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Kokerei und Koksofenlöschturm von ThyssenKrupp in Duisburg-Schwelgern, Foto: Olli Aust auf pixabay.com

Thyssen-Krupp, einst das Aushängeschild der deutschen Schwerindustrie, hat in den letzten Jahren immer wieder mit wirtschaftlichen Herausforderungen zu kämpfen gehabt. Das Jahr 2023 markiert einen weiteren Tiefpunkt in der Unternehmensgeschichte mit einem Nettoergebnis von minus 314 Millionen Euro. Dieser kritische Beitrag beleuchtet die Hauptursachen für dieses alarmierende Ergebnis und wirft einen Blick auf die strukturellen Probleme, die den Konzern plagen.

                       Rückläufige Stahlpreise und Nachfrage

Einer der Hauptgründe für das negative Nettoergebnis von Thyssen-Krupp im Jahr 2023 war der Rückgang der Stahlpreise auf dem globalen Markt. Nach der COVID-19-Pandemie erholte sich die Nachfrage nach Stahl nur schleppend, und der Wettbewerb insbesondere aus China und Indien setzte die Preise weiter unter Druck. Als einer der größten Stahlproduzenten Europas war Thyssen-Krupp stark von diesen Marktbedingungen betroffen.

                     Energiekrise und steigende Produktionskosten

Die Energiekrise in Europa, ausgelöst durch geopolitische Spannungen und den Krieg in der Ukraine, führte zu stark steigenden Energiepreisen. Da die Stahlproduktion extrem energieintensiv ist, stiegen die Produktionskosten für Thyssen-Krupp erheblich an. Trotz Bemühungen, die Effizienz zu steigern und Kosten zu senken, konnten die hohen Energiekosten nicht vollständig kompensiert werden.

                               Interne Umstrukturierungsprobleme

Thyssen-Krupp befindet sich seit Jahren in einem umfassenden Umstrukturierungsprozess, der zahlreiche Geschäftsbereiche betrifft. Diese Restrukturierungen sind notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen, doch sie gehen oft mit hohen Kosten und operativen Schwierigkeiten einher. Im Jahr 2023 führten Verzögerungen und ineffiziente Umsetzungsstrategien zu zusätzlichen Belastungen für die Bilanz des Unternehmens.

                    Verlustbringende Sparten und Veräußerungen

Ein weiterer entscheidender Faktor für das negative Ergebnis waren die Verlustbringer innerhalb des Konzerns. Insbesondere der Geschäftsbereich Anlagenbau sowie die Sparte für maritime Systeme blieben weit hinter den Erwartungen zurück und generierten erhebliche Verluste. Zudem gelang es Thyssen-Krupp nicht, profitabelere Geschäftsbereiche zu verkaufen oder gewinnbringend zu restrukturieren, was die finanzielle Situation weiter verschlechterte.

            Mangelnde Innovationskraft und Zukunftsperspektiven

Thyssen-Krupp hat in den letzten Jahren Schwierigkeiten gehabt, sich an die sich wandelnden Marktbedingungen anzupassen. Während Konkurrenten verstärkt in innovative und nachhaltige Technologien investierten, hinkte Thyssen-Krupp hinterher. Die fehlende Innovationskraft und die langsame Anpassung an die Bedürfnisse der modernen Industrie, wie beispielsweise die Digitalisierung, führten dazu, dass der Konzern Marktanteile verlor und sich nur schwer neue Geschäftsfelder erschließen konnte. 

Hinzu kommt der sündhaft teure und nicht wettbewerbsfähige Versuch, die Stahlprouktion mit Hilfe von Kokskohle auf grüner Wasserstoffbasis umzustellen. Bei diesem Prozess wird das Eisen nicht mehr geschmolzen, sondern mit Hilfe sog. Direktinduktionsanlagen  zu Eisenschwamm verarbeitet und in einem Elektrolichtbogenofen veredelt. 

Ohne staatliche Dauersubventionen ist die Umstellung  wirtschaftlich nicht darstellbar, weil die grüne Wasserstoffproduktion (grün, weil der benötigte Strom von Windkraftanlagen erzeugt wird) dreimal so viel Energie verbraucht, wie Kokskohle. Und die armselige Begründung, man tue dies, um das Klima zu retten, um die Stahlproduktion CO2-frei zu gestalten, ist wenig glaubwürdig, da die CO2-Emissionen nur einen ganz kleinen Teil dazu beitragen, das sich das Klima vearändert. Der Mensch kann daran kaum etwas ändern. Die Umstellung wird dafür aber zig-Tausenden Stahlarbeitern in den nächsten Jahren den Job kosten.    

