eine europäische Geschichte
auf Zollverein
Kokerei zollverein, mischanlage
- Am 21. 12. 2018 wird in einer nicht-öffentlichen Betriebsfeier auf den beid-en letzten Schachtanlagen Prosper-Haniel in Bottrop und AnthrazitIbben-büren in Ibbenbüren mit der letzten Förderschicht Abschied vom Deutsch-en Steinkohlenbergbau genommen. Und zwar aus rein ideologischen Grün-den. Mit dem Ende der Kohleförderung geht nach über 200 Jahren nicht nur im Revier das Geleucht aus, sondern auch eine bedeutsame Industrie-epoche zu Ende, die Hunderttausenden von Menschen eine berufliche Per-spektive gab. Ob die digitale Zukunft, die unter dem Stichwort „Industrie 4.0“ in den Medien verhandelt wird, auch in Zukunft so vielen Menschen eine an-gemessene Vergütung und Perspektive bieten wird, bleibt abzuwarten. Die aktuelle Entwicklung gibt u. E. aber mehr Anlass zur Sorge als zur Hoffnung.
Denn viele Arbeitsplätze von Heute wird es Morgen nicht mehr geben. Auch fehlt es an dem einenden Band der Solidarität und der gemeinsam getragenen Tradition und die mit ihr verbundenen Werte. Der Pütt leistete aktive Integrationsarbeit zu einer Zeit (Anfang der 60er Jahre), da kannte man das Wört-chen noch gar nicht. Und er gab auch denen eine Chance, die auf dem heutigen Arbeits-markt überhaupt keine Chance mehr hätten. Die Zeche bildete den Mittelpunkt des Lebens. Man wurde „auf der Seilscheibe geboren“ ging in die Schule, wo die meisten Kinder aus Bergarbeiterfamilien stammten, verbrachte die Freizeit mit den Kumpels, half in der Sied-lung dem Nachbar, feierte gemeinsam und hatte die gleiche Knappschaftskranken-kasse. Und man war stolze auf seine Arbeit, weil man einen wichtigen Versorgungsbeit-rag leistete. Und die Menschen im Revier zollt-en den Bergleuten für diese enormen Leist-ungen daher Respekt und Anerkennung. Das alles wird bald der Vergangenheit angehör-en.
27. April bis 11. November 2018
In den beeindruckenden Räumen der ehemaligen Mischanlage auf der 1993 stillgelegten Kokerei Zollverein in Essen präsentiert das Ruhr-Museum in Koop-eration mit dem Deutschen Bergbau-Museum in Bochum eine faszinierende Zeitreise durch die verschiedenen Dimensionen, die im Zusammenhang mit der Kohle entstanden sind. Wir meinen, das es sich hier um einen hervorragenden Beitrag zur Erinner-ungskultur handelt. Aber auch die zahl-reichen anderen Ausstellungen, die in diesem Jahr zum Abschied von 17 Museen aufwendig gestaltet wurden, sollten nicht nur als wehmütige Homm-age an den Bergbau verstanden werd-en, sondern als Angebote, sich innerlich verstehend dem Thema zu nähern, weil man nur über das Herz und die Bauch-ebene versteht, was es heißt, wenn das Herz des Reviers Ende des Jahres auf-hört zu schlagen. Es ist eine Zesur. Ver-gleichbares ist nicht in Sicht.
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Ort: Zeche Zollverein XII, Areal C (Kokerei), Mischanlage (C70), Arendahls Wiese, 45141 Essen. Buchungen über Besucherdienst Ruhr-Museum: 0201 – 24681444
Fotos: Milch trinkender Bergmann: RAG-Archivfoto; Zeche Zollverein: Revierkohle; Mitte und unten: BW Walsum, Michael Hörning (Zurverfügungstellung für Revierkohle)