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Netzbetreiber verhinderten im Januar einen Blackout

Windkraftausbau und Kraftwerkstilllegungen gefährden die Versorgungssicherheit

Kerzen im Dunklen
Das Bundesamt für Katastrophenschutz rät schon seit jahren dazu, für einen möglichen Stromausfall vorzusorgen

Wie gefährlich die Situation bei den Netzbetreibern in Deutschland ist, hatten wir in mehreren Beiträgen analysiert. (zuletzt >hier) Durch die Zunahme der sog. Redispatch-Maßnahmen (händische Notbewirtschaftung)  auf mittlerweile über 7000 Eingriffe im Jahr besteht die reale Gefahr, dass durch Erhöhung volativer Strom-einspeisungen die für die Grundlast zuständigen Kraftwerke diese Schwankungen in Zukunft möglicherweise nicht mehr rechtzeitig ausgleichen können. Das wäre dann der Blackout.  

Einen solchen Beinahe-Blackout hat es Anfang Januar im Um-spannwerk Ernestinovo in Kroatien gegeben. Eine Kupplung zwischen zwei Stromschienen öffnete sich plötzlich automatisch. Zwei 400-Kilovolt-Leitungen, die Strom vom Balkan nach Mittel-europa liefern, wurden damit unterbrochen.

Der Strom suchte sich neue Wege und überlastete andere Leitungen. Daraufhin reagierten automatische Schutzschalter und trennten die Verbindungen nach Serbien, Rumänien und Kroatien. Eine Minute später brach der riesige Verbund des europäischen Übertragungsnetzes in zwei Teile auseinander. 

Im Nordwesten fehlte plötzlich die Leistung von 7 Großkraftwerken. Großabnehmern wurde daraufhin der Strom abgestellt. Am 8.1.2021 gelang es den Ingenieuren und Technikern, die beiden Teilnetze zu beruhigen und wieder zu synchronisieren.  

Risiko Windkraftanlagen

Risiko Öko-Strom die Stromversorgung ist massiv gefährdet

Und das behaupten nicht nur wir seit Jahren, sondern auch die viele Fachleute. So warnte kürzlich der Leiter der Akademie Bergstrasse für Ressourcen-,Demokratie-und Friedensforschung, Henrik Paulitz, in der Zeitschrift Telepolis vor einem Blackout und damit vor einem länger anhaltenden Zusammenbruch der Strom-netze aufgrund volativer Energieeinspeisungen. Das Szenario ist durchaus realistisch, wenn man bedenkt, dass die Bundesregier-ung ohne Not beschlossen hat, alle Kraftwerkskapazitäten bis 2038 auf Null herunter zu fahren. Was dann drohen könnte, hat die Bundesregierung vom Büro für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag bereits 2011 abschätzen lassen. Menschen dehydrieren, bleiben bei der Bahnfahrt auf der Strecke liegen, die Wasserinfrastruktur funktioniert nicht mehr, Polizei und Feuerwehr sind nicht mehr erreichbar. Menschen sterben auf dem OP-Tisch. Die Kühlung lebenswichtiger Medikamente und Lebensmittel ist nicht mehr möglich. Die Gewaltkriminalität nimmt zu.

Dieses Horrorszenario kann schnell Wirklichkeit werden, wenn die Bundesregierung stur an ihrer Energiewendepolitik festhält. Denn Deutschland braucht für eine zuverlässige Stromerzeugung rd. 80 Gigawatt an Leistung pro Tag. Wind und Sonne liefern aber häufig weniger als 10 Gigawatt. Gelegentlich sogar nur 1 Gigawatt.

Die untenstehende Grafik des Lastgangs vom Januar 2021 zeigt die Lücke deutlich. Die braun schaffrierte Fläche zeigt den Bedarf an, die blauen Kurven zeigen die gelieferte Windenergieeinspeisung und die gelben Zacken die eingespeiste Solarstrommengen an. Bisher konnte die Lücke, die fast jeden Monat auftritt, durch die Grundlastkraftwerke sekudengenau ausgeglichen werden. Und ge-nau diese Faktum solll es in Zukunft nicht mehr geben.

Gute Nacht, Deutschland. Siehe unten.

Lastgangkurve für Januar 2021 - Quelle: Netzbetreiber Entso-E, Grafik: Rolf Schuster

Ob 100 neue Gaskraftwerke diese Lücke künftig schließen können, bleibt abzuwarten. Denn erstens sind Gaskraftwerke ausgelegt auf Spitzenlastausgleich und zweitens ist der Gaspreis mit rd. 12 Ct. dreimal so teuer wie Strom aus Braunkohle mit derzeit rd. 3,5 Ct je kWh. Hinzu kommt, das derzeit kaum ein Investor bereit ist, das Risiko für ein neues Gaskraftwerk einzugehen. Denn die Umwelt-gesetzgebung sorgt dafür, dass die Gaskraftwerke am Markt immer mehr unter Druck geraten. Außerdem benötigt man für den Bau und die Planung eine lange Vorlaufzeit. Hinzu muß man mit einer langen Genehmigungsprozedur bei den zuständigen Behörden rechnen.

Weil das offensichtlich auch die Bundesregierung so sieht, hat sie vorsorglich schon einmal den Entwurf eines „Steuerbare-Verbrauchseinrichtungen-Gesetz“ vorgelegt. Man könnte es auch genau so gut „Stromabschaltegesetz“ nennen, welches zunächst wieder in der Schreibtischschublade von Herrn Minister Altmeier verschwunden ist. Dort wird umunwunden von einer Strom-mangelwirtschaft in Zukunft ausgegangen. Ständige Strom-abschaltungen in Strassen oder Ortschaften oder bei einzelnen Verbrauchern wie z.B. Stromladestationen, Wärmepumpen im Keller sollen die Regel werden. Zunächst nur für zwei Stündchen, später vielleicht mehr. Und damit nicht immer die gleichen Leute das nachsehen haben, soll es reihum gehen.

Super Idee. Aber irgendwie auch notwendig. Denn wenn Öko-Strom nur stundenweise zur Verfügung steht und Kraftwerke nicht mehr da sind, dann muß man den Strom natürlich irgendwie rationieren. Aber soviel Verzicht muß uns die Klimarettung doch wert sein, oder etwa nicht ?

Wie ein schlechter Treppenwitz mutet da der Vorschlag von den Fachleuten des Akademieprojekts ESYS (Energiesysteme der Zukunft) an, wenn diese empfehlen, man solle die Möglichkeiten des Smart Grid (intelligentes Stromnetz) nutzen, um die Verbraucher und Verbraucherinnen mit Hilfe einer finanziellen Unterstützung zu animieren, verkraftbare Pausen hinzunehmen.

Quellenhinweise:

Spektrum vom 05.02.2021; Übertragungs-netzbetreiber verhindern Blackout, in: Informationen und Meinungen, DEBRIV-Pressemitteilungen (Hrsg.) Nr.1/2021; Eike.de vom 29.01.2021 sowie RK-Redaktion vom 18.02.2021

Fotonachweise:

Header: pixabay.com. künstlerische Ver-änderung: Revierkohle; links darunter: Kerzen bei Nacht: Boyan Chen, pixa-bay.com; ganz unten: pixabay.com

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