die grüne
Mogelpackung
Man stelle sich das mal vor: Die Bundesregierung präsentiert uns eine Wunderwaffe im Kampf gegen den Klimawandel – synthetisches Methan auf Basis von „grünem Wasserstoff“. Da soll also ein sauberer, klimafreundlicher Brennstoff entwickelt worden sein, um die Gasinfrastruktur Deutschlands weiter betreiben zu können, ohne CO₂ zu emittieren. Klingt auf den ersten Blick verlockend, doch ein zweiter Blick lohnt sich. Denn wenn man einmal die glänzende Werbemaschinerie beiseite wischt, bleibt von der vermeintlich grünen „Alternative“ am Ende nicht viel übrig.
Eine Milchmädchenrechnung in der Energiepolitik
Die Theorie klingt ja zunächst einfach und logisch: Man nimmt Wasserstoff, der durch Elektrolyse aus Wasser gewonnen wurde (natürlich mit Ökostrom!), und verbindet ihn mit CO₂ zu Methan. Dieses synthetische Methan könnte man dann einfach in unsere bestehenden Erdgasleitungen einspeisen. Die CO₂-Kreise schließen sich, die Umwelt atmet auf – oder etwa nicht?
Die Realität ist leider deutlich komplizierter. Denn dieser „grüne“ Wasserstoff muss erst einmal in riesigen Mengen hergestellt werden, was gewaltige Energiemengen erfordert. Und hier beginnt die Milchmädchenrechnung der Regierung. Um den Wasserstoff überhaupt klimafreundlich zu erzeugen, brauchen wir eine massive Menge an erneuerbarem Strom, die wir aktuell nicht annähernd zur Verfügung haben. Um Deutschland mit synthetischem Methan zu versorgen, müssten wir einen Großteil der ohnehin knappen erneuerbaren Energie nur für die Produktion von Wasserstoff und Methan aufwenden. Das klingt wenig effizient – und ist es auch.
CO₂-frei? Wohl kaum
Kommen wir zum eigentlichen Knackpunkt: die CO₂-Freiheit. Womit soll das CO₂ für die Methanproduktion eingefangen werden? Die Antwort ist so einfach wie ernüchternd: In den meisten Fällen stammt das CO₂, das man für die Methanproduktion benötigt, nicht aus der Luft oder aus einer magischen CO₂-Filtermaschine, sondern aus industriellen Quellen, die weiterhin fossile Brennstoffe nutzen. Damit ist der CO₂-Kreislauf bestenfalls eine Augen-wischerei: Das eingespeiste CO₂ mag zwar für das Methan „recycelt“ werden, aber die Quelle bleibt dieselbe – und neue Emissionen werden bei der Verbrennung des Methans wieder freigesetzt.
Hinzu kommt, dass der Prozess des „Recyclings“ von CO₂ technisch so aufwendig ist, dass er sowohl viel Energie als auch hohe Kosten verursacht. Statt den ohnehin geringen Ökostrom also direkt für wirklich emissionsfreie Technologien zu nutzen, verpulvert man ihn für die Umwandlung eines klimaschädlichen Gases in ein anderes – und nennt das Ganze „grün“.
Warum synthetisches Methan keine Lösung ist
Statt in den Ausbau echter erneuerbarer Energien und in die Effizienzsteigerung bestehender Technologien zu investieren, setzt die Bundesregierung also lieber auf die Mär eines „grünen“ Methans, das sich schön anhört, aber in Wirklichkeit ein unhaltbares Versprechen bleibt.
Die Logik dahinter ist eigentlich klar: Das Methan soll vor allem der bisherigen Gasindustrie als Brückentechnologie dienen, die so weiterhin an ihrer Infrastruktur festhalten kann. Der Vorteil für die großen Energieversorger liegt auf der Hand: Sie können sich als klimafreundliche Akteure positionieren, ohne wirklich etwas an ihren bestehenden Strukturen ändern zu müssen.
Doch während die Industrie profitiert, zahlt der Steuerzahler für diesen Pseudo-Klimaschutz teuer. Es werden Milliardensummen in die Methanproduktion gepumpt, die effektiv in den Ausbau echter Alternativen gesteckt werden könnten. Hier wäre z.B. die Kohleverflüssigung oder die Erdwärmegwinnung genannt.
Gaskraftwerke sollen umgestellt werden
Ziel: vollständige Dekarbonisierung um das Klima zu retten
Altkanzler Helmut Schmidt hatte mal gesagt, wer „Visionen“ hat, sollte mal zum Arzt gehen. Das gilt ganz besonders für die Grünen und die Bundesregierung. Die Ampel hängt nämlich der Vision an, man könne das Klima retten, in dem man die von Menschen verursachten CO2-Emissionen bis 2050 auf Null reduziert, weil CO2 schädlich sei und für die Erdeerwärmung verantwortlich zeichnet.
Es handelt sich deshalb um eine Vision, um nicht zu sagen: fixe Idee, die eher auf Wahnvorstellungen beruht, als auf Fakten. Und dieser Wahn treibt mittlerweile die halbe Gesellschaft um. Denn den Beweis ist die Bundesregierung und die ihr hörige Klimawissenschaft bis heute schuldig geblieben, das CO2 verantwortlich für die Erderwärmung ist. Behauptet wurde seit Einführung des EEG im Jahre 2000 bis heute zwar viel. Ein wissenschafftlich korrekter Beweis konnte bis heute jedoch nicht erbracht werden.
