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RAG: Schacht Lerche soll ebenfalls abgerissen werden

denkmalpflegerische Nutzung wird ausgeschlossen

in Berieb
außer Berieb

Erst soll Haus Aden 2 einem klobigen und funktionalem Gruben-wasserhebewerk weichen, dass sich an die neue „Wasserstadt“ Bergkamen anpasst und nun soll bis Ende 2020 auch der markante Förderturm über Schacht Lerche in Hamm-Pelkum der Abrissbirne zum Opfer fallen.

Was da in den letzten Jahren als denkmalwürdige Erinnerung an den Bergbau aus dem öffentlichen Gedächtnis gerissen wurde, geht auf keine Kuhhaut mehr. Und die wenigen, weiträumig aus-einanderliegenden erhaltenen Fördertürme, stehen mehr oder weniger einsam in der Landschaft herum. Für die späteren Generationen bleibt die Funktion und die Bedeutung unklar, weil der Funktionszusammenhang mit anderen Betriebsgebäuden oft fehlt. 

Es ist daher eine Schande, wie gleichgültig man mit der Bergbau-geschichte und seinen Hinterlassenschaften umgegangen ist und umgeht. Das ewige Todschlagargument „die Kosten“ kann doch nicht das Ende der Phantasiestange sein. Unsere  Bergleute haben wahrlich etwas Besseres verdient. Schließlich verdankt die Stadt Hamm sowohl ihre Existenz als auch ihren wirtschaftlichen Wohl-stand ausschließlich dem Bergwerk Heinrich-Robert (BW Ost).  Das sollten die Verantwortlichen der RAG, der Stadt und bei der Landesregierung von NRW  nicht vergessen. Rücksichtslosigkeit ist kein Ausdruck von Erfolg, sondern von Phantasielosigkeit und mangelndem Respekt.    

Rückblick

Inbetriebnahme Schacht Lerche

Als der ehem. 136 Tonnen schwere Förderturm Romberg, Schacht 7 des Bergwerks Königsborn in Werne-Langern nach dessen Schließung abgebaut und in Hamm-Pelkum als Schacht Lerche des Bergwerks Heinrich-Robert für 280 Mio. EUR als Wetter-, Material-und Seilfahrt-schacht wieder aufgebaut wurde und am 29.09.2002 in Betrieb ging, da schwärmte der damalige Finanzminister von NRW, Peer Stein-brück, noch überschwänglich von „einem Signal für die Zukunft des Bergbaus und des östlichen Ruhrgebiets.“ Und der damalige DSK-Chef Bernd Tönjes sekundierte mit den Worten,  das Schacht Lerche „ein wichtiger Schritt sei, um das Bergwerk Ost zukunftsfähig zu halten. So können nun mehr als 30 Mio. Tonnen hoch-wertige Kokskohle erschlossen werden.“

Hamms Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann und der Bezirksleiter der IGBCE, Norbert Römer, untermauerten den arbeits-marktpolitischen Effekt. Viele Besucher fuhren anschließend zu einer Grubenfahrt in den 1.300 Meter tiefen Schacht ein. 

Nach einer weiteren Teufung auf 1400 Meter diente der Schacht hauptsächlich der Frisch-wetterversorgung und für die Anfahrt von rd. 800 Bergleuten täglich. Die übertägige 20 Megawatt-Kälteanlage hatte eine Leistung, die rd. 26.000 Kühlschränken entsprach. Es war die größte Kälteanlage Europas.

ehemaliger Fördermaschinisten-Stand Schacht Lerche, Hamm-Pelkum

Das traurige Ende

Die letzte offizielle Seilfahrt am Schacht Lerche wurde von der Nachtschicht-Mannschaft am 14.Juli 2011 verfahren. Das Bergwerk Heinrich-Robert (BW Ost) wurde nach 109 Jahren am 30.09.2010 stillgelegt.

