und Kobalt versauert das Grubenwasser
Im Rahmen der fragwürdigen Energiewende wird in Deutschland gerne von einer Transformation der Gesellschaft gesprochen. Damit ist die vollständige Dekarbonisierung gemeint. Sprich: der gesamte Energiebedarf für Verkehr, Wärme, Industrie und Strom soll bis 2050 auf regenerativer Basis erzeugt werden. Und hier spielt die E-Mobilität für die Bundesregierung und für viele EU-Länder eine besonders wichtige Rolle.
Doch die angedachte E-Mobilität auf Basis von Lithium-Ionen-Batterien führt in Südamerika schon heute zu massiven Konflikten. Von der mangelnden Reichweite und der begrenzten Lebensdauer einmal abgesehen. Darüber hatten wir bereits mehrfach berichtet (> hier und > hier)
In den Dörfern der Atacama-Wüste in Chile wird das Wasser für die Menschen und für die Bewässerung von Äckern immer knapper.
Dabei hat die E-Mobilität gerade erst begonnen.
Jedes Jahr pumpen die Minengesellschaften SQM (Chile) und Albermale (USA) rd. 63 Mrd. Liter Salzwasser aus den tieferen Schichten der Atacama-Wüste nach oben, um Lithium-Karbonat zu gewinnen. Pro Sekunde fast 2000 Liter.
Lithium ist ein weiss-wässriges Alkalimetall, das in einem Ver-dunstungsprozess gewonnen wird. Inmitten der Atacamawüste, 1500 Km nördlich der chilenischen Hauptstadt Santiago gelegen, liegt tief unter der Erde der Atacama-Salzsee. Er gehört zum sog. Lithium-Dreieck zwischen Bolivien, Argentinien und Chile. In diesem Dreieck lagern rd. 80 % aller Lithium-Bestände. Die globalen Lithium-Ressourcen werden auf rd. 62 Mio. T und die globalen Kobalt-Ressourcen auf rd. 25 Mio T geschätzt. ( Quelle: Geological Survey, USGS) Rund 120 Mio T. Kobalt sollen sich noch auf dem Meeresgrund befinden.
Das mineralhaltige Grundwasser des Sees wird in riesige Becken gepumpt. Die Wüstensonne sorgt dafür, dass das Wasser ver-dunstet, wodurch sich nach und nach unterschiedliche Salze im Beckenboden absetzen.
Diese Salzlösung wird dann in einem chemischen Prozess in Lithiumkarbonat umgewandelt. Hierbei wird in Aufbereitungsan-lagen unerwünschtes Bor und Magnesium extrahiert und aus-gefiltert. Dann wird die Salzlauge mit Natriumcarbonat behandelt. Das dabei ausgefällte Lithiumcarbonant wird gefiltert und ge-trocknet. Das ist ein aufwendiger Prozess.
Da durch den Verdunstungsprozess extrem viel Wasser verbraucht wird, kommt es zu Wasserknappheit, Bodenkontaminierung durch Chemikalien und Verseuchung des Trinkwassers, da die Abwässer und die Restsolen meist ungeklärt in den Salzsee zurückgepumpt werden. Hört sich unappetitlich an und ist es auch.
Chile - das Saudi-Arabien des Ltihiums Indigene Völker haben kaum Rechte auf Land und Wasser
Chile ist eines der wenigen Länder der Welt, in dem die Wasserressourcen zu fast 100 % privatisiert sind. Jorge Alvarez Sandon von der indigenen Coyo-Gemeinschaft wird nicht müde zu betonen, dass Elektroautos nicht die Rettung des Planeten sind. Und die Mikrobiologin Christina Dorador warnt vor den Folgen des Lithium-Abbaus für das Öko-System. Die im Wasser lebenden Mikroorganismen würden langsam zugrunde gehen. Damit wäre die Nahrungsgrundlage nicht nur für Plankton und Krustentiere, sondern auch für die Flamingos gefährdet. Und in der Landwirtschaft ist das Wasser schon heute knapp. Darüber hinaus trägt die Verdunstung des Salzwassers in riesigen Becken zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels bei.
Lithium
Eigenschaften
Lithium ist das erste Alkalimetall im Periodensystem der Elemente und zeichnet sich durch seine hohe thermische Leitfähigkeit aus. Es verlängert die Lebensdauer von Alkalibatterien.
