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Grubenwasserzeche Robert Müser in Bochum, Schacht Arnold, Foto: RAG-Youtube-Screenshot

Anfang Juli 2024 übergab die RAG  dem Landtag in NRW ein aktualisiertes Grubenwasserkonzept.  Diese Expertise muß dem Landtag per Gesetz alle 2 Jahre vorgelegt werden. Das dient u.a. dem Nachweis, das die Wasserverträglichkeitsauflagen eingehalten werden und die Grubenwasserhebung und Aufbereitung stets nach dem neuesten technischen Stand und den wissenschaftlichen Erkenntnissen erfolgt. Das ist notwendig, da das schwefelhaltige Grubenwasser wegen den zahlreichen Verunreinigungen mit Schwebstoffen und Mineralien nicht mit dem Grundwasser in Berührung kommen darf. 

Das neue Grubenwasserkonzept der RAG stößt stellenweise auf Kritik und wirft zahlreiche Fragen bezüglich der Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit auf. Die Pläne, das Grubenwasserniveau in ehemaligen Bergwerken deutlich anzuheben, um die Betriebskosten durch einen reduzierten Pumpbetrieb zu senken, sind umstritten und bergen potenzielle Risiken für die Umwelt. Das sieht die RAG naturgemäß allerdings anders.  

                        Kostensenkung versus Umweltgefahren

Die RAG betont die finanziellen Vorteile der Anhebung des Grubenwasserspiegels. Durch die Reduktion des energieintensiven Pumpbetriebs könnten erhebliche Kosten eingespart werden. Immerhin zahlte die RAG-Stiftung allein für die Grubenwasserhaltung 266 Mio. Euro in 2023. (>siehe unser Beitrag) So ist z.B. geplant, das Grubenwasserhebungsniveau auf der ehemaligen Schachtanlage Haus Aden in Bergkamen auf – 380 mm NHN ansteigen zu lassen.  Dieser wirtschaftliche Aspekt ist verständlich, zumal der Bergbau in Deutschland längst keine Einnahmen mehr generiert wie in früheren Zeiten. Doch die Frage bleibt: Um welchen Preis?

                       Gewässerverträglichkeit und Schwebstoffe

Ein zentraler Kritikpunkt betrifft die Gewässerverträglichkeit des angehobenen Grubenwassers. Grubenwasser enthält zahlreiche Schwebstoffe und Verunreinigungen, die in die umliegenden Gewässer gelangen können. Diese Schwebstoffe können aus verschiedenen Mineralien, Schwermetallen und chemischen Rückständen bestehen, die während des Bergbaubetriebs ins Wasser gelangten. Gelangen diese Stoffe in die natürlichen Wasserkreisläufe, könnten sie erhebliche Schäden anrichten.

Fische und andere Wasserlebewesen sind besonders anfällig für Veränderungen der Wasserqualität. Selbst geringe Mengen an Schwermetallen können toxisch wirken und das Ökosystem nachhaltig schädigen. Zudem könnte die Wassertrübung durch die Schwebstoffe die Lichtdurchlässigkeit reduzieren, was das Wachstum von Wasserpflanzen beeinträchtigt und die Nahrungskette stört. Die RAG hält dagegen und argumentiert, das durch das Anheben des Grubenwassers eine viel geringere Mineralisation stattfindet und das die PCB-Schwebstoffe durch die Anhebung in der Tiefe verbleiben und kaum noch messbar wären. 

 

rechtliche und gesellschaftliche VERANTWORTUNG

Es stellt sich dabei nicht die Frage, ob die RAG alle rechtlichen und ökologischen Standards einhält. Das tut das ehemalige Bergbauuntenrehmen. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie und nationale Umweltgesetze verlangen, dass jede Einleitung von Schadstoffen in Gewässer streng kontrolliert und minimiert wird. Die geplanten zukünftigen Maßnahmen der RAG müssen allerdings auf ihre Konformität mit diesen Regelungen geprüft werden. 

Die RAG argumentiert, das vor allem die PCB-haltigen Schwebstoffe durch die Anhebung des Grubenwasserniveaus so weit ausgedünnt werden, das diese keine Belastungen für die Umwelt mehr darstellen. Auch würde man das Grubenwasser an belasteten Standorten aufwendig reinigen.  So z.B. auf der noch im Bau befindlichen Grubenwasseraufbereitunge Gravenhorst in Ibbenbüren.  Allerdings weiß kein Mensch heute, wie sich das Gruben-wasser aufgrund tektonischer Veränderungen in Hundert Jahren verhalten wird. 

Die RAG hat zudem eine gesellschaftliche Verantwortung. Es ist unabdingbar, dass das Unternehmen offen und transparent über die potenziellen Risiken informiert und den Dialog mit den betroffenen Gemeinden sucht. Nur durch eine umfassende und transparente Kommunikation kann das Vertrauen der Öffentlichkeit erhalten werden.

