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Doch die Einsicht der Regierung hat eine Vorge- schichte. Im August 2015 suchte eine längere Hitze- welle Polen heim. In der Folge sanken die Wasserpeg- elstände in Seen und Flüssen, an denen üblicher- weise auch Kraftwerke gebaut wurden, um diese mit Wasser zu kühlen. Wegen des niedrigen Wasser-standes mußten etliche Kraftwerke abgschaltet wer- den, was aufgrund des abgeschotteten polnischen Stromnetzes zu erheblichen Problemen in der Strom-versorgung führte. Gleichzeitig mußten aufgrund technischer Probleme weitere Kraftwerke abgeschalt- et werden, so das die Regierung sich gezwungen sah, den Stromverbrauch für Industriekunden temporär einzuschränken.
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Zwar hat sich auch Polen im Rahmen eines EU-Man- dats verpflichtet, den Anteil regenerativer Energie-träger bis 2020 auf 15 % zu erhöhen. doch die neue Regierung ist wild entschlossen, der Kohle wieder den Vorrang in der Energieversorgung einzuräumen, weil die Kohle die einzige verlässliche Energiequelle ist, auf die die polnische Wirtschaft angewiesen ist. Das ist auch nicht weiter verwunderlich für ein Land, das seine Energie zu rd. 85 % aus Stein-und Braunkohle bezieht und mit 35 Mrd. T SKE die größt- en Braunkohlevorkommen in Europa besitzt.
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Die Regierung sah sich aber noch durch eine weitere Entwicklung durch die Vorgängerregierung in der Zwickmühle. Diese hatte aufgrund von massiven Ver- lusten in Höhe von 400 Mio. EUR die Schließung von vier weiteren Zechen des Kohlekonzerns Kompania Weglowa A.G. verfügt. Der anhaltende Preisverfall an den Spotmärkten aufgrund der subventionierten re- generativen Energieträger, gepaart mit dem Glauben, das die Bevölkerung die Energiewende wünscht, gaben der Regierung scheinbar recht. Ähnlich wie in Deutschland. Doch die Regierung hatte die Kampfbe- reitschaft der Bergleute unterschätzt. Schon einen Tag später streikten Tausende von Bergleuten auf den Schachtanlagen Pokoj, Brzeszcze, Bobrek-Centrum und Sosnica-Makoszowy. Organisiert vom Streikkomi- tee MKPS der Region Schlesien/Dabrowa, welches schon in 2012 einen Generalstreik erfolgreich zustan- de gebracht hatte. Und Gott sei dank änderte sich auch die Haltung der Bevölkerung zu Gunsten der Bergleute. 68 % empfanden die Forderungen der Kumpels plötzlich wieder als richtig.
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130.000 Bergleute können seitdem wieder etwas aufatmen. Ihre Zukunft scheint sich zu verbessern, da die neue Regierung erstmalig Zweifel an der Energiewende hegt und weil sie die Versorgungssicherheit durch die Zunahme von Windkraft-und Photovoltaikanlagen ernsthaft bedroht sieht. Ende Juni 2016 unertzeichnete der polnische Präsident Jaroslaw Kaczynski (PIT) daher ein Gesetz, welches den Bau von Windparks in der Nähe von Nationalparks und Wohngebieten verbietet. Außerdem sind die Betreiber künftig verpflichtet, ihre Anlagen alle zwei Jahre zu reparieren und zu modernisieren. Um die von der EU geforderte regenerative Leistungserhöhung auf 15 % bis 2020 dennoch zu erfüllen, wird Polen wahrscheinlich auf Biomasse und Biogas setzen.
