Die von der Bundes-regierung in 2018 eingesetzte Kommission für Wachstum, Struktur wandel und Beschäfti- gung ( genannt „Kohle-kommission) hat An- fang Febr. 2019 der BR empfohlen, aus der fossilen Energieer-zeugung bis 2038 komplett auszusteigen.
Ihre Meinung interessiert uns
Halten Sie einen Komplettausstieg aus der fossilen Energie-versorgung bis 2038 für möglich? Glauben Sie, das regenerative Energieträger Tag und Nacht Strom sicher zur Verfügung stellen werden ?
Ein Kohleausstieg ist energiepolitisches Harakiri. Wir brauchen daher einen Mix aus erneuerbaren Energien und Braunkohle
Kohle-Kommissionsvors. Matthias Platzeck (SPD) in der MOZ vom 21.03. 2012
Der Klimaschutzplan der Bundesregierung ist eine katastrophale Fehlentscheidung. Wenn die Braunkohle zerstört wird, ist die Enegiewende am Ende
2 Kohle-Kommissionsvors. Stanislaw Tillich (CDU u. ehem. MinPräs. von Sachsen in der Leipziger Volkszeitung vom 05.11.2016
Der Klimawandel ist der Grund, warum wir in der Kommission zusammentreffen
3 Kohlekommissionsvors. Prof.Dr. Barbara Praetorius im Handelsblatt vom 23.10.2018
Viele Nicht-Fachleute entscheiden über die Versorgungssicherheit der Nation
31 Mitglieder, darunter 7 Fachleute, haben Anfang Febr. 2019 der Bundesregierung em- pfohlen, aus der fossilen Energie- versorgung bis 2038 komplett aus zusteigen. Bis 2030 soll der C02-Ausstoss um 60 % reduziert werden. Als Ausgleichsmaß- nahme für die wegbrechenden rd. 20.000 Arbeitsplätze in den ost- und westdeutschen Revieren sollen Soforthilfen von 1,5 Mrd. EUR bereitgestellt werden. Insgesamt bezifferte die Kommission die Kosten eines Ausstiegs auf rd. 40 Mrd. EUR. Hinzu kommen die Ausbaukosten für eine neue Netzinfrastruktur in Höhe von rd. 70 Mrd. EUR. Die Kraftwerke sollen sukzessive stillgelegt werden. Als Aus- gleichsmaßnahme ist vorgeseh- en, Betrieben und Privatpersonen ab 2023 einen Zuschuss auf das Netzentgelt zu gewähren, damit die Strompreiserhöhungen nicht allzu drastisch ausfallen. Be- stehende Behörden sollen in die dann strukturschwachen Reviere verlegt werden. Das Lausitzer Revier soll zu einem 5-G- Mobil-funkstandort ausgebaut werden. Das autonome Fahren, was eigentlich kein Mensch braucht, soll ebenfalls in der Lausitz stärker erprobt werden. Alles Maßnahmen, die sicherlich sehr viele neue Ersatzarbeitsplätze schaffen und die Nachfrage ordentlich beleben wird, so einige Öko-Freaks aus der Kohle-kommission. Wir und die Taus- enden von Betroffenen glauben das allerdings nicht. Und auch energiepolitisch betrachtet sehen wir das baldige Ende einer fossil- en Energieversorgung noch lange nicht am Horizont heraufschimm ern, da bis heute kein Großspeich- er zur Verfügung steht, der Wind-und Sonnenstrom für mehrere Dunkelflautenwochen speichern könnte.
Wirtschaft fordert Revisionsklausel
Sowohl der DIHK-Präsident Eric Schweitzer als auch der BDI- Präsi dent Dieter Kempf forderten nach Vorlage des 330 Seiten starken Abschlussberichts der Kohle-kommission von der Bundesre- gierung eine verbindliche Revi- sionsklausel, also den Ausstieg aus dem Ausstieg, wie er bereits in 2008 im Steinkohlefinanzier-ungsgesetz vorgesehen war und 2012 dann gekippt wurde. Nie- mand wisse, so Kempf, was nach dem Atomausstieg 2022 passier- en wird. Wir brauchen auch bei der Kohle eine ernst gemeinte Folgenabschätzung. Es geht da- rum, so DIHK-Präsident Schweitz- er, dass die Versorgungssicher- heit, die Wettbewerbsfähigkeit und die Preisstabilität garantiert werd- en muß, bevor man alle Kraft- werke abschaltet.
