Die landesweit für Bergbau zuständige Abteilung 6 bei der Bezirksregierung Arnsberg (ehemaliges Oberbergamt) hat den Hauptbetriebsplan für den Rhein-braun-Tagebau von RWE bis Ende 2022 genehmigt. Damit besteht für die Tage-baue Garzweiler I und II Planungssicher-heit für die nächsten zwei Jahre.
Der Hauptbetriebsplan regelt den weiteren Betrieb und den Abbauverlauf des Tagebaus und muß nach Auslauf immer wieder neu beantragt werden. In diesem Betriebsplan wird auch geregelt, wie die Sicherheit und der Umweltschutz zu gewährleisten ist. RWE hatte schon in der Vergangenheit weit über die Umwelt-auflagen hinaus für die Wiedernutzbar-machung und Aufforstung ausgelaufener Tagebaue im rheinischen Revier gesorgt. (wir berichteten bereits in 2019 über diese Maßnahmen ausführlich, siehe)
Geschichte des Tagebaus Garzweiler
Der Tagebau Garzweiler I ent-stand 1983, gehört der RWE-Tochter Rheinbraun und erstreckt sich auf einem rd. 60 Quadrat-kilometer großen Gebiet, östlich der Autobahn A 44. Garzweiler II ist 48 Quadratkilometer groß und liegt an der A 46 bei Erkelenz. Die Genehmigung für Garzweiler II wurde 1995 erteilt. Weitere Ab-bauflächen von 6,5 Quadratkilo-metern liegen auf dem Gebiet der Gemeinde Jülich und 1,5 Quadrat-kilometer auf dem Gebiet der Stadt Mönchengladbach. 2016 wurde aufgrund einer Entscheid-ung der Landesregierung von NRW der Tagebau Garzweiler II verkleinert.
Die Braunkohlenreserven im Tage-bau Garzweiler II belaufen sich auf rd. 1,3 Mrd. T Braunkohle. Die Kohle in der sog. niederrheini-schen Bucht bildete sich vor rd. 30 Mio. Jahren durch anhaltende Senkungsbewegungen. Die Flöze haben eine Mächtigkeit von bis zu 100 m. Der Haupteingang zum Tagebau Garzweiler II liegt am Autobahnkreuz Jackerath.
Zukunftsplanung
Bis 2045, so der geplante Abbauzeitraum, sollen die Braun-kohlebagger im Gebiet von Garz-weiler II Kohle fördern – zwischen 35 und 45 Millionen Tonnen pro Jahr. Die Kohle liegt in etwa 210 m Tiefe.
Ab 2045 soll das ausgehobene Restloch mit Wasser aus dem Rhein geflutet werden, so dass ein bis zu 185 Meter tiefer See ent-stehen wird. Weitere Renaturier-ungsmaßnahmen sind vorgeseh-en.
15 Ortschaften müssen bis dahin weichen. Für die rd. 7600 Mensch-en werden 10 Jahre vor dem Ab-riss der alten Gemeinden neue Häuser und Ortschaften gebaut. Ferner erhalten sie für die ehe-maligen Grundstücke und Häuser Entschädigungszahlungen von RWE. Inwieweit der Abbauzeit-raum sich durch politische Aktion-en verkürzen könnte, ist offen.
Brauchen wir die Braunkohle noch ?
Wenn wir die Aktivisten von FFF oder Extinction Rebellion, die Grünen oder von „Ende Gelände“ fragen würden, dann wäre das so, als wenn man die Kröte fragen würde, ob Sie mit einer not-wendigen Trockenlegung des Sumpfes einverstanden wäre. Da wir von dort keine realitätsnahen Antworten aufgrund unserer Er-fahrungen erwarten dürfen, haben wir Fachleute vom VDI befragt. Und die Antworten waren klar: da erneuerbare Energien keine ge-sicherte Leistung zur Verfügung stellen können, werden weiterhin Kraftwerke benötigt, um die Schwankungen auszugleichen. Braunkohlekraftwerke mit opti-mierter Anlagentechnik helfen gleichzeitig, flexibler auf diese Schwankungen zu reagieren. Da Braunkohle leider einen hohen Wasseranteil von 50 % hat, wird diese in Zukunft vorgetrocknet, anstatt die Trockung mit Hilfe von 1000 Grad heißen Rauchgasen vorzunehmen. Das ist energe-tisch sinnvoller, da so der Wirk-ungsgrad des Kraftwerks um rd. 3 % gesteigert werden kann.
Um die C02-Freiheit zu erreichen, muß man die Kohle nicht ab-schaffen, sondern die bestehende CCS-Abscheidetechnik im Bereich der Waschlösungen optimieren. Das sog. Carbon Captue & Stor-age-Verfahren muß darüber hin-aus auch noch auf eine groß-technische Basis gestellt werden. Hierzu bedarf es des politischen Willens. Und der fehlt derzeit leider.
Kartenausschnitt: Thomas Römer/ Open Street Map data, CC-BY-SA-2.0, wikimedia commons
Wolfgang Ipolt, Bischof des Bistums Görlitz
„Meine Haltung zur Braunkohle ist gespalten. Sind die Windräder wirklich die Zukunft ? Oder ist es eher die Photovoltaik ? Da ist noch viel Forschungsarbeit notwendig. Man darf daher den Ausstieg aus der Braunkohle nicht überstürzen. Das muss verantwortlich geschehen, da es auch um die Menschen geht, die ihren Lebensunterhalt in der Kohle verdienen.“
Im Rheinland, in der Lausitz und in Mitteldeutschland arbeiten derzeit noch rd.21.000 Menschen im Braunkohletagebau. Nach Angaben des Bundesverbandes Braunkohle sind es unter Hinzurechnung der Zuliefererbetriebe und Kraftwerke rd. 70.000 Beschäftigte. Diese kann man nicht alle zu Software-Experten umschulen.
Quellenhinweise:
Bezirksregierung Arnsberg, Abt. 6 Bergbau und Energie in NRW vom 30.12.2019; Kölner-Stadt-Anzeiger vom 13.09.2017; RP-Online vom 10.02.2015; Ingenieur.de vom 17.12.2010; Katho-lisch.de vom 18.01.2018; Wirtschaftswoche vom 24.07.2018 und RK-Redaktion vom 17.02.2020
Fotonachweise:
Header: Tagebau Garzweil-er: pixabay.com; Schaufel-radbagger: Dark Workx, pixabay.com; darunter: Max Mustermann, pixabay.com; RWE-Stromtankstelle: Tomasz Mikolajczyk, pixa-bay.com; ganz unten: Braunkohlekraftwerk Fri-mmersdorf: RWE, dunkel im Hintergrund: Braunkohle kraftwerk Neurath, RWE