  

Gesichter des Widerstands.

KAHLSCHLAG

DROHT BEI TKS und HKM IN DUISBURG

Wir brauchen Millionen für den Stahl, nicht für die Stiftung!“ „Kunst oder Stahl?“ „Stahl ist Zukunft!“ “ Konzept Ja – Kahlschlag Nein!“ Mit solch griffigen Parolen hatte die IG Metall die Stahlarbeiter aufgefordert, ihrem Unmut Luft zu machen.  Über 27.000 Stahlarbeiter folgtem dem Aufruf. Am 08.03.2023 versammelten sie sich am Tor 3 des Hüttenwerks von Krupp-Mannesmann in Duisburg. 

Und am 20.06.2024 versammelten sich wieder Hunderte von Beschäftigten vor dem Tor von TKS und vor der Villa Hügel in Essen und beklagten sich bei der neuen TK-Stiftungsvorsitzenden,  Frau Prof. Dr.Dr.h.c. Ursula Gather, die eine historische Verantwortung gegenüber den Stahlbeschäftigten hätte und sich nicht heraushalten könne, so der Gesamtbetriebsratschef, Tekin Nasikkol. 

Statt dessen schwadronierte Gather darüber, das Sie dem TK-Vorstandsvositzenden Miguel Lo´pez nach wie vor voll vertrauen würde und sprach von Falschbehautptungen und Beschämungen durch die IG Metall. Dagegen verwahrte sich der frühere IGM-Chef Detlef Wetzel energisch. Immerhin sei die Alfred-Krupp von Bohlen-und Halbach-Stiftung größter Einzelaktionär von ThyssenKrupp. 

Leider reichte das den Stahlarbeitern nicht. Sie sehen Ihren Arbeitsplatz und den Gesamtkonzern akut gefährdet. Mit dem sog. APEX-Programm versucht der Vorstand zwar, die Umstrukturierung des schwächelnden Stahlriesen schneller voranzutreiben, aber der sinkende Absatz und die gnadenlos billige Konkurrenz aus Indien und China führen dazu, das immer wieder Rückschritte eintreten. 

Zu allem Überfluss glaubt der Vorstand und die Stiftung, das die Rettung in der Transformation hin zur grünen Stahlproduktion liegen würde. Das könnte dem Konzern endgültig das Genick brechen. Verluste brachte auch der Bereich Marime Systems und Marineelektronik und ThyssenKrupp India ein ( dort nennt sich der Konzern Decarbon Technologies).  Bei Decarbon sollen 2.370 Stellen gestrichen werden.   

Erfreulich ist, das die Beschäftigten über  Subventionen für billigen Industriestrom und grüner Stahlproduktion viel realistischer nachdenken, als der Vorstand. Sie haben offensichtlich erkannt, das Sie nicht um ihren Arbeitsplatz kämpfen, sondern das es um die Interessen des Unternehmens geht. So beklagten einige Teilnehmer, das Subventionen nicht in Ordnung sind, da es letztendlich Steuergelder sind, die an anderer Stelle fehlen würden.

Viele waren sich zum Schluß der Veranstaltung (wieder einmal) einig, das man nicht die Interessen der Belegschaft in den Mittelpunkt stellen und gleichzeitig glauben könne, das die mit den Renditeinteressen des Vorstands und der Aktionäre in Einklang zu bringen wäre. Das wäre Traumtänzerei. 

Nun wartet man auf finanzstarke Investoren, die TKS und HKM übernehmen könnten, um den Konzern zu retten. 

ehemalige Union-Brauerei in Dortmund, Foto: Anke Sundermeier

Quellennachweise: 

merkur.de vom 14.02.2024; IG-Metall Duisburg-Dinslaken vom 21.06.2024; WAZ vom 24.06.2024; Lokalkompass Duisburg vom 09.03.2023; Kölner-Stadt-Anzeiger vom 21.06.2024; Welt.de vom 21.06.2024; boersennews.de vom 21.06.2024 und RK-Redaktion vom 14.07.2024  

 Fotonachweise:

Header:  Montage: Revierkohle: Fotos: pixabay.com; links darunter: Hochofen TKS bei Nacht: Herbert Aust, Hochofen freigestellt (klein): pixabay.com, links darunter: KI-Foto freigestellt von artguru.com; rechts darunter: Anke Sundermeier auf pixabay.com   

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