Grubenwasserzeche Friedlicher Nachbar in Bochum-Linden, Foto: Youtube-Screenshot

Genau das würde man auch tun, so der ehemalige Mitarbeiter der Bezirksregierung  Arnsberg, Abteilung 6, Bergbau und Energie in NRW und heutiger RAG- Genehmigungsmanager, Werner Grigo. Wir hatten allerdings schon vor einigen Jahren auf den möglichen Interessenkonflikt des Seitenwechsels  von Herrn Grigo hingewiesen. 

Zu Gunsten der RAG muß allerdings auch betont werden, das die Anhebung des Grubenwasserniveaus nicht an allen Standorten vorgenommen wird. So ist z.B. die Grubenwasserhebung auf der Grubenwasserzeche Heinrich 3 in Essen-Überruhr derzeit nicht notwendig, weil das derzeitige Hebungsniveau die gewässerverträglichste Variante darstellt. Aus diesem Grund hat man vor 3 Jahren die unterirdische Wasserhaltung erneuert und die  Schachtstuhleinbauten ertüchtigt.

An den weiteren Grubenwasserstandorten Lohberg in Dinslaken. Friedlicher Nachbar in Bochum, Robert Müser in Bochum-Linden und Haus Aden in Bergkamen wird man dagegen bis 2030 den untertägigen Pumpbetrieb auf übertägigen Hängepumpenbetrieb umstellen. Auf  Walsum in Duisburg wurde die Umstellung auf Hängepumpenbetrieb bereits in 2014 vorgenommen.  Jährlich werden rd. 70 Mio. Liter Grubenwasser abgepumpt. Darüber hatten wir bereits mehrmals ausführlich berichtet. 

Durch die Verringerung der Standorte von 13 auf 6 und die Umstellung auf Hängepumpenbetrieb sollen zahlreiche Bach-und Flussläufe in NRW entlastet und renaturiert werden. Die Grubenwassereinleitung in die Lippe und in die Emscher wurde mittlerweile eingestellt.  

Am ehemaligen Zechenstandort Lohberg wird die größte Grubenwasserannahmezeche in 2030 entstehen. Dort fließt das Grubenwasser dann aus unteriridischen Rohren ehemaliger Zechen in leicht geneigter Weise nach Lohberg. Dort wird es dann gereinigt und zentral in den Rhein abgeleitet. Am Standort Anthrazit Ibbenbüren in Ibbenbüren  wird durch den Ausbau eines 7,5 km langen Grubenwasserkanals sowie einer Grubenwasseraufbereitungsanlage in Gravenhorst nicht mehr gepumpt, da das Grubenwasser ab 2027  drucklos weiter fließen kann. 

Die ehemalige zentrale unterirdische Grubenwasseraufbereitung Zollverein XII in Essen-Katernberg wurde in 2022 eingestellt. Der Schacht wurde 2023 teilverfüllt und zum Sicherungsstandort umgebaut. Soweit das Grubenwasser übertreten sollte, kann man diesen Standort rekativieren und Hängepumpen im verbliebenen Restschacht einhängen. Dafür wurden 3 Hüllrohre eingebaut. Das Grubenwasser würde im Ernstfall dann über eine überirdisch verlaufende Rohrleitung zum ehemaligen Förderberg Prosper-Haniel in Bottrop fließen. Von dort aus würde es dann weiter nach Lohberg verbracht werden. Und von dort aus in den Rhein verklappt werden. 

Diese Ewigkeitsaufgaben wurden 2007 im Erblastenvertrag geregelt. Die letzte Aktualisierung des Grubenwasserkonzeptes fand 2014 statt. Die Vorlagen von 2024 sind öffentlich einsehbar. 

Quellenhinweise: 

RAG-Pressemitteilung vom 05.07.2024, N.N.: Konzept zur langfristigen Optimierung der Grubenwasserhaltung der RAG für NRW, RAG (Hrsg.), Essen im Mai 2024; Landesverband Bergbau-Betroffener NRW (lvbb-nrw.de) vom 17.06.2024; Landtag NRW, 18. Wahlperiode, Vorlage 18/2689 zum RAG-Grubenwasserkonzept für den Unterausschuss Bergbausicherheit, Bericht des Ministeriums für die Sitzung am 20.09.2024 vom 17.06.2024;  Grubenwasseranstieg, Bezirksregierung Arnsberg (bra.nrw.de); dielinke-herne.de vom 12.08.2021 sowie RK-Redaktion vom 14.08.2024 

Fotonachweise: 

Header: Entwurf: Revierkohle, Fotos: RAG auf Youtube, Screenshot; unten links: Youtube-Screenshot, RAG-Videoclip; darunter links: Youtube-Screenshot  

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