∨∨Die Sorge der Deutschen Wirtschaft kommt nicht von ungefähr. Aufgrund des weiteren Ausbaus von Windkraft- und Solarstrom- anlagen kam es in 2018 zu über 7000 Notbewirtschaft unsmaßnahmen. Das heißt, es wurde zuviel Öko-Strom produziert, der nicht nach- gefragt wurde. Um einen Netzzusammenbruch weg- en Überlastung zu ver- meiden, mußten die Kraft-werksmannschaften die Öko-Stromeinspeisung her- unterfahren und den über- schüssigen Strom ins Aus- land gegen Entgelt ver- schenken. Diese Proble- matik wird sich bei einem weiteren Ausbau der rege- nerativen Energieträger in Zukunft dramatisch ver- stärken. Die Versorgungs- sicherheit sehen die Indu- striebosse daher zu Recht als gefährdet an. ∨
Gesundes Misstrauen hin- sichtlich der Kompetenz der Kohle-Kommissions- mitglieder und Ihren Em- pfehlungen ist darüber hinaus ebenfalls be- rechtigt. Schauen wir uns die Profis mal aus der Nähe an. Da saßen bisher so fachfreie Experten wie z.B. ein Kai Niebert, Präsident des Dachver-bandes Deutscher Natur-schutzring, Martin Kaiser, Geschäftsführer von Green pace, Hubert Weiger, Vors. Bund für Umwelt-und Natur schutz, der „ideologiefreie“ Prof. Dr. Hans-Joachim Schellnhuber vom Pots- damer Institut für Klima-folgenabschätzung, Rainer Priggen, Vors. Landesver- band Erneuerbare Energien NRW, Barbara Praetorius, stellv. Dir. des Thinktanks Agora Energiewende, Ger- da Hasselfeldt, Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes, Claudia Nemat, Vorstandsmitglied der Deutschen Telekom AG. Sie alle sind fest davon überzeugt, dass die antro-phogen erzeugten C02-Emi ssionen ursächlich für die Klimaerwärmung sind, ob- schon die weltweit er- zeugten fossilen C02- Emi- ssionen gerade einmal bei 2,2 % liegen und der Anteil aus Kohle bei unter 1 %.*) >
Quellenhinweise:
*) vgl.hz. IEA: C02 emi- ssions by fuel combust- ion, Paris 2017, in: Ener- giewirtschaftliche Tages- fragen, 68 Jg., Hft. 10, 2018, S. 10 f ; Handelsblatt vom 4.01. 2019; DEBRIV-Pressemitteilungen vom 10.01. 2019 und 26.01. 2019; FAZ vom 24.10.2018; Wochenkurier vom 04.12. 2018; LVZ.de vom 06.12. 2018; epochtimes.de vom 06.02. 2019; DEBRIV-Pressemitteilungen vom 10.01.2019 und 26.01. 2019; Hamburger Abend- blatt vom 26.10. 2018; 23.01.2019; 25.01. 2019 und 30.01.2019, Revier- kohle: (Hrsg.) Jahrbuch für Energiepolitik und Montan-kultur 2019, Rückblick 2018 sowie RK-Redaktion vom 21.02.2019.
Fotos: Mitte: IGBCE, unten links: pixabay.com
Wir könnten die Liste der hervorragenden „Experten“, die sich überwiegend aus Nicht-Fachleuten zusammensetzte noch lange fortsetzen. Es sollte aber klar werden, dass die 7 tatsächlichen Fachleute in der Kohle-Kommission einen äußerst schwierigen Stand hatten, um ihre Bedenken zu Gehör zu bringen. Aber das war von Anfang an auch so ge- plant. Denn schließlich ging und geht es der BR nicht um eine physikalisch-technische Faktendarlegung, sondern um eine Bestätigung ihrer schon längst verfehlten Energie-politik. Kein Wunder also, dass die Bundesumweltministerien Svenja Schulze (SPD), die Arbeit der Kommission besonders lobte.
Kritiker werfen der Bundes-regierung vor, dass bisherige energiepolitische Zieldreieck „Versorgungssicherheit, Nach- haltigkeit und Wirtschaftlichkeit“ völlig aus den Augen verloren zu haben. Stattdessen wird der Focus einseitig auf die (uner- hebliche) CO2-Emissionsredu- zierung gerichtet. Fachleute haben ausgerechnet, dass der Rückgang der CO2-Emissionen nach Abschaltung aller Kraft- werke gerade einmal bei 0,000013 % liegen würde. Also so gut wie nichts. Markus Söder (CSU) hob daher hervor, dass bei der Energiepolitik auf die Ver- hältnismäßigkeit geschaut werd- en müßte, wenn man schon nicht wisse, wie die Versorgungs sicherheit künftig gewährleistet werden solle. In die gleiche Kerbe haute der Präsident der Metallarbeitgeber, Rainer Dulger, in dem er vor der Presse er- klärte, das Wirtschaftsminister Altmeier kein Konzept für die Energiewende habe. Niemand wisse, wo die Energiewende herkommt und wo sie hingeht. Es herrscht energiepolitisches Chaos. Da die Braunkohle in Deutschland nur zu 0,5 % der weltweit erzeugten CO2-Emissio en verantwortlich ist, ist es unverantwortlich, ganze Indu- striezweige für die Energie- wende opfern zu wollen, so der Hauptgeschäftsführer des Bund- esverbandes Braunkohle (DEB- RIV), Thorsten Diercks. Dies unterstrichen auch rd. 20.000 Kumpels aus den Braunkohle-revieren an einem Aktionstag in 2018.