Blendgranate oder tatsächlich der Beginn einer neuen Ära ?
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier kommt ins Schwärmen, wenn er von der Wasserstoffoffensive der Bundesregierung vor den Kameras der Medien spricht.
Von Weichenstellung in der Energiewende ist die Rede, von Erreichung der Klimaziele, Technologieführerschaft Made in Germany, das Wasserstoffauto als Chance und der-gleichen Phrasen mehr.
Ähnliche Phrasen hören wir seit 2000 bis heute, wenn es darum geht, die milliarden-schweren Subventionen für den Ausbau der unsinnigen Windkraftanlagen zu rechtfertig-en. Zur Stromversorgungssicherheit oder gar zur Absenkung von CO2-Emissionen haben sie jedenfalls bis heute so gut wie nichts beigetragen. Dafür sind aber die Strom-kosten von 14 Ct in 2000 auf 31,7 Ct. je kWh in 2020 gestiegen.
Die Unternehmen wittern Morgenluft ob der in Aussicht gestellten milliardenschweren Fördermittel, die für die flächendeckende Versorgung mit Wasserstofftankstellen, Elektrolyseure, Tankwagen, Pipelines, Druck-behältern, Speichermedien, neuen Gaskraft-werken und einer neuen Infrastruktur be-nötigt wird, um die Kohle endgültig ersetzen zu können.
Schon forderte einer der ersten Subventions-einstreicher deutlichere und klarere Weich-enstellungen, damit man sich auch plan-erisch rechtzeitig auf den Geldsegen ein-stellen kann. So z.B. der Geschäftsführer der Steag-New-Energies GmbH, Thomas Billotet.
Und sogleich blies auch Andreas Haller von der Fa. Quantro AG in Halle ins gleiche Horn, als er vor der Kamera forderte, das die Förd-erungshöhe präzisiert werden sollte und das man bei der Förderung nicht wieder durch die Bürokratie ausgebremst werden dürfe. Deutschland muß in Sachen Wasserstoff und Brennstoffzellentechnologie Vollgas geben, sekundierte Mercedes-Benz-Manager Andreas Gorbach. Warum ist klar.
In Fachkreisen munkelt man von 80 % Über-nahme aller Entwicklungskosten durch den Bund für die Einführung von wasserstoffge-triebenen Fahrzeugen, die Herstellung von Wasserstoff mit Hilfe regenerativer Energie-träger und auch als wichtiger Baustein für die sog. Sektorenkopplung im Bereich der Netzversorgung.
Bevor wir die Frage beantworten, ob Wass-erstoff tatsächlich das Zeug hat, „der“ Energieträger der Zukunft werden zu können, möchten wir zunächst deutlich machen, in welch gigantischen Dimensionen die Bundesregierung denkt und welche Folgen das haben wird.
eDas sog. Kopernikus-P2X-Projekt des Bund-esministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die Wasserstofftechnologie bereits seit Jahren. Jetzt soll aber noch-mals richtig Gas gegeben werden. Dafür investiert das BMBF bis 2021 180 Mio. EUR. Diese Innovationsförderung soll darüber hinaus stärker mit der Energie-politik verzahnt werden, damit dem grünen Wasserstoff die Zukunft gehört. Die dazu notwendigen Technologien will man bis 2030 mit weiteren 9 Mrd. EUR unterstützen. Und dabei reden wir hier nur von Geldern für die Erforschung.
Die konkrete Anwendung und flächen-deckende Umsetzung wird wahrscheinlich mehr als das doppelte der derzeitigen Kosten für die erneuerbaren Energien in Höhe von 90 Mrd. EUR in 2019 dem Steuer-zahler kosten. Das sollte uns die Rettung des Klimas aber wert sein, oder etwa nicht ?
Wir melden erneut vorsichtige Zweifel an.
Planungsziel 2030
10 % H2O aus
ÖKOSTROM
Die nationale Wasserstoffstrategie der Bundesregierung sieht vor, dass der Anteil am Gesamtenergiemix bei Wasserstoff im Jahre 2030 auf mehr als 10 % gesteigert werden soll. Und der dafür notwendige Strom soll ausschließlich über regenerative Energieträger gewonnen werden. Den Bedarf schätzt die Bundesregierung auf rd. 110 Mrd. kWh pro Jahr ein.
Kein Wunder, dass bei solch ambitionierten Zielen auch die Länder und Gemeinden vom Kuchen etwas abhaben wollen. So plant Hamburg z.B. eine Wasserstoffprodutkionsanlage auf dem Gelände des hochmodernen Steinkohlenkraftwerks in HH-Moorburg. Aber auch die Stadt Gelsenkirchen würde sich gerne als Schrittmacher sehen und plant eine Anlage auf dem Gelände des Steinkohlenkraftwerks in Gelsenkirchen-Scholven, welches praktischer Weise gleich neben einer gigantischen Raffinerie liegt. Hier sieht OB Baranowski die größten Chancen für einen Ausbau der Wasserstofftechnologie als Schlüssel-rohstoff der Zukunft.