Kobalt
Eigenschaften
Cobalt ist ein stahlgraues Schwermetall und leitet Wärme und Strom sehr gut. Im chemischen Verhalten ist es dem Eisen und Nickel ähnlich.
nickel
Eigenschaften
Nickel ist ein gelblich bis silberweißes Metall, welches sich durch seine gute Eigenschaft als Wärme-und Stromleiter auszeichnet. Nickel-Zink-Batterien sollen Lithium-Ionen-Batterien in Zukunft ersetzen.
aluminium
Eigenschaften
Aluminium ist ein sibrig-weißes Leichtmetall und besitzt ebenfalls eine gute elektrische Wärme-Leitfähigkeit mit geringem Widerstand. Aluminium wird auch als Ummantelung für Autobatterien verwandt.
Für jede Lithum-Ionen -Autobatterie mit einer Leistung von 64 kWh werden rd. 3840 Liter Wasser, 10-20 kg Lithium-Karbonat und rd. 10 kg Kobalt benötigt. Daran sollten Sie auch denken, wenn Sie sich ein E-Auto anschaffen wollen. Und der benötigte Ladestrom kommt auch nicht von der nächsten Windkraftanlage, sondern vom nächstgelegen Kraftwerk !
Kobalt versauert das Grubenwasser, weil das Schwermetall beim Abbau in Verbindung mit Wasser und Sauerstoff Schwefelsäuren bildet. Die Schwefelsäure hat die Fähigkeit, das Grundwasser zu vergiften. 2018 betrug der Kobalt-Bedarf für die Autoindustrie „nur“ 54.000 Tonnen pro Jahr. In neun Jahren soll der Bedarf fünfmal so hoch sein.
Zu bedenken ist in diesem Zusammenhang, dass die Hälfte aller Kobalt-Reserven im Kongo liegen. Kongo und Bolivien zählen zu den ärmsten Ländern der Erde. Die Minenbetreiber arbeiten mit den lokalen Warlords zusammen, die damit den seit Jahren tobenden Bürgerkrieg finanzieren. In der Region Katanga im Ostkongo werd-en in den Minen gerne auch Kinder eingesetzt. Laut Amnesty International besteht für die Bergleute in den Kobaltminen ein hohes Gesundheits- und Unfallrisiko. Sie riskieren dauerhafte Lungenschäden durch Staub und Schadstoffe. Darüber hinauf würde es an nötiger Schutzkleidung und an Atemschutzgeräten fehlen.
Und bei Lithium soll der Bedarf von derzeit rd. 250.000 Tonnen auf 1,5 Mio. Tonnen pro Jahr steigen. Der Nickelbedarf soll von 50.000 Tonnen in 2017 auf 1,4 Mio. Tonnen in 2028 steigen.
Das wird die Lithium-Ionen-Autobatterie nicht billiger machen. Zumal Lithium-Eisenphosphat auch als Düngemittel in der Land-wirtschaft benötigt wird.
Schon heute liegt der Preis für eine Tonne Lithium bei 14.000 US-Dollar. (Stand:2017) Und für eine Tonne Kobalt müssen 88.500 US-Dollar auf den Tisch der Minenherren gelegt werden. Nickel ist dagegen mit 15.000 US-Dollar noch relativ preiswert zu haben.
Findige Autohersteller sinieren bereits darüber nach, Autobatterien ohne Kobalt herzustellen. Leider würde das zu Lasten der Reich-weite und des Gewichts gehen.
Der Kampf um die Rohstoffe Lithium, Kobalt und Nickel wird in den nächsten Jahren stark zunehmen, wenn die Energiewende nicht wieder zurückgenommen wird. Das wird die Umweltprobleme in den betroffenen Abbaugebieten verschärfen.
Das hat offensichtlich auch die lokale Bevökerung in Potosi am bolivianischen Salzsee Uyuni begriffen und zu massiven Protesten aufgerufen. Da der bolivianische Präsident Evo Morales wegen der im Oktober 2020 stattgefundenen und kritisierten Wahl unter Druck steht, hat der Gouverneur des Departements Potosi das deutsch-bolivianische Lithium-Abbauprojekt zwischen der bolivianischen Firma YLB und der deutschen Firma ACI-Systems gestoppt. Das wird die Gier aber nicht beenden.
Quellenhinweise:
Deutsche Welle vom 04.11.2019 und 06.01.2020; Wirtschaftswoche vom 10.05.2018; Der Tagesspiegel vom 04.12.2019; Wasserraub.de , Weltfriedensdienst e.V., (Hrsg.), o.J.; Lerntech.de ( Lithium, Kobalt und Nickel-Eigenschaftserläuterungen); Neue Züricher Zeitung vom 29.08.2019; Welt; golem.de vom 19.01.2016;