Von den einst 17 ehemaligen stolzen Fördertürmen sind nur die Anlagen Haus Aden 2, Sandbochum und Lerche übrig geblieben. Der Schacht Sandbochum wurde im Frühjahr 2013 und die Schächte der Hauptförderanlage Heinrich und Robert im Spätsommer 2013 verfüllt. Schacht Lerche wurde im August 2011 verfüllt.  

Die RAG-Tochter RAG Mining Solution hat sich um den Verkauf der Kälteanlage sowie der Fördermaschine erfolgreich bemüht. Der Verkauf des Fördergerüstes misslang, da kein Investor gefunden werden konnte. Nach den Schächten Franz und Humbert ist der Schacht Lerche der dritte ehemalige Schacht des Bergwerks Ost, welcher Ende 2020 abgerissen werden soll.

Nach gerade einmal 9 Jahren Laufzeit wird, wenn nicht noch ein Wunder geschieht, wird Schacht Lerche als das noch in 2002  größtes Zukunftsprojekt der DSK bezeichnete Bauwerk, nieder-gelegt und dann wohl auf kurzer oder lang in Vergessenheit geraten. Denn das Betriebsgelände soll bis 2022 ökologisch genutzt werden. Das wiederum wird aber wahrscheinlich Niemanden mehr interessieren.

Aufruf

Fordern Sie die Unter-schutzstellung von Schacht Lerche als Baudenkmal der Zeitgeschichte

Der markante Förderturm Schacht Lerche ist in seiner Golfschlägerform einzigartig und erinnert als letzter Zeitzeuge an den modernen Bergbau des 20. Jahrhunderts. Angestrahlt wirkt er insbesondere Nachts als weithin sichbare Landmarke mit hohem Wiedererkennungswert. Er ist insoweit ein Stück geronnene Hamm-Pelkumer Geschichte. Denn wenn man sich mit seiner Heimat identifiziert, dann geht das nicht ohne die bauliche Architektur. Erst sie ermöglicht zusammen mit Erinnerungen und Begegnungen eine Erinnerungskultur, die Verbundenheit in einer schnelllebigen Zeit schafft.

Das sieht auch der Gesetzgeber so. In § 2 des Denkmalschutzgesetzes von NRW werden Denkmäler als Sachen angesehen, an deren Erhaltung und Nutzung ein öffentliches Interesse besteht. Dies ist dann der Fall, wenn die Sache bedeutend für die Geschichte der Menschen, der Stadt oder für die Entwicklung der Arbeits-und Produktionsverhältnisse war. Für die Erhaltung müssen künstlerische, wissenschaftliche, volkskundliche oder städtebauliche Gründe vorliegen.

Schacht Lerche war ein bedeutsamer Standort des Bergwerks Ost und spiegelt die bergmännischen Arbeitsverhältnisse in der Stadt wieder. Das Bergwerk Ost hat der Stadt Hamm und seinen Bewohnern einen enormen wirtschaftlichen Wohlstand beschert. Städtebaulich passt sich der Förderturm mit seiner markanten Form an das Landschaftsbild an und steht somit auch als Beispiel für nachhaltiges bauen. Auf Lerche wurde der Umweltschutz groß geschrieben.

Soweit Sie weitere städtebauliche oder volkskundliche Gründe haben, die geeignet sind, Schacht Lerche nach § 4 DSchG unter vorläufigen Schutz zu stellen, dann schreiben Sie bitte umgehend an

Stadt Hamm

untere Denkmalschutzbehörde

Herrn Ludger Ackfeld

Gustav-Heinemann-Str. 10

59065 Hamm

e-Mail: ackfeld@stadt.hamm.de

und an das

Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau-und Gleichstellung

Abt. 5, Referat 515

Herrn Min.Rat Thomas Schürmann

Jürgensplatz 1

40219 Düsseldorf

e-Mail: denkmalpflege@mhkbg.nrw.de

 

Fotonachweise:

Headercollage: Revierkohle

links darunter: S Lerche-Zufahrt: rumhip-stern.de, rechts: Revierkohle 

rechts darunter: rumhipstern.de

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