Aber auch Bosch, Mercedes und BMW wollen sich verstärkt die Nutzung von Wasserstoff mit Hilfe der Brennstoffzelle zu eigen machen. Alle Unternehmen arbeiten an der Weiterentwicklung sowohl von mobilen als auch stationären Brennstoffzellen. Das US-Start-up-Unternehmen Nikola will in Ulm mit dem LKW-Hersteller IVECO Wasserstoff-Trucks mit Bosch-Brennstoffzellen bauen, die eine Reichweite von mehr als 400 km haben sollen. Bosch erwartet, das sich der neue Markt bis 2030 auf rd. 20 Mrd. EUR entwickeln wird.
Betont wird bei all diesen Bemühungen in der Öffentlichkeit stets, dass es um den Sprung in das CO2-neutrale Zeitalter geht, welches den verabschiedeten Pariser Klimazielen gerecht wird.
Klimaexperten werden dieses Argument wahrscheinlich nicht mehr hören können, weil es völlig belanglos ist, ob wir 2,08 % CO2-Emissionen pro Jahr weniger oder mehr in die Atmosphäre pusten. Und auch die These von der menschengemachten Klimaerwärm-ung konnte bis heute wissenschaftlich nicht belegt werden. Auch wenn von den Medien, den Grünen, Greenpace, Attac, FFF Extension Rebellion u.a. ständig das Gegenteil behauptet wird. Das Klima ändert sich insofern auch ohne unser zutun stets und ständig.
Mehr Ehrlichkeit wäre also in dieser Diskussion zielführender. Es geht um den anerkennenswerten Versuch, langfristig den Anteil fossiler Energieträger zu reduzieren. Das ist nicht schlecht, weil diese Energieträger kostbar sind und nicht ewig zur Verfügung stehen werden. Und je schneller die Zahl der Menschen auf der Welt steigt, um so mehr Rohstoffe werden auch verbraucht. Also ist es richtig, nach Alternativen Ausschau zu halten.
Leider wird der Erfolg bei der Vermarktung von Wasserstoff aus regenerativen Energieträgern naturgemäß aber nur sehr sehr bescheiden ausfallen. Und das liegt in der Natur der mehrmaligen Umwandlungsstufen, die notwendig sind, um aus Wasser, Wasserstoff und Sauerstoff und dann wieder mit Hilfe von Wasserstoff über eine Brennstoffzelle Strom und Wasser zu erzeugen.
Dann ist Wasserstoff auch noch hochexplosiv und muß daher beim Transport auf -252 Grad Celsius heruntergekühlt werden. Allein durch die Umwandlung von Wasser in Wasserstoff mit Hilfe eines Elektrolyseurs und dem dazugehörden Druckspeicher wird jede Menge Strom benötigt. Bisher hauptsächlich fossiler Strom, weil Windkraft meistens nicht bedarfsgerecht zur Verfügung steht.
Bis der Wasserstoff im brennstoffzellenbetriebenen Auto oder LKW der Zukunft landet, sind rd. 80 % der eingesetzten Energie wieder verloren gegangen. Und wenn das Auto dann noch 9 Tage unge-nutzt herumstehen sollte, gehen noch einmal 10 % des Wasser-stoffs durch Verflüchtigung verloren.
Und diese Umwandlungsverluste werden sich technikbedingt auch in Zukunft kaum vermeiden lassen. Den Unternehmen, die sich an der Entwicklung und Vermarktung von Wasserstofftechnologien mit Hilfe von Staatsknete demnächst schon wieder dumm und dämlich verdienen werden, kann es egal sein. Denn solange alternative Energietechniken hochsubventioniert und EEG-befreit gefördert werden, solange haben alle Akteure Planungssicherheit. Der/die Gelackmeierte wird wohl wieder der/die Steuerzahler/in sein.
Also: Augen auf beim Autokauf und fallen Sie nicht auf staatliche Prämien herein. Wasserstoff rechnet sich nicht ! Egal, wie Sie das betrachten.
Quellenhinweise:
Blach, Bernhard: Wasserstoff – eine Alter-native zur Kohle ?, in: Jahrbuch für Ener-giepolitik und Montankultur, Revierkohle (Hrsg.), Hamburg 2019, S. 120 ff; WAZ vom 12.06.2020; Süddeutsche Zeitung vom 30.06.2020; Deutsche-Verkehrs-Zeit-ung vom 05.11.2019; Handelsblatt vom 28.05.2020 und 04.06.2020; N.N.: Warten auf die Wasserstoffstrategie, ARD-Tages-schau vom 25.04.2020; ARD-Plus-Minus-Sendung vom 15.07.2020; Messenger.ch vom 04.05.2020 sowie RK-Redaktion vom 17.07.2020