barbara wird als Schutzheilige aller Bergleute, der Artillerie, der Feuerwehr, der Tunnelbauer und der Glockengießer seit dem 7. Jahrhundert verehrt. In der Kath. Kirche gilt sie als eine von 14 Nothelfern. Sie fungiert u.a. als Fürsprecherin für einen guten Tod.
Der Barbarakult stammt aus dem Byzantinischen Reich. In der lateinischen Westkirche wird die heilige Barbara erst-mals um 700 in einem Martyrologium erwähnt.
Die Gebeine der Heiligen sollen um 1000 nach Venedig überführt worden sein. Sie wurden im Kloster San Giovanni Evan-gelista auf der Insel Torcello in der Lagune von Venedig verehrt. Eine kleine Reliquie der heiligen Barbara befindet sich in der Wallfahrtskirche St. Hildegard und St. Johannes der Täufer in Eibingen im Rhein-gau. Eine weitere Reliquie befindet sich seit 1647 im Altar der St.-Antonius-Kirche in Iseringhausen. (Quelle: wikipedia)
In den Zechenhäusern Oberschlesiens richtete man 1723 Gebetshäuser ein. Vor jeder Anfahrt in das Bergwerk bat man die Hl. Barbara um Schutz und Beistand. Dies war später auch in den westdeutschen Bergwerken so.
Den flehenden Charakter dieser Gebete gibt ein Gebet von Bergmannskindern wieder. Denn es kam oft genug vor, dass der Vater durch schlagende Wetter oder durch Verschüttung zu Tode kam. Der letzte Bergmann wurde noch 2018 während der Rückzugsarbeiten auf der stillgelegten Zeche Antrazit Ibbenbüren in Ibbenbüren aufgrund eines Unfalls tot ge-borgen.
Mit welcher Innigkeit die Bergleute die Hl. Barbara verehren, kommt auch in dem Barbaralied zum Ausdruck, welches Sie sich in unserer Podcast-Sendung über Youtube (siehe unten) anhören können. Es singt der Saarknappenchor.
Gebet der Bergarbeiterkinder zur Hl. Barbara
Lieber Gott, ich fleh zu dir, beschütz den guten Vater mein!
Der treue Engel sei ihm gut und segne alles, was er tut. Und lass ihn bald zu Hause sein, den lieben, guten Vater mein.
St. Barbara, bei Tag und Nacht, fahr mit dem Vater in den Schacht. Steh du ihm bei in jeder Not, bewahr ihn vor dem jähen Tod!
the legend - die Legende
Barbara soll nicht nur ein außergewöhnlich hübsches und kluges Mädchen gewesen sein, sondern auch überzeugte Christin. Das missfiel ihrem Vater, dem heidnischen Kaufmann und fanatischen Christenhasser Dioscuros.
Da ihr Vater berufsbedingt viel auf Reisen ging, schloss er sie in seiner Abwesenheit regelmäßig in einem Turm ein. Als ihr Vater wieder einmal unterwegs war, ließ sie sich gegen seinen Willen von einem Priester taufen. Das machte den damaligen römischen Kaiser Galerius Valerius Maximinus wütend. Denn er hielt sich selbst für Gott und bestimmte über das Leben der Menschen.
Er verurteilte Barbara und ließ sie ins Gefängnis bringen. Auf dem Weg dorthin verfing sich ein Zweig in ihrem Kleid. Sie nahm ihn mit und stellte ihn in einen Krug mit Wasser.
Im Gefängnis wurde Barbara gefoltert. Das sollte sie von ihrem Glauben an Gott abbringen. Doch Barbara blieb ihrem Glauben treu. Das wiederum ärgerte ihren Vater so sehr, dass er seine Tochter eigenhändig mit einem Schwert tötete. Am Tag ihrer Hinrichtung soll der Kirschzweig in ihrer Zelle aufgeblüht sein. Daher der Brauch. Die Blüten stehen als Symbol für Hoffnung und Glück.
Gleich danach soll er von einem Blitz tödlich getroffen worden sein.
Aufgrund der Corona-Pandemie fand die diesjährige Barbarfeier in den Knappen-vereinen nicht statt.
Lediglich das Trainingsbergwerk Reck-linghausen e.V. gestaltete für geladene Gäste in der St. Michael-Kirche in Reck-linghausen-Hochlarmark eine kleine Bar-barafeier.
Quellenhinweise:
Südwest Presse vom 09.09.2020; MDR vom 23.11.2020; t-online.de vom 04.12. 2020; WAZ vom 02.12.2016; Lokal- kompass Witten vom 28.11.2015; Katholisch.de vom 04.12.2019; Stuttgarter Zeitung vom 04.12.2020 ( auch die Min-eure feiern in diesem Jahr nicht) ; Bund Deutscher Bergmanns-, Hütten-und Knapp-envereine e.V. (BDBHKV.de) sowie RK-Redaktion vom 09.12.2020
Fotonachweis:
Header: Revierkohle (Gestaltung und Layout)
Als im 3. bis 18. Jahrhundert die Kohle oft mit bloßer Hand und primitiven Werk-zeugen losgemacht wurde, da mußte jeder Bergmann damit rechnen, dass er auf-grund einer Verschüttung oder durch schlagende Wetter vorzeitig zu Tode kam. Daher lag die Hoffnung der Bergleute darauf, heil wieder ans Tageslicht zurück-zukommen.
Die Hoffnung, dass die Hl. Barbara die Bergleute beschützen möge, rührt der Legende nach auch aus dem Umstand, dass Barbara vor ihren Verfolgern durch eine höhere Macht für kurze Zeit zunächst beschützt wurde. Als sie sich nämlich an eine Felswand drückte, sprang ein Felsspalt auf und sie konnte sich in den Fels flüchten. Leider wurde sie später dann entdeckt mit der o.g. Folge. Die Figur der Hl. Barbara wird seit dem 17. Jahrhundert in allen Bergwerken unter Tage aufgestellt und hat dort ihren besonderen Platz. Dies gilt auch für die Tunnelbauer in der ganzen Welt. Ein schöner Brauch, wie wir finden.
Noch etwas zu den Umständen des Todes der Hl. Barbara: zur Legende gehört auch, dass Barbara vom damaligen Stadthalter nicht nur ausgepeitscht und mit Fackeln verbrannt wurde, sondern ihr wurden auch die Brüste abgeschnitten. Diese Torture soll ihr aber so vorgekommen sein, als wenn Pfauenfedern sie streicheln würden.
Als Sie anschließend in einem weißen Ge-wand gehüllt und blutend durch die Stadt zur Abschreckung getrieben wurde, soll ein Engel ihr erschienen sein. Nachts heilte Christus persönlich ihre Wunden. Am Tage Ihrer Enthauptung am 4. Dez. im Jahre 306 war Barbara nur 29 Jahre alt.
Eine wahrhaft schaurige Geschichte.