Zu Fakten gibt es keine Alternative, aber einhundert Meinungen, die mit denselbigen gerne schon einmal verwechselt werden. Der Berliner Marsch für die Wissenschaft war zwar grundsätzlich richtig, verzettelte sich aber im Protest mit vielen anderen Weltübeln.
So auch z.B. die Berichterstattung des Hamburger Abendblattes vom 24.4.2017, welche den Klimaarlam- isten aller Couleur eine saubere Wissenschaftshaltung attestierte, während die richtigen Klimawissenschaft-ler und ihre Ergebnisse als Klimaleugner und Klima-skeptiker bezeichnet wurden. Verkehrte Welt. >>>
Der Protest war so bunt wie die rd. 10.000 Teilnehm-er, die am Marsch für die Wissenschaft in Berlin teil-nahmen. Die Mottos lauteten “ Im OP ist kein Platz für alternative Fakten“ und “ Man braucht im Leben nichts zu fürchten, man muß nur alles verstehen.“ (geklaut von Marie Curie) . Und in Hamburg, wo sich rd. 2000 Teilnehmer vor dem Rathaus versammelten, hielt man Plakate wie “ Wer nichts weiß, muß alles glauben“ oder „Wissen schafft Fakten“ in den blauen Himmel. Es ging gegen die Fakenverdreher und Verschwör-ungstheoretiker und für den Erhalt der Wissenschafts-freiheit. Wer inhaltlich den Aufruf der Organisatoren nicht vollständig gelesen hatte, bekam nach kurzer Zeit allerdings Orientierungsprobleme. Plakate gegen die Freiheitsbeschränker Trump und Orban waren noch verstehbar, aber das auch Klimaarlamisten reich lich vertreten waren und gegen die angeblichen Klima-leugner protestierten, konnte man nicht mehr so recht nachvollziehen. Diese Spezis wollten den Wiss-enschaftsprotest offensichtlich dafür nutzen, um auf den nächsten Klimagipfel hinzuweisen. Flugs berichtete das Hamburger Abendblatt von diesen Faktenverdrehern und behauptete, selbstverständlich ohne Quellenangabe, das 97 % aller Klimaexperten sich darin einig wären, das die globale Erderwärmung menschengemacht sei. Die Wahrheit ist das nicht. Das zeigt eine Protestliste von rd. 30.000 amerikanischen Wissenschaftlern, die sich seit einigen Jahren in einer Petition gegenüber dem ehem. Präsidenten Obama kontinierlich dagegen verwahrt haben, zu behaupten, das es sich bei der von Menschen gemachten Erder-wärmung ( die übrigens nicht stattfindet !) um eine ge-sicherte wissenschafltiche Faktenlage handelt. Dem wäre ganz und gar nicht so. Das zeigen die Mess-daten, die im „Gerichtsverfahren der Falszifikation“ aufgrund von Satellitenmessungen (und nicht nur aufgrund von konstruierten Messdaten, die durch den Weltklimarat IPCC „hochextrapoliert“ wurden) befund-sicher vorliegen. Danach gilt als wissenschaftlich ge-sicherte Erkenntnis, da sich das Klima seit rd. 4,6 Mrd. Jahren ständig geändert hat. Während im sog. Phan-erozoikum der Co2-Gehalt in der Atmosphäre bei rd. 1200 ppm lag und daher ein üppiges Pflanzenwachs- tum bescherte, liegt der heutige Co2-Anteil in der Atmosphäre bei niedrigen 0,04 %. Das entspricht einem Anteil von 400 ppm, bezogen auf 10.000 Luft-moleküle. Wie hoch davon der von Menschen ge-machte Einfluss genau ist, hat man bisher nicht ein-deutig wissenschaftlich nachweisen können. Er ist aber, gemessen an dem für das Pflanzenwachstum notwendigen Anteil, viel zu niedrig. Auch die These, das der antrophogen erzeugte Co2 -Ausstoß einen signifikanten Einfluss auf die Erderwärmung hat, kann nicht als gesicherte wissenschaftliche Erkenntnis gelt-en. Das sagen z.B. renommierte Klimaexperten wie der Dipl.-Met. Klaus Puls, ehem.Leiter des Essener Wetteramtes, der Dipl.-Ing. Michael Limburg vom Europäischen Institut für Klima und Energie, Prof. Dr. Horst Lüdecke (Eike), Prof. em. Jan Erik Solheim von der Universität Oslo, Prof.Dr. Nicola Scafetta von der Universität de Napoli Frederica II sowie die Nobel-preisträger für Physik, Robert Laughin und Ivaer Gleavner, um nur ein paar zu nennen, die keineswegs nur eine Außenseitermeinung vertreten. Die Klima- experten bezeichnen sich auch nicht als Skeptiker, weil man die Tatsache, das sich das Klima seit Mrd. von Jahren auch ohne Zutun des Menschen perma-nent verändert, schlicht nicht leugnen kann. Wiss-enschaft muß aber ständig die Entwicklung im Auge behalten und hinterfragen. Das ist ihre Aufgabe, um Erkenntnisse zu gewinnen. Und so wurden auch die Studienergebnisse des nicht-wissenschaftlichen Welt- klimarates unter die Lupe genommen und zahlreiche Fragwürdigkeiten hinsichtlich des Datenmaterials , der statistischen Methodik und der politischen Einfluss-nahme auf die Ergebnisse aufgedeckt. Davon wied-erum wollten die sog. Imfpgegner, Klimaapo-kalyptiker, die ständig „unsere Kinder“ auf den Lippen hatten und die Kommunisten, die mit ihrem riesigen Hammer und Sichel-Emblem aus längst verblichenen Zeiten vor der Profitwirtschaft warnten, nichts hören.
