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Thyssen-Krupp: droht Zerschlagung nach Streit ?

Lehner und Hiesinger haben hingeschmissen

Was ist los ?

Aufgrund eines erbitterten Machtkampfes zwischen dem Thyssen-Krupp-Vorstand und den Anteilseignern wie Cevian-Gründer Förberg und dem US-Hedgefond Elliott über den zukünftigen Kurs des Konzerns hat der Vorstandsvorsitzende Heinrich Hiesinger sowie der Aufsichtsratsvorsitzende Ulrich Lehner Anfang Juli das Handtuch geschmissen. Der Konzern steht nun vor einer Zerreisprobe.

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Über die Hintergründe

Der Konzern

Die Thyssen-Krupp AG ist ein deutscher diversifizierter Industrie-konzern mit dem Schwerpunkt der Stahlverarbeitung in Duisburg. Der Hauptsitz ist (noch) in Essen. Der Konzern entstand 1999 aus der Fusion der Friedrich Krupp AG – Hoesch-Krupp mit der Thyssen AG. Hauptanteilseigner ist die Krupp-Stiftung, ebenfalls mit Sitz in Essen. Die Stiftung hält 21 % der Anteile. Das Erbe und den letzten Willen des Unternehmensgründers, Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, ver-waltet Frau Prof. Dr. Dr. Ursula Gather, Rektorin der Uni Dortmund. Der Konzern beschäftigt weltweit rd. 150.000 Mitarbeiter und kam im Juli 2018 auf einen Börsenwert von 17,3 Mrd. US-Dollar. Der Umsatz liegt bei rd. 43 Mrd. EUR.

Nachgestaltung: Revierkohle
Headquater Thyssen-Krupp in Essen, Foto: orensteiner, pixabay.com

Die Schuldfrage

Hiesinger und Lehner hatten dem Konzern durch die Fusion mit dem indischen Stahlkonkurrenten Tata einen gewaltigen Deal aufgebürdet, der zu erheblichen Mehrbelast-ungen führte. Die Abspaltung der Stahlsparte wurde durch Lehner gegen Widerstände durchgesetzt. Mit der Fusion erklärte sich die Stiftung aber  einvestanden. Auch die Arbeitnehmervertreter waren dafür. Dann machte der schwedi-sche Anteilseigner Cevian Druck, dem die Umbaubemühungen des Konzerns nicht weit genug gingen. Um die hohen Kosten zu reduzieren, plädierte Cevian-Gründer Förberg für eine Zerschlagung des Konzerns. Konkret forderte er den Verkauf der lukrativen Aufzugssparte. Hiesinger und Lehner lehnten das ab, weil dies einem Ausverkauf  des Kon-zerns gleichgekommen wäre. Auß-erdem wäre die Zerschlagung nicht im Sinne des Stifters, Alfried Krupp von Bohlen und Halbach als auch nicht im Sinne der Konzeernlegende Berthold Beitz gewesen. Sie sprangen daher von der Lok. Hiesinger und Lehner erklärten nach ihrem Rücktritt, dass sie auch den Rückhalt der Krupp-Stifung vermisst hätten. Die IG-Metall will nunmehr im Interesse der Mi-tarbeiter mithelfen, dass der Kon-zern erhalten bleibt. Ärgerlich findet es IG-Metall-Gewerkschafter  Grolms, das die Krupp-Stiftungs-chefin Gather kurz vor dem Rücktritt von Vorstandschef Lehner schon mal beim Aufzugskonkurrenten Kone vorgesprochen hat. Das löste unter den Beschäftigten große Un-ruhe aus. Auch die Bundesregier-ung macht sich mittlerweile große Sorgen um den Bestand des Tradi-tionsunternehmens. Das Bundes-wirtschaftsministerium warnte vor einer Zerschlagung.

 

Hat die Stiftung versagt ?

In einem Brief der Mitarbeiter an die Stiftungschefin Gather schrieben diese, das sie traurig seien, dass sie einen aufrechten, gerechten und hochangesehenen Firmenchef ver-loren haben und sie seien ent-täuscht, weil die Stiftung ihren Kern-auftrag, das Erbe von Alfried Krupp zu bewahren, nicht erfüllt habe. Sie, Gather, habe in beispielloser Igno-ranz dem Treiben feindlicher Invest-oren zugeschaut und sich nicht ein einziges Mal öffentlich zu Heinrich Hiesinger und seiner Unternehm-enspolitik bekannt. Nach dem sich die IG-Metall, der OB von Duisburg, Arbeitsminister Hubertus Heil, Wirt-schaftsminister Peter Altmaier und der Gesamtbetriebsrat von Thyssen-Krupp gegen eine Zerschlagung aus-gesprochen hatten, reagierte nun endlich auch die Krupp-Stiftung auf die Vorwürfe. Ursula Gather als Stiftungsvorsitzende ruderte zurück und erklärte am 27.7.2018, dass es eine Zerschlagung mit ihr nicht geb-en werde. Die Sicherung der Arbeits-plätze und die Erhaltung der sozialen Marktwirtschaft hätten (wieder?) Vorrang. Da die Stiftung mit 21 % den größten Anteil an dem Konzern hält, kann sie die Strategie vorgeben. Wie lange sie sich gegen die beiden Hedgefonds Cevian und Elliot mit dieser vernünftigen Kurskorrektur wird behaupten können, bleibt ab-zuwarten. Die Situation bleibt für Thyssen-Krupp angespannt. Der neue Interimsvorstand, Gudio Kerkhoff, will jedenfalls mithelfen, dass eine Zerschlagung verhindert wird.

 

Foto: wibke, pixabay.com

Thyssen-Krupp

ein grosser Mischkonzern mit drei wichtigen Standbeinen

Stahl

Foto: zephylwer,pixabay.com

Fahrstühle

Foto: wolfgang 1663, pixabay.com

Werkstoffe

Autos, Maschinen, Chemie u.v.a. Foto: moerschi,pixabay.com

Quellenhinweise:

vgl.hz. a. Handelsblatt vom 12.07.2018, 18.07.2018, 27.7.2018 und 28.07.2018; Hamburger Abendblatt vom 16.7.2018 und 18.7.2018; Stern vom 17.07.2018; WAZ vom 17.7.2018 Wikipedia.de; Pressemitteilung der Krupp-Stiftung vom 13.7.2018 sowie RK-Redaktion vom 06.08.2018

 

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