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Um die hohe Abhängigkeit von russischer Kohle zu re- duzieren, will die polnische Regierung in den nächsten Jahren mindestens 25 Mrd. EUR zur Unterstützung der heimischen Kohleindustrie und zur Erneuerung von Kraftwerken investieren. Kritiker wenden ein, das die Kohleindustrie aufgrund der dauernden Subventionen eh nicht überlebensfähig sei. Es ist zwar richtig, das der polnische Staat in den letzten 25 Jahren rd. 23 Mrd. Sloty aus dem öffentlichen Haushalt an die z.T. nicht rentabel arbeitende Kohleindustrie abgeführt hat, in der gleichen Zeit haben die Kohlekonzerne ab- er 200 Mrd. Sloty an Steuern an den Staat bezahlt. Der neue pol. Energieminister, Krzysztof Tchorzewski, ist davon überzeugt, das man den Kohleabbau in Polen günstiger machen kann, in dem man in Zukunft stärk- er die Kohlereviere in Süd-und Ostpolen ausbaut, da dort die kohleführenden Schichten stärker zu Tage streichen als im traditionellen Kohlerevier Oberschle- sien, wo sich die Kohle in bis zu 2000 Meter Tiefe befindet und daher höhere Produktionskosten verur- sacht.
Quellenhinweise:
Patel, Sonal: Polen meidet Wind und verdoppelt die Subventionen in zuverlässige Kohleenergie zur Sich- erung seiner Zukunft, in: Eike-klima-energie.eu vom 1.08.2016; N.N. Polen investiert Milliarden in Kohle- kraftwerke, GTAI Germay Trade & Invest (Hrsg.) vom 5.3.2104; Mattern, Jens: Polen baut (noch mehr) auf Kohle , in: Telepolis, in: Heise.de/tp vom 25.11.2015; Welt N24 vom 30.07.2013; Sozialistische Zetung, sozonline vom 01.03.2015; Ancygier, Andrzej u.a.: Die polnische Energie-und Klimapolitik in der Verantwort- ung von PiS, in: Polen-Analysen Nr. 175 vom 2.2.2016 sowie RK-Redaktion vom 22.1.2017
Fotos: oben rechts: ARD-Tagesschau; Mitte: polnische Bergarbeiterparade, silar, wikimedia-commons, unten rechts: Silesia-Museumszeche in Katowice, Poland, Artur Henryk, fotolia-Kauf
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Wegen der sinkenden Kohlenpreise wurde in den letzten Jahren der Ausbau von neuen Kohlekraftwerk- en in Polen stark zurückgefahren. Viele der Anlagen sind mehr als 26 Jahre alt. Zwischen 2017 und 2019 will die Regierung nun endlich neue Kraftwerke in Opo le, Kozienice und Jaworzno zwischen 900 MW und 1,8 GW-Leistung errichten. Zbigniew Stopa, der Besitzer und gelernter Bergmann der floriernden Zeche Bog- danka, die zwischen Lublin und der Grenze zur Uk- raine im Südosten von Polen liegt, sieht diese Ent- wicklung positiv. Sein Steinkohlenbergwerk gehört zu den profitabelsten Zechen im Land, weil die Flöze parallel zur Erdoberfläche verlaufen und weil dort Methangase nur selten auftreten. Und vor Schadens-ersatzansprüchen wegen verursachter Bergsenkungs-schäden braucht er sich auch nicht zu fürchten, da die Zeche in einem dünn besiedelten Gebiet liegt. Rund 4.500 Kumpels förderten allein in 2012 rd. 7,8 Mio T SKE aus 900 Metern Tiefe. Herr Stopa ist genau so wie wir davon überzeugt, das die Kohle eine Zukunft hat. Die Menschheit wächst und damit wächst auch der Hunger nach Wärme, Strom und Energie. Der Ver- brauch wird daher eher steigen als sinken, glaubt Stopa. Und Polen wird auch weiterhin die Kohle sub- ventionieren müssen, da das Land seine Unabhängig- keit von Russland bewahren möchte. Die Deutsche Energiewende kommt somit dem polnischen Bergbau paradoxer Weise zugute. Wir gönnen es den Polen.
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