Wie auch. Denn CO2 ist schwerer als Luft und sinkt zum großen Teil in den Ozean hinab und hat in der Atmosphäre lediglich einen Anteil von 0,04 % (= 400 ppm pro 1 Mio. trockener Luftmoleküle) . Ohne C02 könnten die Pflanzen keinen Sauerstoff produzieren und wir wären alle tot. Kann man in jedem Schulbuch, das vor 2000 geschrieben wurde, nachlesen.
VERLOCKUNG
grüner Wasserstoff
Das erste Flüssiggasterminal (LNG) wurde Ende 2022 feierlich in Wilhelmshaven eingeweiht, nachdem Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in Kartar einen großen Diener vor den Scheichs gemacht hatte, um das Gas zu bekommen. Die Notwendigkeit ergab sich aufgrund des Angriffs Russlands auf die Ukraine. In der Folge belegte die Bundesregierung Russland mit mehreren Embargos. Außerdem wurde die Gaspipeline Nordstream 1 und 2 Opfer eines Sprengstoffanschlags am 26.Sept. 2022.
Seit dem zahlt die Bundesregierung das dreifach teurere Gas aus Saudie-Arabien, weil dieses heruntergekühlt und verflüssigt werden muß, bevor es mit Spezialschiffen zu den Flüssiggasterminals in Deutschland gebracht werden kann. Und dort muß es wieder in seinen Gaszustand zurückversetzt werden. Und selbstverständlich handelt es sich nicht um grünes, sondern stinknormales graues (fossiles) Erdgas. Das soll in 68 noch zu bauenden neuen Gaskraftwerken verbrannt werden. Diese sollen so errichtet werden, das die Anlagen H2-ready-fähig sind in der Zukunft.
Mit anderen Worten : die Gaskraftwerke sollen auf grünen Wasserstoff umgerüstet werden können. Ob der Weltmarkt genügend und sündhaft teuren grünen Wasserstoff bereithalten kann, ist derzeit völlig offen. Dementsprechend zurückhaltend sind auch die Investoren.
Doch ist synthetisches Methan wirklich so CO2-neutral, wie die Hersteller gerne behaupten? Auf den ersten Blick scheint das so zu sein. Denn bei der Produktion von synthetischem Methan wird das abgeschiedene CO2 von Kraftwerken und Industrieanlagen genutzt. Die Abscheidemethode nennt sich Cabon, Chapter & Storage-Verfahren (CCS). Hierüber hatten wir schon mehrmals berichtet. (siehe > Archiv) CO2 lässt sich aber auch aus der Luft herausfiltern. (mit Hilfe der sog. Direct Air-Gature-Methode) Der Wasserstoff kommt aus dem Elektroyseur, der mit Hilfe von ganz viel Strom aus Windrkaftanlagen Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten wird. Bei grauem Wasserstoff wird Methan in seine Bestandtteile Wasserstoff und Kohlendioxid aufgespalten.
Die Methanisieung erfolgt bei grauem Erdgas in einer sog. Sabatieranlage. Bei Temperaturen zwischen 300 und 400 Grad Celsius und einem Druck von rd. 30 Bar reagieren CO2 und Wasserstoff unter starker Wärmeabgabe zu Wasser und Methan. Wird das Gas später verbrannt, entsteht wiederum Kohlendioxid. Und bis das synthetische Gas aus Katar in Deutschland verbrannt werden kann, geht die Hälfte des Methans durch Verdunstung auf dem Seeweg verloren. Die Verstromung über Gasturbinen führt zu einem weiteren Verlust von 14-15 %. Selbst die von der Bundesregierung gesponserte Energiewende-Beschwörer-Denkfabrik “ Agora Energiewende“ (über die wir ebenfalls schon berichteten) kam in 2023 zu dem Ergebnis, das die Nutzung synthetischen Methas aufgrund des niedrigen Reifegrades der Technologie und der hohen Kosten mit vielen „Herausforderungen“ einhergehe.
Sollten bis 2035 nicht genügend grüne Gaskraftwerke zur Verfügung stehen, bleiben Gott sei Dank immer noch unsere Grundlastkraftwerke übrig. Und bis dahin hat sich hoffentlich wieder ein vernunftorientierter Zeitgeist in die Zeitgenossen eingeschlichen.
Glückauf !
Quellenhinweise:
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 31.07.2024; Welt.de vom 04.05.2024; ag-w.de vom 03.08.2024; Tagesspiegel.de vom 11.09.2024; gas.info o.J.; Handelsblatt vom 02.08.2024; ZDF.de vom 02.10.2024; NZZ.de vom 11.04.2024 Eike.de vom 31.07.2024 , VDI-Nachrichten vom 26.07.2024 sowie RK-Redaktion vom 14.11.2024
Fotonachweise:
Header: Gasfackel: pexels.com; Freistellung und Illustration: Revierkohle: Hintergrund: Gasblasen: pexels.com; rechts Mitte ( Windkraftgrafik): pixabay.com; rechts darunter: Gaskraftwerk: pexels.com