Braunkohle bildet seit mehr als 100 Jahren das industrielle Fundament der Lausitzer Wirt- schaft in Sachsen. Gleichzeitig ist die Braunkohleindustrie in Ostdeutschland der be- deutsamste Arbeitgeb- er. In den ostdeutsch- en Revieren arbeiten rd. 11.000 Menschen. Von der Braunkohle hängen insgesamt rd. 35.000 Arbeitsplätze ab. Die Lagervorräte reich- en mit 21,7 Mrd. T noch für viele Jahrzehnte aus. In 2015 wurden 1, 64 Mio. t Briketts, 4,85 Mio T Wirbelschicht- kohle und 0,17 Mio T Koks aus ostdeutscher Braunkohle hergestellt
Wie die Prognos AG aus Berlin in einer Studie ermittelte, ist die Braunkohleindu- strie in Ostdeutschland mit einer Wertschöpfung von über 2,4 Mrd. EUR pro Jahr ein wichtiger Stabilisator in einer ansonsten strukturschwachen Region. Dies trifft insbesondere auf die Lausitz zu. Mit einer Gesamtförderung von 178 Mio t in 2015 trug die Braunkohle aus Ost-und Westdeutschland mit knapp 40 % an der Primär- energiegewinnung in Deutschland bei. Rund 90 % der Gewinnung werden zur in- ländischen Erzeugung von Strom und Wärme eingesetzt. Es gibt daher keine Tran- sportrisiken. Die Braunkohle-Kraftwerke erzeugten in 2015 155 Mrd. Kilowattstund en Strom. Sämtliche Kraftwerke verfügen über hochwirksame Entschwefelung-, Entstickungs- und Entstaubungsanlagen. Und solange keine Großspeichertechno- logie zur Speicherung erneuerbarer Energien zur Verfügung steht, wird die Braun- kohle auch in den nächsten Jahrzehnten der Garant für die Versorgungssicherheit auf dem Strom-und Wärmemarkt sein. Soweit die Faktenlage. Trotzdem steht die Braunkohle wie alle fossilen Energieträger politisch unter Beschuss, da sie angeb- lich durch den Ausstoss von Co2 zur Klimaerwärmung beiträgt und darüber hinaus Mondlandschaften nach der Auskohlung hinterläßt sowie Menschen ihrer Heimat beraubt. Greenpace spricht in diesem Zusammenhang gar von Vertreibung durch den Klimakiller Nr. 1. Kurz vor der nächsten Bundestagswahl schaltet die Bundes-kanzlerin, Frau Dr. Angela Merkel , jedoch plötzlich auf Verständnis um. Einen über- stürzten Ausstieg aus der Kohle wird es nicht geben. Die Klimaziele seien in der neuen Legislaturperiode zu konkretisieren. Trotzdem ist dieses Signal nicht positiv zu werten, da die Politik weiterhin an der sog. Energiewende festhält.
POLITIK WEIST DER BRAUNKOHLE EINE BRÜCKENFUNKTION ZU
Frank Kupfer (CDU-Sachsen)
Der CDU-Politiker stellte im sächsischen Landtag im März 2017 unmissverständlich klar, das die Braunkohle so lange weiter ge- braucht wird, so lange Wind-und Sonnenenergie nicht grundlast- fähig gespeichert werden kann. Er geht aber- wie auch die Bundesre-gierung- davon aus, das dies irg- endwann in den nächsten Jahren soweit sein könnte. Nicht anders sind seine Worte zu verstehen, wenn er davon spricht, das das Ziel weiterhin der Strukturwandel ist, der einen Ausstieg aus der Braun-kohleverstromung ermöglichen wird. Hier irrt u.E. Herr Kupfer ge- nau so, wie sein brandenburgisch- er Kollege, der CDU-Fraktionsvor-sitzende Ingo Senftleben und viele weitere Politiker.
