Industriedenkmalstiftung NRW investierte 3 Mio. EUR
Der 27.März 1997 war für die Mitarbeiter der Zeche Sophia-Jacoba in Hückelhoven ein rabenschwarzer Tag. Nach 83 Jahren wurde die letzte Kohle zu Tage gefördert.
Dabei zählte Sophia-Jacoba von 1960 bis 1997 zu den modernsten Steinkohlenzechen Europas. Noch 1991 wollte die Werksleitung weitere Strecken mit einem neuen Schacht zwischen Lövenich und Tenholt auffahren, weil sich dort bis heute noch rd. 150 Mio. T. hochwertige und unverritzte Anthrazit-Kohlenflöze mit einer Mächtigkeit von fast vier Metern befinden. Rechnet man die im West-Nordfeld nicht mehr geförderte Kohle von rd. 50 Mio. T hinzu, dann befinden sich noch gut 200 Mio. T. Edelanthrazit-Kohle in der Erde um Hückelhoven herum. Gefördert wurden bis 1997 rd. 80 Mio. T Kohle.
Die Politik jedoch, namentlich die FDP unter Herrn Jürgen Möllemann, forderten eine Ende der Kohlesubventionen. Dagegen und gegen die beabsichtigte Stilllegung protestierten die Bergleute 1990 und 1991 heftig. Aber es nutzte alles nichts. Der Aufsichtsrat der RAG beschloss am 11.11.1991 die Schließung der Zeche zum 30.Juni 1997.
3500 Bergleute wurden auf andere Zechen verlegt. SJ war die letzte Zeche im Aachener Revier. Dann kam der Deckel drauf. 211.537 Tonnen Sand und Zement füllten die Schächte nach den Raubarbeiten.
Die Übertageanlagen wurden anschließend bis auf Schacht 3 und das zecheneigene Fernwärmekraftwerk niedergelegt. Die unter Denkmalschutz stehende Verwalt-ung mußte wegen Bergschäden 2007 abgerissen werden. Die zum Bergwerk gehörende Steinkohlenbrikettfrabrik wurde am 31.3.2008 stillgelegt. Die Gebäude wurden an-schließend gesprengt. So traurig kann Bergbau sein.
Schächte 1/2/3
Sophia-Jacoba in Hückelhoven um 1950
satte 49 Meter hoch erstreckt sich die Lichtlandmarke Sophia-Jacoba, Schacht 3 in den Himmel, was den Rotton besonders zur Geltung bringt. Foto: Stiftung Industriedenkmal-pflege u. Geschichtskultur
Das der Förderturm über Schacht 3 sowie die dazugehörende MaschH nicht auch noch abgerissen wurde, ist dem Förderverein Schacht 3 und seinen Mannen zu verdanken.
Liebevoll haben die Kumpels Erinn-erungsstücke sowie ein Anschau-ungsbergwerk in der MaschH aufge-stellt. Man kann einen 150 m langen Streckenausbau begehen sowie einen funktionsfähigen Hobel und eine funktionsfähige EHB-Bahn besichtigen. Auf dem Außengelände befinden sich Loks und Waggons, mit den früher die Kohle trans-portiert wurde.
Heute befindet sich Schacht 3 im Besitz der Stiftung Industriedenk-malpflege und Geschichtskultur. Und die hat in den letzten beiden Jahren nicht gekleckert, sondern geklotzt, um das Denkmal zukunftsfähig zu machen.
Rund drei Millionen Euro flossen aus dem Programm der Städtebauförd-erung des Bundes und des Landes in die Sanierung von Schacht 3. Per Knopfdruck ließ die NRW-Ministerien für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung, Ina Scharrenbach, im Nov.d.J. den Förderturm bei Anbruch der Dunkelheit in einem strahlenden Rot aufleuchten. 30 LED-Leucht-körper wurden dafür verbaut.
Wo wir in der Vergangenheit bei unserem Einsatz für die Erhaltung von Fördergerüsten fast immer nur das Todschlagargument „finanziell nicht darstellbar, zu teuer, nicht zumutbar“ etc. von der RAG oder von der Gemeinde zu hören bekamen, da tut es richtig gut, wenn Ministerien Scharrenbach anlässlich der Ab-schlußarbeiten ausdrücklich davon sprach, dass Sophia-Jacoba (SJ) mit Schacht 3 wichtig für die Erinn-erungskultur sei.
Sie nannte Schacht 3 ein starkes Denkmal, welches in der Stadtge-schichte von Hückelhoven fest ver-ankert sei. Auch der Bürgermeister von Hückelhoven, Bernd Jansen, wurde richtig schwärmerisch, als er von der fantastischen Illumination und von einem Highlight der Industriekultur im ehem. Aachener Revier sprach.
wir sind begeistert
So äußerte sich der Vorsitzende des 1997 gegründeten Förder-vereins Schacht 3 e.V., Detlef Stab, anlässlich der umfangreichen Sanierungsarbeiten auf Sophia-Jacoba.
Denn seit dieser Zeit sind außer ein paar kleinere Reparatur-arbeiten keine größeren Arbeiten auf SJ durch-geführt worden.
Dementsprechend nagte an den Gebäuden und am Fördergerüst der Zahn der Zeit.
Das zweigeschossige Deutsche Strebengerüst mußte vollständig mit einem Korrosionsschutz und einem mehrmaligen Farbanstrich versehen werden. Zahlreiche schadhafte Stahlkon-struktionen mußten überprüft, ausgetauscht und sogar rekonstruiert werden.
Das galt auch für die Überprüfung des mar-kanten Tonnendaches.
Außerdem wurde das Verblendwerk um die Schacht-und Maschin-enhalle wiederherge-stellt und altes Mauer-werk neu verfugt.
SJ Schacht 3 wurde 1996 in die Denkmalliste eingetragen und steht seit 2001 unter Denk-malschutz.
Noch ein Wort zur Stiftung Industriedenk-malpflege und Geschichtskultur:
Die Stiftung wurde 1995 vom Land NRW und von der RAG mit dem Ziel begründet, hochrangige Zeugnisse des Industriezeit-alters durch Übernahme vor dem Abriss zu bewahren. Das ist bisher an 13 Standorten in NRW gelungen.Wir hoffen sehr, das in Zukunft weitere Anlagen des Bergbaus hinzukommen werden.
Quellenhinweise:
Stiftung Industriedenkmalpflege, Presse-Info vom 10.11.2020; RAG-Pressemitteil-ung vom 16.11.2020; Schacht-3.de o.J.; RP-Online vom 25.03.2017
Fotonachweise:
Header: NRW-Stiftung; links darunter (Fördermaschine): Stiftung Industriedenk-malpflege; Animation: Revierkohle; rechts darunter ( SJ 1-3): Paul Knippertz, CC, wikipedia, Einfärbung: Revierkohle