Dabei war der Grund für den Protest, der von der Humboldt-Universität Berlin organisiert wurde, ein durchaus ernst zu nehmender Protest gegen das Vor-dringen von sog. alternativen Fakten im Internet, in der Politik, in den neuen rechtskonservativen popu-listischen Kreisen (AfD, Besorgte Bürger, Pegida,) und teilweise auch in den etablierten Medien. Lügen und Falschinformationen als alternative Fakten zu bezeich- nen ist schon ein starkes Stück. Angefangen hatte da-mit die Pressesprecherin des neuen US-Präsidenten Donald Trump vor 2 Monaten. Daher gingen viele Wissenschaftler auf die Strasse, um für die Freiheit in der Wissenschaft, für Demokratie und für eine evi-denzbasierte und durchdachte wissenschaftliche Argumentation zu werben. Da die Universitäten bei Otto Normalverbraucher aber oft als abgehoben und weit entfernt von ihrem Alltag stehend erlebt werden, wird man diesen in dieser „postfaktischen“ Zeit wahr-scheinlich nur schwer überzeugen können. Da haben es die Populisten und Verschwörungstheoretiker mit ihren Falschinformationen sowie Ängste und Vorur-teile schüren sicherlich viel leichter.
Von all dem Durch-und Nebeneinander von Fakten-leugnern und Verdrehern , „besorgten“ Bürgern, Gen-technik-und Impfgegnern, Studenten, Kommunisten und richtigen Wissenschaftlern ließ sich der Vizepräsi-dent der Berliner Humboldt-Universität nicht irritier-en. Er erinnerte an die universalen Leitideen der Brü-der Humboldt und machte deutlich, das es zu Fakten keine Alternative geben kann. Alle Wissenschaftler seien aufgerufen, den freien Diskurs, der Widerspruch zulässt und nicht von der Politik für fragwürdige Re-formen vereinnahmt werden dürfe, unbedingt zu ver-teidigen. Er wandte sich mit diesem Hinweis an die Politik, die derzeit dabei wäre, zahlreichen Fächern an den Universitäten aus fiskalischen Gründen die Geld-mittel zu streichen. Dies gelte auch für die stiefmütt-erlich behandelte und dennoch notwendige Grund-lagenforschung. In Hamburg freute sich Uni-Präsident Dieter Lenzen über die grosse Teilnehmerzahl. Sie zeige, so Lenzen, das sich viele Menschen für die Wissenschaft engagieren und sich Sorgen machen, da sie die Wissenschaftsfreiheit durch die jüngsten Ent-wicklungen in Polen, in den USA und in der Türkei als bedroht ansehen würden.
In Deutschland gingen beim Marsch für die Wiss-enschaftlichkeit und gegen Realitätsverdrehung rd. 37.000 Menschen in 22 Städten auf die Strasse. Weltweit gingen an über 600 Orten Menschen auf die Strasse, um deutlich zu machen, das es nicht egal ist, ob jemand gesichertes und wissenschaftlich be-gründetes Wissen vorträgt oder nur seine persönliche Meinung.
Quellenhinweise:
FAZ vom 03.05.2017; Cicero vom 01.05.2017; West-fälische Nachrichten vom 19.04.2017; Die Zeit vom 20.03.2017; 10. Klima-und Energiekonferenz Berlin 2017, in: Jahrbuch für Energiepolitik und Montankultur, Revierkohle (Jrsg.), Hamburg 2017; Hamburger Abendblatt vom 24.04.2017 und RK-Redaktion vom 05.05.2017
Fotos: oben: christophkadur, fotolia-Kauf; unten rechts: Humboldt Universität Berlin, Ischias88, wiki-media commons; unten links: protestierende Studenten peshkova, fotolia-Kauf mit Eigenänderung