Quellenhinweise:
Strukturentwicklung mit Braunkohle vorantreiben, Ingo-Senftleben-Internetseite (Archivartikel vom 11. 4. 2017) ; N.N. : Informationen und Meinungen, Bundesver band Braunkohle Nr. 2/17, IGBCE begrüßt Lausitzer Revierkonzept, in: IGBCE vom 30.03.2017, Presse-mitteilung der Lausitz-Energie-Bergbau AG (LEAG) vom 5.4.2017 und 30.3.2017, Berliner Morgenpost vom 31.03.2017, Greenpace-Magazin vom 31.3.2017; Braunkohle in Deutschland, DEBRIV 2015 (Hrsg.), N.N. : Bedeutung der Braunkohle in Ostdeuschland, Studie der Prognos AG, Berlin 2011 im Auftrag der Vattenfall AG, Pressemitteilung der CDU-Fraktion Sachsen vom 7.03. 2017 sowie Revierkohle-Redaktion vom 15.04.2017
Fotos:
oben: fotolia-Kauf, Fank Kupfer, CDU-Pressestelle, Ingo Senftleben, CDU-Foto
Die ostdeutsche CDU hat offen-sichtlich ein unverkrampftes und realitätsnahes Verhältnis zur Braun kohle. Dies zeigen die Äußerungen des CDU-Fraktionsvorsitzenden im sächsischen Landtag, Frank Kupfer, sowie des CDU- Fraktionsvorsitz- enden im brandenburgischen Land tag, Ingo Senftleben, zu den neuen Abbauplänen der Lausitzer Ener- gie-Bergbau AG Cottbus (LEAG) bis 2031, einer ehemaligen Tochter des schwedischen Vattenfall- Kon- zerns. Die LEAG wurde 2016 vom tschechischen Finanzinvestor EPH übernommen. Revierkohle be- richtete darüber bereits in 2016.
Ingo Senftleben (CDU-Brandenburg)
Trotzdem die LEAG Wort gehalten hat und einen neuen Grubenaus-bauplan mit Zukunftsperspektiven bis 2031 vorgelegt hat, glaubt auch Senftleben an die Energiewende und daher an den aus einer Sicht notwendigen Strukturwandel in der Energiewirtschaft. Trotzdem dankten beide Politiker der LEAG, den Tagebaubetrieb in den Revier- en Reichwalde, Jänschwalde und Welzow Süd noch bis 2023 weiter fortzuführen. Für die anschließen- de Renaturierung hat die LEAG rd. 1,5 Md. EUR zurückgelegt. Erforder lich sind wahrscheinlich aber rd. 3 Mrd. EUR. Bis 2020 sind betriebs-bedingte Kündigungen ausge-schlossen. Das begrüßte das IG- BCE-Vorstandsmitglied Petra Rein- bold-Knape. Die Reviere brauchen eine verlässliche Perspektive, so die Gewerkschafterin. Niemand darf ins Bergfreie fallen. Die lang- anhaltenden Dunkelflauten der ver gangenen Wochen haben wieder- holt gezeigt, wie wichtig eine ver- lässliche, preisgünstige und hei- mische Stromerzeugung für die Versorgungssicherheit und damit auch für den Wohlstand in Deut- schland ist, betonte der LEAG- Vorstandsvorsitzende, Dr. Helmar Rendez, auf einer Pressekonfer- enz im März 2017. Er kritisierte die Energiepolitik der Bundesregier- ung, die die Energiewende auf dem Rücken der Braunkohle seiner An sicht nach austragen will. Das zeigen die Eingriffe in genehmigte Bestandsanlagen. Diese Politik der Verunsicherung muss das Unt- ernehmen in seinen Planungen berücksichtigen. Aus diesem Grund hat der Aufsichtsrat ent- schieden, das es keinen Kraft-werksneubau am Standort Jänsch- walde und keine Inanspruchnahme des Zukunftsreviers Jänschwalde- Nord geben wird.
Lesen Sie hierzu mehr in un- serem nächsten Jahrbuch für Energiepolitik und Montankult- ur, welches Anfang 2018 er- scheinen wird.