Schacht Franz soll in 2021 endgültig verfüllt werden
Chronologie eines langen Abschieds
Auch zwei Jahre nach dem Auslauf des Deutschen Steinkohlen-bergbaus fahren auf der stillgelegten Zeche Prosper-Haniel am Schacht Franz an der Fernewaldstrasse in Bottrop immer noch Bergleute unter Tage ein. Der Grund: es sind weitere Sicherungs-arbeiten erforderlich. Letztes Material muß noch aus der Grube geraubt werden und die immer noch aktiven Pumpen für die Grubenwasserhaltung müssen noch gewartet werden. Und solange drehen sich auch noch die gewaltigen Seilscheiben.
Aber damit soll im Laufe des Jahres 2021 Schluß sein. Denn die Firma Thyssen-Schachtbau verlegt zur Zeit über eine Strecke von 2.200 Meter große Rohre, in denen nach Abschaltung der unter-tägigen Kreiselpumpen das Grubenwasser zur ehemaligen Zeche Lohberg nach Dinslaken fließen wird.
Dort soll das Grubenwasser auf – 630 Meter NN steigen. Dafür braucht das Wasser einige Jahre. Bis 2036 wird unter dem Förder gerüst von Lohberg eine neue zentrale Grubenwasserhebeanlage entstehen. Diese wird das Grubenwasser mittels Hängepumpen-betrieb heben und in den Rhein verklappen.
Sobald diese letzten Arbeiten erledigt sind, wird der 1.235 tiefe Schacht verfüllt. Nach dem die PH-Schächte 2, 9 und 10 sowie Schacht Hünxe ebenfalls bereits verfüllt wurden, ist das Gruben-gebäude damit vollständig verschlossen. Aus Sicht der RAG werd-en damit alle Fördergerüste und Übertagegebäude überflüssig.
Derzeit beschäftigt die RAG noch 1238 Mitarbeiter. Wenn alle Rück-bauarbeiten erledigt sowie alle noch in Betrieb befindlichen unter-tägigen Pumpbetriebe abgestellt sind, werden es nur noch rd. 400 Mitarbeiter sein.
Diese werden die Ewigkeitsaufgaben fortsetzen. Hierzu gehört die Wartung und Reparatur der Hängepumpen auf den zukünftigen 6 Grubenwasserzechen ( bisher noch 11), die Sanierung von Altlasten auf ehemaligen Kokereiflächen (befristet), die Sicherung von Alt-schächten (befristet), die Poldermaßnahmen, die Grundwasser-reinigung sowie die Überwachung der Grubenwässer in allen ehemaligen Revieren rund um die Uhr in der neuen Grubenwasser-leitwarte auf der ehem. Schachtanlage Pluto in Herne.
Nachbergbau - machen Sie mit !
Landmarke und Leuchtturm SCHACHT FRANZ Muss kulturdenkmal werden
Das Fördergerüst über Schacht Franz des zum 31.12.2018 stillgelegten letzten Bergwerks im Revier steht symbolisch für eine lange Bergbaugeschichte, für Wachstum und Wohlstand. Es steht aber auch für über 115 Jahre gelebter Solidarität über und unter Tage, für Integration und enormer Leistung vieler Bergleute. Diese Leistung hatte auch Bundespräsi-dent Frank-Walter Steinmeier bei der Abschiedsfeier im Dez. 2018 besonders gewürdigt. Sie darf daher nicht in Vergessenheit geraten. Helfen Sie mit, dass das auch in Zukunft so bleibt.
Sowohl die CDU als auch die SPD-Fraktion im Rat der Stadt Bottrop haben uns gegenüber erklärt und be-schlossen, dass das Fördergerüst erhalten werden soll. Doch bis der Rat der Stadt einen entsprechenden Beschluss fasst und das Fördergerüst unter vorläufig-en Schutz stellt, ist es noch ein langer Weg. Und bis das Fördergerüst dann unter tatsächlichen Denkmal-schutz gestellt werden kann, ein noch längerer Weg.
Damit das Fördergerüst unter Denkmalschutz gestellt werden kann, muß nach dem Denkmalschutzgesetz ein öffentliches Interesse an der Erhaltung bestehen.
wir bitten Sie daher:
erklären Sie uns gegenüber per e-Mail oder auf dem Postweg, dass Sie für die Erhaltung des Streben-gerüstes sind. Soweit Bottrop Ihre Heimat ist, gehört Schacht Franz auch zu Ihrer Geschichte.
Die Historische Gesellschaft Bottrop unterstützt unser Anliegen ebenso wie der Förderverein Schacht 3 des ehem. Bergwerks Ewald-Fortsetzung in Oer-Erkenschwick. Auch würden wir uns freuen, wenn Sie uns Vorschläge zur Folgenutzung unterbreiten würd-en. Die besten Ideen werden wir dann veröffentlichen und der Stiftung Industriedenkmal und Geschichts-kultur NRW vorlegen. Die Stiftung entscheidet mit darüber, ob das Fördergerüst unter Denkmalschutz gestellt wird.
Für Ihre Unterstützung sagen wir schon heute von ganzem Herzen „Danke! „
Quellenhinweise:
Lokalkompass.de vom 04.12.2020; Ruhr-Nachrichten vom 04.01.2021; N.N.: Konzept zur langfristigen Optimierung der Grubenwasserhaltung der RAG AG für NRW, RAG (Hrsg.), Herne 2014; N.N.: Grubenwasserhaltung, Poldermaßnahmen und Grundwasserreinigung im Ruhrgebiet, RAG AG (Hrsg.), Herne 2016; Thyssen-Schachtbau.de; Dr. Ing. Axel Weißenborn; Pressemitteilung der RAG AG vom 04.01. 2021 sowie RK-Redaktion vom 09.01.2021
Fotonachweise:
ganz oben links: RAG
links darunter: im Streb: pixabay.com; darunter: Ruhrkohle-Chor; darunter: Schacht 9: Revierkohle; darunter: Revier-kohle; darunter: Abriss Aufbereitung: RAG; ganz unten: Drohnenflug, youtube-Video